Bochum. Besorgniserregend sind die jüngsten Corona-Toten in Bochum. Doch wie ist es um die Gesamtzahl der Sterbefälle bestellt? Die Daten überraschen.
Die Corona-Pandemie führt aktuell zu immer mehr Todesfällen in Bochum. Seit Jahresbeginn starben 36 Frauen und Männer an oder mit dem Virus. Insgesamt sind es 126. Dabei zeigen aktuelle Daten: Bochum war bisher weit weniger betroffen als andere Revierstädte.
Das Landeszentrum Gesundheit (LZG) mit Sitz am Bochumer Gesundheitscampus hat ermittelt, wie viele Menschen in den NRW-Städten seit Beginn der Pandemie im März 2020 im Zusammenhang mit Corona gestorben sind. Die Quote weist die Todesfälle pro 100.000 Einwohner auf.
Corona in Bochum: Sterbequote deutlich unter dem NRW-Schnitt
Das Ergebnis: Bochum rangiert mit einem Wert von 33 deutlich unter dem NRW-Schnitt von 57, auf einem Niveau etwa mit Düsseldorf (31) und nicht ganz so weit entfernt vom Kreis Coesfeld, der mit 26 die landesweit geringste Corona-Sterbequote aufweist.
Ungleich höher sind die Zahlen in den meisten anderen Städten und Kreisen im Ruhrgebiet, vor allem in Oberhausen (101), Gelsenkirchen (99), Duisburg (93), Mülheim (91), Herne (85) und im Kreis Recklinghausen (81).
Hanefeld hebt gute Versorgungsstruktur hervor
Vergleichsweise gut steht Bochum auch bei einer weiteren Kennziffer da. NRW-weit starb nach Angaben des Landeszentrum jeder 46. Mensch, der positiv auf Covid-19 getestet wurde. Das sind 2,17 Prozent. In Bochum sind es bei bisher 9681 Infizierten und 128 Todesfällen 1,32 Prozent.
Warum kommt Bochum bei den Corona-Todeszahlen vergleichsweise glimpflich davon? Prof. Christoph Hanefeld, Geschäftsführer des Katholischen Klinikums, in dem (mit Schwerpunkt St.-Josef-Hospital) bislang 460 Covid-19-Patienten versorgt wurden, davon mehr als 75 auf der Intensivstation, kann keine eindeutige Erklärung liefern, sagt aber: "Wir haben uns in Bochum in jeder Beziehung sehr frühzeitig der Corona-Herausforderung gestellt, um maximal gewappnet zu sein. Inwieweit dies und auch die gute medizinische Versorgungs- und Krankenhausstruktur zu den vergleichsweise niedrigen Todesfällen beigetragen hat, muss geklärt werden."
Zahl der Sterbefälle hat sich kaum erhöht
Gegen den Trend bewegt sich Bochum auch bei der Sterbe-Bilanz. Nach Angaben des Landesamtes für Statistik waren im vergangenen Jahr insgesamt 213.000 Todesfälle in NRW zu beklagen: ein Plus von drei Prozent.
In Bochum ist die Jahresbilanz 2020 offiziell noch nicht vollständig. Die Dezember-Zahlen stehen noch aus, teilt die Stadt mit. Das Landesamt hat aber bereits eine vorläufige Tabelle erstellt. Danach starben in Bochum im vergangenen Jahr 4433 Menschen - fast exakt so viel wie im Vorjahr (4430) und weniger als 2018 mit 4586 Sterbefällen.
Eine Zunahme wegen Corona gab es im Jahresverlauf 2020 nicht. Erst für Dezember verzeichnet das Landesamt einen massiven Anstieg: 452 Bochumerinnen und Bochumer starben. Im Dezember 2019 waren es 396.
Geburtenzahl stieg gegen Landestrend an
Die Statistiker haben auch ermittelt, woran die die Bochumer am häufigsten sterben. Todesursache Nummer 1 sind mit 26,3 Prozent „bösartige Neubildungen“ – also Krebs, meist der Verdauungs, Atmungs- und Genitalorgane. Mit 26 Prozent folgten nahezu gleichauf Krankheiten des Kreislaufsystems, oft in Folgen von Bluthochdruck oder eines Herzinfarktes. An dritter Stelle listen die Statistiker mit 7,1 Prozent Krankheiten des Atmungssystems auf. Krankheiten des Verdauungssystems sind bei 4,5 Prozent die Todesursache (alle Zahlen von 2019).
Erfreulich: In Bochum wurden im Corona-Jahr 2020 wieder mehr Kinder geboren. 3330 Mädchen und Jungen erblickten das Licht der Welt. Nach Schätzungen des Statistischen Landesamts stieg die Zahl um 4,7 Prozent. Im NRW-Durchschnitt sank sie um 0,7 Prozent.