Bochum-Hordel. Der Sauerländische Gebirgsverein blickt zurück auf 100 ereignisreiche Jahre. Im zweiten Weltkrieg bot er den Bürgern in Bochum Schutz.

Ein besonderes Jubiläum gibt es dieser Tage in Hordel: Der Sauerländische Gebirgsverein (SGV) Hordel-Bochum wird 100 Jahre alt. Gründungstag war der 16. Januar 1921. Eine Feier anlässlich des Jubiläums kann aufgrund der Pandemie nicht stattfinden, soll jedoch nachgeholt werden. „Da wird es noch ein ordentliches Jubilarfest geben“, kündigt Wolfgang Haarmann an. Er selbst ist seit 1945 Mitglied im Verein.

Aufgrund der aktuellen Situation ist das Angebot in Hordel heruntergefahren. „Das
Vereinsleben ruht zur Zeit“, berichtet Haarmann. Sämtliche Aktivitäten sowie Zusammenkünfte müssen ausfallen. Vor der Pandemie bot der SGV seinen Mitgliedern wöchentliche, zuweilen sogar mehrtägige Wanderungen an.

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Auch kulturelle Angebote wie eine Gitarren- und eine Tanzgruppe werden vom Verein organisiert. Neben seinem Wanderheim in Hordel besitzt der Verein außerdem
ein Haus in Plettenberg-Ohle im Sauerland, welches Wanderern als Ort der Erholung dient.

Im zweiten Weltkrieg baute der Verein einen Luftschutzbunker

Haarmann hat viele Erinnerungen an seine Jahre als Mitglied. 1945 war er 15 Jahre alt und musste die Schrecken des Krieges hautnah miterleben. „Ich lebte damals schon mit meiner Familie in Hordel“, berichtet er.

Schon in den Kriegsjahren hatte der Verein eine besondere Bedeutung für das Viertel. Die damaligen Mitglieder des SGV kamen alle aus dem Bergbau und bauten auf dem Vereinsgelände einen Luftschutzstollen. „Bergleute galten ja als Handwerker für alles“, erinnert sich Haarmann. „Der Stollen war 12 Meter tief und sehr großräumig gebaut. Es gab drei verschiedene Eingänge“. Letzteres war besonders wichtig, so Haarmann. „Es hätte ja sein können, dass ein Eingang von einer Bombe getroffen wird“. 1200 Personen konnten während der Bombenangriffe im Luftschutzstollen Zuflucht suchen. Haarmann sagt von sich, er sei „Nutznießer“ des Stollens gewesen. In zahlreichen Nächten harrte er mit seiner Familie dort aus, bevor er kurz vor Ende des Krieges schließlich selbst ins Feld musste.

Nach dem Krieg, im Jahre 1945, wurde das Wanderheim vor allem für die Jugend zur zentralen Anlaufstelle im Viertel. Auch Haarmann nahm die Angebote, wie etwa eine Volkstanzgruppe, dankbar an. „Es gab ja sonst nichts. Das war für uns die Möglichkeit, endlich mal Luft zu holen“, erzählt Haarmann. So stieg die Mitgliederzahl des Vereins nach Kriegsende rasch auf 450.

Verein erlebt Rückgang an Mitgliedern

In seinen 75 Jahren als Mitglied engagierte sich Haarmann kontinuierlich im SGV, organisierte
Wanderungen in der Umgebung und im Sauerland und verbrachte seine freie Zeit mit anderen
Mitgliedern in der Wanderhütte an der Hordeler Heide. Aufgrund seiner langen Mitgliedschaft liegt ihm der Verein heute besonders am Herzen.

„Der 16. Januar ist für mich von großer persönlicher Bedeutung. Immerhin habe ich die Leute aus der Gründungszeit alle kennengelernt“. Die Vereinsarbeit habe sich jedoch verändert, berichtet er, denn in den vergangenen Jahren habe der Verein einen deutlichen Rückgang an Mitgliedern erlebt. Besonders Jugendliche würden dem Verein fehlen, so Haarmann. Wandern sei jedoch keine favorisierte Aktivität von jungen Erwachsenen, erklärt er sich das Phänomen. Er hofft, dass sich der Verein nach Ende der Corona-Pandemie wieder erholt und noch lange erhalten bleibt. Startpunkt dafür bildet die Jubilarfeier.

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