Bochum. Die Clubs und Diskotheken in Bochum stehen in der Corona-Krise mit dem Rücken zur Wand. Manchem Lieblingsladen könnte die Luft ausgehen.

„Wir feiern nach!“, verheißt die Homepage der Diskothek Prater. Am 3. Oktober 2020 sollte der 30. Geburtstag in Hofstede zelebriert werden. Neues Datum ist nun der 2. Oktober 2021. Spätestens dann, so die Erwartung nicht nur in der Bochumer Großraumdisko, soll es mit dem Verzicht auf Feiern und Partys endlich vorbei sein. Bis dahin heißt es: weiter hoffen, weiter bangen.

Als im März 2020 die Corona-Pandemie die Lichter in den Clubs und Diskos ausgehen ließ, argwöhnte mancher Betreiber: „Das könnte es für dieses Jahr gewesen sein.“ Stimmt. Und weit mehr als das. Trotz Rotlicht-Warnaktion, Demos in Berlin, ambitionierter Hygienekonzepte und flammender Appelle an die Politik hält der Lockdown in der Ausgehbranche bis heute an. Öffnungs-Perspektiven: nur vage sichtbar.

Clubs in Bochum: Schnitzel statt Schwofen

„Wir tappen weiter von Monat zu Monat im Dunklen und können nur Mutmaßungen anstellen“, sagt Nicole Hellebrandt, Sprecherin der „Party Arena“ am Nordring und des „Platzhirsch“ im Bermudadreieck. Während das frühere „Oberbayern“ seit knapp einem Jahr geschlossen ist, hielt sich der als Tanzlokal konzipierte „Hirsch“ zwischendurch als Schnitzel-Restaurant über Wasser. Eine Notlösung, die es für Diskotheken nicht geben könne, meint Nicole Hellebrandt: „Wie sollen Stimmung, gute Laune, zwischenmenschliche Kontakte in einer digitalen Form darstellbar sein, so dass auch der Kunde all dies ,empfinden’ kann?“

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Selbst die sozialen Medien lägen inzwischen brach, beobachtet Nicole Hellebrandt. Loyalitätsbekundung von Stammgästen werden seltener. Dabei wären Mutmacher gefragt. Zwar sei man „glücklicherweise in der Lage, noch eine Zeit auszuharren“. Aber: „Wie wir alle wissen, hat die Pandemie schon einige Unternehmen in die Knie gezwungen.“

Im Juni 20020 beteiligte sich auch die Zeche in Bochum an der bundesweiten „Night of Light“. Die Branche, die damals vor dem Aus warnte, hat noch immer keine Perspektive für einen Neustart.
Im Juni 20020 beteiligte sich auch die Zeche in Bochum an der bundesweiten „Night of Light“. Die Branche, die damals vor dem Aus warnte, hat noch immer keine Perspektive für einen Neustart. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

„Jack’s“ strich zuerst die Segel

In Bochum war das „Jack’s“ (ehemals „Pflaumenbaum“) hinterm Hauptbahnhof im Sommer 2020 der erste Club, der wegen Corona kapitulierte. „Das Schlimmste ist: Es gibt keine Perspektive“, klagte schon damals Geschäftsführer Frank Bartram. Offiziell hat seither keine weitere Disko in Bochum die Segel gestrichen. Durchhalten ist angesagt, auch wenn die staatlichen Hilfsgelder zu spärlich und verspätet fließen, heißt es in der Branche. Nicole Hellebrandt spricht jedoch nicht nur für die eigenen Betriebe, wenn sie warnt: „Auf ewig wird das nicht funktionieren.“

„Die Veranstaltungslandschaft wird nach der Krise nicht mehr die gleiche sein“, bekräftigen Geschäftsführer Claus Dürscheidt und sein Team der Zeche. An der Prinz-Regent-Straße immerhin gibt man sich kämpferisch. Für alle abgesagten Konzerte gebe es Nachholtermine. Die Tickets für die beliebten Tribute-Auftritte behalten ihre Gültigkeit: „Wir werden die Krise überstehen.“

Prater: Vermieter weist auf Berlin

Das „Riff“ im Dreieck und dessen „Hoffnung, 2021 wieder mit euch Livemusik genießen zu dürfen“; die „Matrix“ in Langendreer, die 2020 mit Streaming-Formaten ein Lebenszeichen setzte; das „Heaven“ in Wattenscheid, das als Party-Urgestein verspricht: „See you in 2021!“: Überall lassen es die Mache nicht an Überlebenswillen mangeln.

Umsatzeinbruch im Gastgewerbe

Die Umsätze im NRW-Gastgewerbe befinden sich im Sinkflug. Das Statistische Landesamt meldet für November 2020 einen Rückgang um 65,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Die Rückgänge erreichten damit nahezu die Rekordeinbrüche vom ersten Lockdown im April 2020, so die Statistiker.

Das hat Auswirkungen auf die Beschäftigten: Die Zahl der Mitarbeiter sank um 21,9 Prozent.

Besonders hart trifft die Pandemie das Hotelgewerbe. Hier gingen die Umsätze zum Jahresende um 84,1 Prozent zurück.

Das gilt auch für den Prater. „We miss you“, wir vermissen euch, lautet der jüngste Facebook-Eintrag. „Wir euch auch!“, antwortet Jenny Aida, während Isabell Schmidt frohlockt: „Ein Neustart wäre ‘ne Eskalation!“ Ob es dazu kommt? Die Prater-Geschäftsführung ließ eine WAZ-Anfrage unbeantwortet. Klare Worte findet Gerhard Uhle, der als Chef des Hannibal-Centers Vermieter der Großraumdiskothek ist. Uhle zur WAZ: „Es liegt an unserer Bundesregierung, ob der Prater und weitere Betriebe noch einmal öffnen werden, nicht mehr an uns.“

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