Bochum-Wattenscheid. Grünes Licht gab das Kartellamt am 22.12. dafür, dass Kaufland 92 Real-Märkte übernehmen darf. Das betrifft auch Wattenscheid.

Die Zukunft des traditionsreichen Standortes Ottostraße (früher mal Divi) in Wattenscheid scheint damit gesichert. Kaufland war schon seit Monaten als Käufer für diesen Markt im Gespräch, doch müsse erst die Entscheidung des Bundeskartellamtes abgewartet werden, hieß es stets.

Traditionsreicher Standort in Wattenscheid

Der Verkauf der Real-Märkte durch Metro an die SCP-Gruppe im Frühjahr 2020 hat auch Folgen für die drei Bochumer Standorte, sie stehen vor teils gravierenden Veränderungen. Der Informationsfluss durch die Firmenleitungen ist allerdings spärlich und zäh. Die über zweijährige, nervenaufreibende Hängepartie geht für die meisten Real-Beschäftigten erstmal weiter, denn noch gibt es zu vielen Fragen keine detaillierten Auskünfte oder finalen Entscheidungen.

Mitarbeiter wollen sichere Informationen

Im Real-Markt in Wattenscheid sind ca. 145 Personen beschäftigt, in Voll- und Teilzeit. Kaufland kann nun diesen Markt übernehmen. „Hier arbeiten teilweise sehr viele Familienmitglieder, zahlreiche schon seit langer Zeit. Das heißt, ganze Familienexistenzen hängen von dem Unternehmen ab. Wir wollen nun schnell Klarheit, wie es weitergeht", betont Betriebsratsvorsitzende Sylvia Feldmann. "Doch nähere Informationen gab es auch nach der Entscheidung des Kartellamtes bisher nicht. Und darauf warten die Beschäftigten sehnsüchtig."

Es habe zuvor schon Versammlungen und vage Infos gegeben, aber keine Details und nur häppchenweise Informationen. „Es geht auch darum, welche Sortimente hier weitergeführt werden und wie sich der neue Besitzer am Standort Ottostraße aufstellen wird. Hier gibt es schließlich sehr viel Ladenfläche auch im Nonfood-Bereich.“ Verkehrsanbindung und zahlreiche kostenlose Parkplätze sind ein großer Standortvorteil für den Real-Markt Wattenscheid, der auf der grünen Wiese liegt.

Kaufland schon im Wattenscheider Gertrudiscenter

Was für weitere Unruhe unter den Beschäftigten sorgt: In der Wattenscheider Innenstadt liegt - nicht weit entfernt - ein gut frequentierter Kaufland-Markt im Gertrudiscenter am Alten Markt. „Der Mietvertrag mit Kaufland läuft noch über mehrere Jahre“, erklärt Gernot Falk von der ILG-Gruppe, die das Center betreibt; der Standort werde von der Kundschaft gut angenommen, und das sei in Zukunft weiter so zu erwarten. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Edeka an diesem Standort im Gertrudiscenter interessiert sei, falls Kaufland hier rausgeht. „Ein Gerücht ohne greifbare Fakten", sagt dazu Daniela Arndt von der Verdi-Gewerkschaft. Die Schwarz-Unternehmensgruppe – zu der Kaufland gehört – betreibt auch den wenige Meter vom Gertrudiscenter entfernten Lidl-Markt in Wattenscheid-Mitte.

Was konkret Kaufland in Wattenscheid plant, sagt das Unternehmen auf Nachfrage der Redaktion aber nicht: "Da wir die Real-Märkte sukzessive übernehmen werden und die Übernahme noch von verschiedenen Faktoren abhängig ist, bitten wir um Verständnis, dass wir keine Übersicht der Märkte veröffentlichen. Wir werden bei jeder Marktübernahme zeitnah informieren", so Kaufland-Sprecherin Andrea Kübler.

Auch Real-Sprecher Markus Jablonski von der Zentrale in Düsseldorf erklärt, dass es bisher noch keine Informationen gebe, wie es mit den einzelnen schon verkauften Standorten und auch den ürbrigen weitegehe. "Wir werden rechtzeitig informieren."

Edeka will Real-Markt in Bochum-Langendreer

Sicher scheint laut Daniela Arndt, dass Edeka den gut frequentierten Real-Standort an der Hauptstraße in Bochum-Langendreer (105 Beschäftigte) übernehmen wird. Allerdings sei noch nicht klar, in welcher Markt-Form und mit welchem Sortiment, da gebe es bei Edeka unterschiedliche Betreiberkonzepte, „von Inhaber-geführt bis zum Marktkauf-Warenhaus“. Letzteres wäre das Beste. Das Bundeskartellamt müsse aber noch zustimmen, eine Entscheidung wird im Februar erwartet; Edeka ist an 72 Real-Standorten interessiert. Auch hier warten die Mitarbeiter/innen weiter auf Informationen.

Hannibal-Standort weiter ungeklärt

Völlig unklar ist offenbar weiterhin, wie es mit dem Real-Standort im Hannibal-Center weitergeht. „Es gab wohl zwar Interessenten wie Globus, aber es gibt hier bisher nichts Konkretes und keine Entscheidung", so Daniela Arndt von Verdi.

INFO: Gewerkschaft Verdi fordert Lösungen

Aus Sicht der Gewerkschaft Verdi müsse an allen Standorten endlich dringend zufriedenstellend geklärt werden, was mit den Mitarbeitern passiert. Arndt: „Das hängt auch davon ab, wie es mit dem jeweiligen Markt weitergeht, z.B. ob ein Betriebsübergang vorliegt. Es müssen auf jeden Fall für die Beschäftigten annehmbare Regelungen und Lösungen getroffen werden“, unterstreicht Arndt die Verdi-Forderung.