Bochum-Querenburg. Wieder haben in Bochum Strohballen gebrannt, diesmal auf einem Reiterhof in Querenburg. Der Brandstifter ist offenbar nur knapp entkommen.

Die Brandserie geht doch weiter: Nachdem vergangene Woche in drei aufeinanderfolgenden Nächten Strohballen auf Reiterhöfen in Bochum brannten und die Polizei daraufhin einen Tatverdächtigen zumindest vernommen hatte, schien sich die Lage beruhigt zu haben. Bis zu dieser Nacht von Donnerstag auf Freitag, als rund 200 Strohballen auf einem Feld neben dem Reiterhof Rumberg in Bochum-Querenberg – direkt an der Stadtgrenze zu Witten – in Flammen aufgingen. Der mutmaßliche Täter, so scheint es, wäre in diesem Fall offenbar fast erwischt worden.

Wieder brennen Strohballen in Bochum: Polizei sucht Täter mit Hubschrauber

Es war eine Polizeistreife, die den Brand gegen 23.30 Uhr entdeckt hatte. Zugleich gingen auch schon Anrufe von Anwohnern bei der Feuerwehr ein, die das Feuer meldeten. Auf dem Reiterhof direkt über dem Landhof Kemnade waren alle sofort auf den Beinen, um das Schlimmste zu verhindern. „So konnten wir zumindest eine Strohmiete retten“, erzählt Susanne Heckroth, die mit ihrem Ex-Lebensgefährten Thomas Romberg den Reiterhof führt. 40 Pferde stehen hier. Immerhin: Mensch und Tier ist nichts passiert.

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Heckroth berichtet, dass fast auch ein weiterer Stapel an Rundballen Feuer gefangen hätte. Das bestätigt auch die Feuerwehr. „Der Landwirt konnte mit seinem Radlader einen brennenden Strohballen rechtzeitig entfernen. Dieser Stapel sollte wohl auch angezündet werden“, teilt Sprecher Martin Weber mit. Die Vermutung liegt also nahe, dass der Täter sein „Werk“ nicht vollenden konnte und gestört wurde.

Susanne Heckroth (von links), Jennifer Holderberg und Bettina Frommholz vom Reiterhof Romberg in Bochum-Stiepel bei einer kurzen Pause am Morgen „danach“. Der Brand der Strohballen hat sie die ganze Nacht auf Trab gehalten.
Susanne Heckroth (von links), Jennifer Holderberg und Bettina Frommholz vom Reiterhof Romberg in Bochum-Stiepel bei einer kurzen Pause am Morgen „danach“. Der Brand der Strohballen hat sie die ganze Nacht auf Trab gehalten. © Unbekannt | Gernot Noelle

Wohl auch deswegen suchte die Polizei mit einem Großaufgebot die Umgebung ab, während die Feuerwehr das Feuer die Nacht über kontrolliert abbrennen ließ. Mit mehreren Streifenwagen wurde die Gegend abgefahren, in der Luft kreiste ein Hubschrauber und suchte mit einer Wärmebildkamera.

Brandserie in Bochum: Hofbesitzer leben in Angst

„Die Erfahrung hat uns ja gezeigt, dass Täter sich das Ganze durchaus auch mal aus der Entfernung anschauen“, berichtet Polizeisprecher Volker Schütte. „Leider war unser Einsatz erfolglos. Wir bleiben aber dran. So wie auch die ganze vergangene Woche.“ Auch Beamte in Zivil seien unterwegs, um den Brandstifter zu schnappen.

Warum „Nina“ diesmal nicht warnte

Eine Warnung über die Warn-App „Nina“ habe es diesmal nicht gegeben, teilt die Feuerwehr mit: Der Brandort liege zwar relativ nah zur Autobahn 43 am Kemnader See, hieß es. „Der Rauch zog aber nicht direkt über die Autobahn“, erklärt ein Feuerwehrsprecher. Zudem sei die Gegend um den Brandort dünn besiedelt.Die Polizei bittet auch weiterhin um Hinweise von möglichen Zeugen. Wichtig wären speziell Hinweise auf verdächtige Fahrzeuge im Umfeld des Brandes in Querenburg, die in der Nacht womöglich aufgefallen sind. Kontakt zur Polizei besteht telefonisch unter den Nummern 0234 909 -41 10 oder -44 41.Am Mittwoch steht in Bochum ein Hattinger (26) vor Gericht. Vorwurf: Dem Angeklagten wird zur Last gelegt, im November sowie im Dezember 2019 in Bochum in zwei Fällen jeweils eine Brandstiftung begangen zu haben. In beiden Fällen soll der Angeklagte in Bochum unter Verwendung von Grillanzündern Strohballen in Brand gesetzt haben.

Denn dass es sich um Brandstiftung handelt, steht für alle außer Frage. Wenngleich die Ermittlungen zu dem aktuellen Brand natürlich noch nicht abgeschlossen sind. Für die Reiterhof-Besitzer und Landwirte in Bochum und Umgebung wäre ein Ermittlungserfolg eine große Erleichterung. Auch auf dem Reiterhof Rumberg sei zuletzt, nach den jüngsten Brandanschlägen, die Angst umgegangen. „Natürlich geht man dann immer mal gucken, ob alles in Ordnung ist“, sagt Susanne Heckroth. „Aber man kann ja die Strohballen nicht die ganze Nacht bewachen.“

Der Schaden gehe in die Tausende, schätzt sie. Und jetzt, zu dieser Zeit neues Stroh für die Pferde zu besorgen, sei richtig teuer. „Und dann die ganze Arbeit, die wir da reingesteckt haben. Wir ernten ja alles selbst.“

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Am Freitagmorgen gegen 9 Uhr ist das Feuer gelöscht. Der Landwirt pflügt die qualmenden Überreste zur Sicherheit noch einmal unter. In Spitzenzeiten, so bis etwa 1.30 Uhr, waren insgesamt 73 Einsatzkräfte von Berufsfeuerwehr und Freiwilliger Feuerwehr im Einsatz. Dann übernahmen 27 Mitglieder der „Freiwilligen“ aus Querenburg und Langendreer die Überwachung.

Vierter Strohballenbrand in Bochum innerhalb von acht Tagen

Der Strohballenbrand in Querenburg ist der vierte in Bochum innerhalb von acht Tagen; vergangene Woche hatten in drei aufeinanderfolgenden Nächten Strohballen in Stiepel, in Laer und in Höntrop auf der Stadtgrenze zu Essen gebrannt. Im Zuge der Ermittlungen hatte die Polizei einen Tatverdächtigen vernommen; er durfte das Polizeipräsidium am Freitag, 29. Januar, allerdings wieder verlassen.

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