Bochum. Sollen Kinder noch in Schule und Kita gehen? Diese Frage ist in Bochum sehr umstritten. Einige Schulleiter haben jedoch eine deutliche Meinung.

Viele Schülerinnen und Schüler in Bochum lernen seit Montag wieder zuhause. Für die Klassen acht bis 13 gibt es erneut Distanzunterricht, bei den unteren Stufen entscheiden die Eltern, wer zur Schule geht. Die Leiter der Bochumer Schulen müssen dieses Konzept der Landesregierung umsetzen – überzeugt sind aber nicht alle.

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„Wir haben in den vergangenen Wochen gezeigt, dass Schule ein sicherer Ort ist“, erklärt Walter Sembritzki, Leiter der Hans-Böckler-Realschule in Altenbochum. „Unsere Maßnahmen haben gewirkt, auch wenn wir das anfangs lange bezweifelt haben.“ Dass die älteren Schülerinnen und Schüler nun in den Distanzunterricht wechseln müssen und auch die unteren Stufen teils zuhause bleiben dürfen, enttäusche Sembritzki. Gerade weil die Schulgemeinschaft sehr bemüht alle Hygienemaßnahmen eingehalten habe.

Bochumer Schulleiter hofft, dass Unterricht nach dem 10. Januar normal fortgesetzt wird

Viele Fünft- bis Siebtklässler seien am Montag zum Unterricht gekommen. „Einige Klassen waren fast vollständig“, berichtet der Schulleiter. Er hofft, dass der Unterricht nach dem 10. Januar wieder fortgesetzt wird. „Es ist wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler in dieser Zeit Normalität in der Schule finden“, so Sembritzki.

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Zwei Drittel der Fünft- bis Siebtklässler der Theodor-Körner-Schule sind zum Wochenstart ebenfalls in der Schule erschienen. „Dass die Schülerinnen und Schüler da sind, finde ich gut“, bewertet Leiter Bernhard Arens. Seit August habe es an dem Gymnasium in Dahlhausen nicht eine Infektion gegeben, die in der Schule weitergegeben wurde. Der Schulalltag geht mehr oder weniger weiter – auch Klausuren werden noch geschrieben, unter anderem in der Oberstufe.

Distanz- und Präsenzunterricht: Erheblicher Mehraufwand für Lehrerinnen und Lehrer

Im Neuen Gymnasium Bochum sah es am Montagmorgen etwas anders aus: „Die Klassen waren sehr ausgedünnt“, berichtet Schulleiter Oliver Bauer. In Zahlen bedeutet das, dass 188 der rund 450 Schüler der unteren drei Stufen in die Schule gekommen sind. Für Lehrerinnen und Lehrer bedeutet der Distanzunterricht einen erheblichen Mehraufwand: „Die Lehrkräfte unterrichten in der Klassen fünf bis sieben und versorgen gleichzeitig die Schülerinnen und Schüler zuhause bestmöglich“, so Bauer. Ein Spagat, der alle an eine Belastungsgrenze bringe.

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Die Stimmung sei trotzdem positiv. „Auch wenn die Belastung wahrgenommen wird. Viele retten sich damit, dass es nur eine Woche bis zu den Ferien ist“, erzählt der Schulleiter. Doch die Sorge, was nach dem 10. Januar folgt, bleibt.

„Unsere Schüler brauchen den Unterricht, vielleicht sogar noch etwas mehr als andere“

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Ähnlich wie an der Hilda-Heinemann-Schule. Rund ein Viertel aller Schülerinnen und Schüler saßen am Montag im Unterricht. Die Herausforderung, auf Distanz zu lehren und zu lernen, ist an der Förderschule noch größer. „Unsere Schüler brauchen den Unterricht, vielleicht sogar noch etwas mehr als andere“, gibt Leiter Frank Bader zu bedenken. Bereits im vergangenen Lockdown habe sich gezeigt, dass der Unterricht wichtig ist. Die Lehrerinnen und Lehrer seien sehr bemüht, das Beste aus der Situation zu machen. Sie bieten sogar an, Schülerinnen und Schülern ohne Internet-Zugang das Lernmaterial vorbeizubringen.

Diese Regeln gelten für Schüler und Eltern

Bei den Erst- bis Siebtklässlern können Eltern entscheiden, ob ihre Kinder zur Schule gehen sollen oder ins Distanzlernen wechseln. Ein Hin- und Her-Wechseln zwischen Präsenzunterricht und Distanzlernen ist laut Schulministerium nicht möglich. Dies sei mit Blick auf die Infektionsprävention nicht sinnvoll.

In den Jahrgangsstufen 8 bis 13 wird Unterricht grundsätzlich nur als Distanzunterricht erteilt. Für den Fall, dass in der kommenden Woche Klassenarbeiten, Klausuren oder sonstige Prüfungen angesetzt sind, wird im Einzelfall entschieden.

Der 21. und 22. Dezember sowie der 7. und 8. Januar gelten als unterrichtsfreie Tage.

In die Einrichtungen des Kita Zweckverbands in Bochum wurden am Montag deutlich weniger Kinder gebracht, eine genaue Zahl konnte Bernd Lösken, Gebietsleiter beim katholischen Kita-Zweckverband, jedoch noch nicht nennen. „Dieser Lockdown kann nur sinnvoll sein“, sagte er im Gespräch mit dieser Redaktion. Ein Großteil der Eltern sei sehr verständnisvoll gewesen. Sein Dank gelte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in dieser schweren Situation einen enormen Einsatz in den Kitas zeigen.

Die Erzieherinnen und Erzieher der evangelischen Kita-Einrichtungen hätten Eltern schon in der vergangenen Woche gebeten, Kinder nur in dringend notwendigen Fällen vorbeizubringen. „Dafür gab es viel Verständnis und nur einzelne harsche Nachfragen“, sagt Michael Both, Geschäftsführer der Kindergarten-Gemeinschaft evangelischer Kitas in Bochum.

Ähnlich ist es bei den städtischen Kitas: „Das Jugendamt hat erst in der vergangenen Woche – noch vor Bekanntwerden der neuen Regeln – einen Brief an die Eltern geschickt, in dem gebeten wurde, in der Weihnachtszeit möglichst die Betreuung selbst zu organisieren“, so Stadtsprecher Peter van Dyk. Dies solle nun nach den Beratungen der Länder schon jetzt gelten.

50 bis 70 Prozent der Kitas wurden in DRK- und Awo-Kitas betreut

Auch der Kita-Träger Awo kann nicht genau sagen, wie viele Kinder in die einzelnen Einrichtungen gebracht wurden. „In einigen Kitas waren heute circa 50 Prozent der Kinder vor Ort, in anderen bis zu 70 Prozent“, teilt Sprecher Christopher Becker mit. Der Träger rechne damit, dass die Zahl ab Mittwoch deutlich sinke. „Die Eltern sind teils verunsichert und haben viele Fragen. Insofern sind wir eher der Meinung, dass eine allgemeinverbindliche Richtlinie der Politik sinnvoller gewesen wäre“, meint Becker. Stattdessen liegt die Verantwortung bei den Eltern, diese können entscheiden ob Kinder in die Kita gehen.

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In den DRK-Kitas wurden am Montag rund 50 Prozent aller Kinder betreut. Die Reaktionen der Eltern seien unterschiedlich: „Einige haben Verständnis und eine alternative Betreuung geregelt, andere bestehen auf die Betreuung, da sie bereits im ersten Lockdown ihre Kinder selbst betreuen mussten“, sagt die DRK-Ressortleiterin für Kinder, Daniela Langhoff.

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