Bochum. In Corona-Zeiten gehen die Spenden für soziale Initiativen und Einrichtungen in Bochum vielfach zurück. Die Hilfe soll aber 2021 weitergehen.

Rita Römert-Steinau bleibt zuversichtlich. Schmerzlich sind die Spendeneinbußen seit Jahresbeginn. „Doch jetzt, kurz vor Weihnachten, verschicke ich die Jahresberichte mit all unseren Hilfsprojekten. Ich bin zuversichtlich, dass wir dann wieder mehr Unterstützung erhalten“, sagt die Vorsitzende des Vereins „Chance auf Leben“, der sich um notleidende Mädchen in Indien kümmert. Prinzip Hoffnung: Das regiert auch bei weiteren Bochumer Initiativen und Einrichtungen. Denn die Spendenbereitschaft geht in Corona-Zeiten vielfach zurück.

Ein Viertel der Deutschen will in diesem Jahr weniger Geld an soziale und gemeinnützige Organisationen spenden. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey. „Uns ist richtig was weggebrochen“, bestätigt Johannes Kevenhörster, Leiter des Hospizes St. Hildegard.

Spenden in Bochum: Hospiz freut sich über 55.000 Euro

Der Trägeranteil der Caritas, rund 260.000 Euro, muss komplett über Spenden gedeckt werden. Doch Benefiz-Aktionen und -Konzerte zugunsten des Hospizes mussten in diesem Jahr ebenso ausfallen wie die traditionellen Flohmärkte im Frühjahr und Herbst mit jeweils mehr als 1500 Besuchern. Und das mitten im Umbau mit aktuell nur sechs statt zwölf Wohnplätzen.

Anlass für Johannes Kevenhörster, im Sommer 1100 Briefe an Gönner und Unterstützer zu schreiben. Das Ergebnis: „überwältigend!“ 250 Überweisungen gingen ein; 55.000 Euro wurden gespendet. „Damit ist zumindest der Ausfall der Flohmärkte kompensiert“, sagt Kevenhörster und zeigt sich gerührt: „Die Bochumer tragen uns durch diese schwere Zeit.“

DRK bittet um Altkleider

Das wünscht man sich auch beim Roten Kreuz. Auch das DRK beobachtet einen Rückgang der Spendengelder – „allerdings nicht erst seit Corona, sondern schon seit Jahren“, erklärt Irmgard Herz vom DRK-Kreisverband Bochum und konstatiert: „Es wird immer schwieriger, an Spenden zu kommen.“

Das betreffe jedoch nur Geldspenden. Altkleider landen nach wie vor zuhauf in den DRK-Kleiderkammern. „Beim ersten Lockdown im Frühjahr wurden wir damit regelrecht überschwemmt“, sagt Irmgard Herz. Der Markt war übersättigt. Der Verkauf von nicht mehr brauchbaren Textilien stoppte jäh: „Wir wurden die Sachen nicht mehr los. Andere Anbieter haben sogar ihre Container verplombt.“ Inzwischen habe sich die Lage beruhigt. Gerade im Winter gebe es Bedarf an gut erhaltenen Kleiderspenden. Sie können im 2019 eröffneten Shop „Lieblingsstücke“ an der Huestraße 14 abgegeben werden. Zudem stehen die DRK-Altkleidercontainer bereit.

Seit 17 Jahren ist Rita Römert-Steinau (re.) für ihren Verein „Chance auf Leben“ für Mädchen und junge Frauen in Indien aktiv. Corona sorgt für sinkende Spenden. Doch ihre Arbeit will die Bochumerin mit ihrem Team auch 2021 fortsetzen.
Seit 17 Jahren ist Rita Römert-Steinau (re.) für ihren Verein „Chance auf Leben“ für Mädchen und junge Frauen in Indien aktiv. Corona sorgt für sinkende Spenden. Doch ihre Arbeit will die Bochumerin mit ihrem Team auch 2021 fortsetzen. © Rita Steinau

Tierheim hat Spendenzelt aufgebaut

Mit einem Spendenzelt vor dem geschlossenen Tierheim an der Kleinherbeder Straße behilft sich der Bochumer Tierschutzverein. „Unser Spendenaufkommen 2020 liegt erheblich unter dem Vorjahresniveau. Kein Wunder: Viele Menschen sind tief verunsichert und bangen um ihren Job“, sagt Vorsitzender Michael Schneider. Umso dankbarer sei man für die zahlreichen Sachspenden, die in dem Zelt abgelegt werden: meist Futter.

Geld wird für die Tiere gleichwohl dringend benötigt. Dabei setzt Schneider nicht nur auf die Ankündigung der Politik, jetzt, „erst jetzt“, auch Tierheimen finanziell durch die Krise zu helfen. Wie im Sommer das Hospiz St. Hildegard hat nun auch der Tierschutzverein „Bettelbriefe“ (Schneider) geschrieben. „Wir hoffen gerade zu Weihnachten auf zusätzliche Spenden, mit denen wir die Verluste in diesem Jahr zumindest zum Teil auffangen können.“

Verbraucherberatung: So spenden Sie richtig

Gerade in der Weihnachtszeit warnt die Verbraucherberatung: „Spenden Sie nicht leichtgläubig“ – gerade dann, wenn die Empfänger nicht vor Ort ansässig oder persönlich bekannt sind.

Die Verbraucherschützer verweisen auf das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), das ein Spendensiegel an förderungs- und vertrauenswürdige Organisationen vergibt.

Derzeit dürfen sich damit mehr als 200 überwiegend soziale Vereine und Verbände schmücken. Sie werden im Internet auf www.dzi.de aufgelistet.

Hilfe in Indien soll weitergehen

Diesen Wunsch hat auch Rita Römert-Steinau. Seit 17 Jahren ist die Bochumerin mit ihrem Verein „Chance auf Leben“ unermüdlich im Einsatz, um benachteiligten Mädchen und jungen Frauen in Indien berufliche Perspektiven zu bieten. Mehr als eine Million Euro Spendengelder wurden bislang u. a. in Lern- und Ausbildungszentren investiert. „Natürlich ist die Not gerade in diesen Zeiten auch und gerade in unserem Land sehr groß“, weiß Rita Römert-Steinau. In Indien indes herrsche vielerorts das blanke Elend. „2021 will ich unbedingt wieder vor Ort sein.“ Wie immer auf eigene Kosten.