Bochum. Grüne Dächer für ein gutes Klima: Die Stadtwerke in Bochum bepflanzen zwei Dächer ihres Betriebshofes. Viele Bürger sollen dem Beispiel folgen.

Dachwurz, Seifenkraut, Mauerpfeffer oder Fetthenne: Manche der Gewächse sind Dietmar Spohn unbekannt. Eines aber weiß der Stadtwerke-Chef: Sie sind allesamt gut für unser Klima – und werden deshalb auf zwei Flachdächern des Betriebshofes an der Darpestraße angepflanzt. Ein schon bald blühendes Beispiel, dem möglichst viele Bürger und Firmen folgen sollen.

„Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“: Sperrig kommt der Name eines Projektes daher, das die Emschergenossenschaft mit dem Land und den Kommunen aufgelegt hat. Dabei ist das Ziel einfach benannt: Den Folgen des Klimawandels mit zunehmenden Temperaturen und Starkregen zu begegnen. Dafür gilt es, versiegelte und befestigte Flächen zu begrünen, vom Kanalnetz abzukoppeln, das Regenwasser zurückzuhalten und dadurch den Verdunstungsgrad zu erhöhen.

Klimaschutz in Bochum: 250 Millionen Euro Fördergelder bis 2030

250 Millionen Euro stehen bis 2030 an Fördermitteln in der Region zur Verfügung, berichtet Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, und hält ein Lob für Bochum bereit: Die Stadtwerke sind eines der ersten Unternehmen, die das Umwelt-Programm nutzen. Zwei Dachflächen auf dem Betriebshof in Hamme, zusammen 3120 Quadratmeter groß (etwa die Hälfte eines Fußballfeldes), werden derzeit saniert und ab Frühjahr 2021 vollständig begrünt. Das kostet 320.000 Euro. Davon übernimmt das Land 260.000, die Emschergenossenschaft 60.000 Euro.

Für die Hege und Pflege des Grüns sind die Stadtwerke verantwortlich, die damit schon gute Erfahrungen gemacht haben: Das 800 Quadratmeter große Dach der Hauptverwaltung am Ostring wurde bereits beim Bau 2004 begrünt. Das, betont der Energieversorger, diene nicht nur dem Mikroklima und schaffe wichtige Lebensräume für Pflanzen und Insekten. Die Bepflanzung diene auch als natürlicher und energieeffizienter Schutz: „Sie hält das Gebäude im Sommer kühl, weil sich die Dachfläche nicht aufheizt.“

Ein Unternehmen im Gewerbepark Holland in Wattenscheid zeigt, wie die Begrünung einer Dachfläche funktionieren kann.
Ein Unternehmen im Gewerbepark Holland in Wattenscheid zeigt, wie die Begrünung einer Dachfläche funktionieren kann. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Stadt prüft Dächer auf Grün-Tauglichkeit

Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) hofft, dass die Stadtwerke zahlreiche Nachahmer finden. Grüne Dächer für ein gutes Klima: Es brauche „eine Vielzahl an Maßnahmen. Dabei sind sowohl Kommunen, Industrie- und Gewerbebetriebe als auch Privatpersonen und Grundstückseigentümer gefragt“. Derzeit, so Eiskirch, werden die Dächer sämtlicher Stadt-Gebäude auf Grün-Tauglichkeit geprüft.

Mehr Grün: Das sind die Vorteile

Dies sind die Vorteile von Dach- und Fassadenbegrünungen:

Grünflächen an oder auf Häusern erzeugen Kühle, die bei der Verdunstung von Regenwasser entsteht.

Sie filtern Schadstoffe wie Stickstoffe und auch Stäube.

Grünflächen binden Regenwasser, so dass bei Starkregen die Kanalisation entlastet wird.

Die Pflanzen wirken dem dramatisch fortschreitenden Insektensterben entgegen.

Auch Sonja Eisenmann, Klimaschutzbeauftragte im Rathaus, setzt auf „Impulse für weitere kleinere Aktionen, bei denen Schottergärten und unnötig versiegelte Flächen zum Wohl des Naturhaushalts umgewandelt werden“.

50 Prozent werden bezuschusst

Die Stadt motiviert Privatleute zunehmend, ihr Zuhause auf dem Dach und an den Außenwänden grüner zu gestalten und Schottergärten in Grünanlagen zu verwandeln. 50 Prozent der Gesamtherstellungskosten werden bezuschusst. Aktuell können alle Wohn- und Hauseigentümer in Hofstede und Riemke Förderanträge stellen. Das Programm läuft bis Ende 2021. Der Höchstbeitrag beträgt 25.000 Euro je Antragsteller und Jahr.

Interessierte können sich kostenlos durch den von der Stadt beauftragten Modernisierungsberater Markus Ulmann beraten lassen. Eine Kontaktaufnahme ist möglich per Mail an info@ulmann-architekten.de oder unter 0234 / 60 14 83 52.