Bochum. Der Machtkampf in der SPD Bochum ist beendet. Axel Schäfer soll für den Bundestag kandidieren. Parteichef Karsten Rudolph macht den Weg frei.
Karsten Rudolph zog am Wochenende die Notbremse. Der Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Bochum gab im Kampf um die Bundestagskandidatur für den Wahlkreis Bochum I auf. "Ich möchte die Partei vor einer Zerreißprobe bewahren", sagte der 58-Jährige am Sonntag der WAZ auf Anfrage.
Profiteur dieses überraschenden Rückzugs ist Axel Schäfer. Der Bundestagsabgeordnete soll im Herbst nun erneut kandidieren und den Wahlkreis für die Stadtbezirke Wattenscheid, Mitte, Süd und Südwest zum sechsten Mal für die SPD holen.
Machtkampf um Bundestagskandidatur in Bochum ist entschieden
69 Jahre alt wird Schäfer dann sein. Zu seinem Sieg äußern wollte sich der Sozialdemokrat am Sonntag nicht. "Wir brauchen noch einen Tag Zeit."
Wochenlang hatte hinter den Kulissen der Machtkampf zwischen Rudolph und Schäfer getobt. Mit gezielten Indiskretionen sollte insbesondere der Parteichef beschädigt werden. So war von einem Erpressungsversuch Rudolphs die Rede.
Im Ortsverein Eppendorf habe er gedroht, im Falle einer Niederlage Vorsitz und Landtagsmandat hinzuschmeißen. "Das stimmt definitiv nicht", sagt Lars Nienke, Vorsitzender des Ortsvereins. Die Bewerbung von zwei hochqualifizierten Leuten spreche für die Partei und sei ein demokratischer Wettbewerb.
Ehrabschneidende Äußerungen in den sozialen Medien
So sieht es auch Carina Gödecke, die zusammen mit Rudolph und Serdar Yüksel für die SPD im Landtag sitzt: "Die Bewerbung des Vorsitzenden ist kein außergewöhnlicher Vorgang und sie ist auch nicht unredlich."
Die SPD-Politikerin kritisierte im Gespräch mit der WAZ indes "ehrabschneidende Äußerungen", die bis zu diesem Wochenende auf Facebook zu lesen waren. Es ging unter anderem um Kommentare zu einem Video des Ortsvereins Hamme, in dem sich Genossen für die Wahl Axel Schäfers aussprechen.
Verdienter Genosse fürchtet Parteiausschluss
In die Schusslinie geriet dabei der ehemalige Vorsitzende in Hamme Rudolf Malzahn. Man habe im Unterbezirksvorstand sogar darüber gesprochen, "mich aus der Partei zu werfen", berichtete der 77-Jährige der WAZ.
Malzahn, der bundesweit bekannt wurde, als er das Parteiausschlussverfahren gegen den früheren Bundeswirtschaftsminister und NRW-Ministerpräsidenten Wolfgang Clement anstieß, geht mit Rudolph hart ins Gericht: "Wo war Rudolph in den Wahlkämpfen. Axel Schäfer ist ein Mann zum Anfassen."
SPD-Chef blickt nach vorn und kommentiert Angriffe nicht
Rudolph äußert sich zu den Vorwürfen nicht. "Als Vorsitzender der SPD bin ich als erstes gefordert, die Einheit der Partei zu wahren. Die Fronten sind jetzt geklärt, es geht nun darum, nach vorne zu schauen."
Der geschäftsführende Vorstand, so Rudolph, werde an diesem Montag, 8 Februar, dem Unterbezirksvorstand vorschlagen, Axel Schäfer zum Kandidaten auszurufen. Diese Empfehlung sei am Sonntag einstimmig so gefasst worden. Entscheiden werden die Delegierten dann am 22. Februar.
Rudolphs Notbremse erscheint nobel. Wissen sollten Interessierte aber auch, dass Probeabstimmungen zu den Kandidaten in den Stadtbezirken Mitte und Ost zu Gunsten Schäfers ausgefallen sind und es im Südwesten ein Patt gegeben hatte.
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Anmerkung: In einer früheren Fassung hatten wir von Abstimmungen in den Stadtbezirken Wattenscheid, Ost und Südwesten geschrieben.