Bochum-Langendreer. Moni Zanders gibt als Platzwartin beim Bochumer Tennisclub SV Langendreer 04 den Staffelstab weiter. Ganz geht die 77-Jährige aber nicht.

Hätte Moni Zanders gewusst, wohin die Urlaubs-Vertretungsdienste des Platzwartes beim Fußballverein des SV Langendreer 04 Anfang der 1970er einmal führen würden – doch, sie hätte sich wieder so entschieden. Dabei dachte sie noch, als ihr 1976 bei der Eröffnung des Tennisclubs vom SV Langendreer 04 das Amt der Platzwartin angeboten wurde: „Das mach ich lieber nicht, Tennisspieler sind doch alles so hochgeschraubte Leute“.

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44 Jahre später ist die heute 77-Jährige eines Besseren belehrt: „Es hat sich gezeigt, dass das doch gar nicht so ist und ich habe quasi eine große Familie dazugewonnen“, sagt sie. Im Verein gilt Zanders, die mit Vornamen eigentlich Gertraud heißt, von allen aber nur Moni genannt wird, als „Mutter für alles“. Löcher im Boden, zu hochhängende Netze, Duschkabinen, Anlieferungen, tropfende Wasserhähne – um all das hat sich Zanders gekümmert.

Tennis hat sich auch in Bochum verändert

„Ich habe die Kinder auch getröstet, wenn sie eine Partie verloren haben. Sie sind heute selbst Eltern“, sagt Zanders. Nicht selten habe sie gehört: „Ach du bist immer noch hier?“. Den Platz kennt sie mittlerweile in- und auswendig, hat ihn nur für wenige Urlaube einige Tage nicht gesehen. Einiges hat sich in den Jahrzehnten aber auch verändert: „Ganz am Anfang waren Duschen und Umkleiden nur in einem Bauwagen, später haben wir ein Clubhaus und eine Halle bekommen“, erinnert sich Zanders, die ihren Spitznamen einem Lied zu verdanken hat: „Meine Mutter hat mir nach einem Kriegslied ‚Leb wohl du kleine Moni‘ den Spitznamen verpasst“, verrät sie.

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Zu ihren Anfangszeiten als Platzwartin sei es nur erlaubt gewesen, in weißer Kleidung zu spielen. „Heute spielen alle ganz bunt, nur für die Tennisbälle gibt es Vorschriften“, sagt Zanders. In den Jahren seien viele Frauen ihren Männern nachgezogen und hätten auch mit dem Tennisspielen begonnen. Zanders hat Tennisspielen zwar ebenfalls ausprobiert, bleibt aber lieber beim Zugucken. „Meine Söhne haben dafür gespielt“, sagt sie. Ihrer Meinung nach hat das aber auch einen Vorteil: „Dann muss man mich nicht erst vom Platz holen, wenn es ein Anliegen gibt“, sagt sie und lacht.

Beim Abschied zu Tränen gerührt

Der Tennisplatz erinnert Zanders nicht nur an schöne Stunden, denn ihr Ehemann verstarb dort bei Bauarbeiten Mitte der 80er Jahre. Umso wertvoller, dass die zahlreichen Gespräche mit Tennisspielern und Spielerinnen, gemeinsamen Frühstücke mit der Büro-Kollegin, Feste und Veranstaltungen die Adresse am Leitenhaus für Zanders doch zu einem Ort gemacht haben, von dem sie auch nun nicht so ganz gehen wird.

Eine der größten Anlagen in Bochum

Die Tennisanlage am Leithenhaus zählt mit 10 Aschen- und 3 Hallenplätzen zu den größten Anlagen in Bochum.

SV Langendreer 04 wird durch die Tennisschule Simanek betreut. Zum Trainingsangebot zählen neben dem Kurstraining auch Schultennis, Feriencamps, Kindergeburtstage und eine Tennisreise nach Kroatien.

Für 12 Euro pro Stunde kann man die Tennishalle unter www.svlangendreer04.de online reservieren.

Kein Wunder also, dass die Vereinsmitglieder und Wegbegleiter jetzt zum Abschied für ihre Moni sangen: „Niemals geht man so ganz“, und sie damit zu Tränen rührten. Die dazugewonnene Freizeit will Zanders für Unternehmungen mit ihrer Schwester oder für Urlaube nutzen. „Im Mai wären die 45 Jahre voll gewesen, aber für mich ist körperlich nun Schluss. Ich stehe dem Verein trotzdem weiter beiseite“, verspricht Zanders. Nur abends abschließen, das wird dann bald jemand anders machen.

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