Bochum. Die Veranstaltungsbranche schlägt Alarm. In der „Night of Light“ werden Gebäude rot angestrahlt: als Symbol für das drohende Aus durch Corona.

Die Veranstaltungswirtschaft sieht schwarz - und zündet die Alarmstufe Rot: Mit der Aktion „Night of Light“ wollen Spielstätten, Agenturen und Dienstleister in der nächsten Woche auf ihre existenzbedrohende Situation hinweisen. „Die nächsten 100 Tage überstehen wir nicht!“, heißt es in einem bundesweiten Warnruf, dem sich auch Bochumer Einrichtungen und Kulturschaffende anschließen.

Das Coronavirus führte im März zum Shutdown in der Veranstaltungsbranche. Festivals, Volksfeste, Jahrmärkte, Messen, Musicals, Theater, Comedy: Alles abgesagt. Zwar haben die ersten Häuser das Licht wieder angeknipst: in Bochum etwa das Musikforum und das Schauspielhaus. Allerdings unter Corona-Bedingungen mit bis zu 75 Prozent geschrumpften Besucherzahlen. Vielerorts herrscht weiter Stillstand - trotz der jüngsten Lockerungen mindestens bis zum 31. August. Bis dahin gilt das Verbot von Großveranstaltungen.

Rotlicht als Mahnmal und Aufruf

Damit werde „einem kompletten Wirtschaftszweig faktisch die Arbeitsgrundlage entzogen. Eine Pleitewelle enormen Ausmaßes droht“, sagt der Essener Digital-Dienstleister Tom Koperek, Initiator der „Night of Light“. Dabei sollen am kommenden Montag (22.) ab 22 Uhr bis 1 Uhr nachts Eventlocations, Gebäude und Hallen mit rotem Licht angestrahlt werden: „als leuchtende Mahnmale einer vom Aussterben bedrohten Branche“ und als Aufruf an die Politik, gemeinsam Lösungen und Wege über Kreditprogramme hinaus zu finden. Je schneller, desto besser.

Bochumer Häuser machen mit

1500 Unternehmen haben ihre Teilnahme angekündigt. Sechs Bochumer Einrichtungen - allesamt massiv von der Corona-Krise betroffen - sind mit dabei:

- die Bochumer Veranstaltungs-GmbH (BOVG), die ab dem Frühjahr im Ruhrcongress und in der Jahrhunderthalle 100 Veranstaltungen streichen musste und einen Umsatzverlust von mindestens vier Millionen Euro befürchtet;

- die Großraum-Diskothek Prater, dessen Marketing-Chef Hendrik Büchten kritisiert: „Bis heute wird nicht ansatzweise eine Perspektive für einen Neustart in Betracht gezogen oder diskutiert.“ Am 3. Oktober soll das 30-jährige Bestehen der Ausgeh-Institution gefeiert werden;

- die Zeche, gleichfalls ein Bochumer Urgestein, gleichfalls seit März mitsamt des kompletten Konzert- und Partyprogramms geschlossen. Immerhin: Der Biergarten ist wieder geöffnet;

- die Agentur Cooltour, die erstmals seit 35 Jahren „Bochum Total“ mit jährlich mehr als 500.000 Besuchern absagen musste. Ein Streaming-Format dient seit Mai als Notersatz. Das Fiege-Kino von Cooltour kann im Juli starten, jedoch nur mit einem Viertel der Plätze;

- das Riff, seit 1994 fester Bestandteil des Bermudadreiecks und derzeit wie alle Partytreffs dicht. Lichtblick: Letzte Woche startete ein „Pop-Up-Biergarten" im ehemaligen Barraquito;

- die Alte Lohnhalle in Wattenscheid, deren Manager Mathieu Knepper betont: „Mein Team und ich bleiben auch für die Zukunft positiv und motiviert. Wir hoffen, dass es bald wieder los geht.“

Warnung und Leidenschaft

Diesen Wunsch hat die gesamte Branche. Dabei sei die Farbe der „Night of Light“ nicht nur als Alarmsignal zu verstehen. „Rot“, bekräftigt Initiator Tom Koperek, „steht für die Leidenschaft für unseren Beruf. Wir brennen für das, was wir tun!“