Bochum. Corona-Risikogruppen können in Bochum vielerorts auch außerhalb der Öffnungszeiten einkaufen. Einen Laden haben die Kunden ganz für sich allein.
Senioren und Menschen mit Vorerkrankungen zählen zur Hauptrisikogruppe des Coronavirus. An sie richten sich die Sonderöffnungszeiten, die immer mehr Bochumer Einzelhändler einführen. Doch der Einkauf vor oder nach den regulären Ladenzeiten wird vielerorts nur mäßig genutzt – was einige Geschäftsleute aber auch als gutes Zeichen werten.
„Der Laden für dich allein“, prangt in großen Lettern auf dem Schaufenster der Boutique Eiskirch. An der Luisenstraße ebenso wie in den beiden Filialen in Weitmar hält Alexander Eiskirch einen besonderen Service vor. In Coronazeiten öffnet der Modefachhandel erst um 12 Uhr. Wer mag, kann zuvor oder nach Feierabend ab 18 Uhr der einzige Kunde sein. Ohne zusätzliche Kosten. Ohne Mindestumsatz. Ohne Sorge vor einer Ansteckung.
Corona in Bochum: Baltz bietet „Personal Shopping“
„Wir würden uns sehr freuen, wenn es die Leute häufiger annehmen würden. Es gibt’s noch reichlich Luft nach oben“, konstatiert Alexander Eiskirch.
Das bestätigt Andor Baltz. Auch der Chef des größten Bochumer Modehauses bietet seit dem ersten Lockdown im Frühjahr exklusive Corona-Öffnungszeiten an. Die Kunden können sich zwischen 8 und 10 Uhr mit einem Berater „ganz in Ruhe im Haus bewegen. Gerne stellen wir Ihnen vorher anhand ihrer Wünsche auch schon eine Auswahl an tollen Outfits zusammen“, wirbt Baltz für seinen „Personal Shopping Service“.
Im Schuhhaus sind frühe Kunden rar
Doch die Morgen-Termine sind rar. Zwar meldeten sich einige ältere Kunden oder jüngere Leute mit gesundheitlichen Einschränkungen. „Das sind aber nur Einzelfälle“, sagt Andor Baltz und gewinnt der schwachen Nachfrage eine positive Seite ab: „Ganz offensichtlich fühlen sich unsere Kunden auch während der regulären Öffnungszeiten sicher.“ Der Sonder-Service soll dennoch aufrechterhalten werden: „Ich finde, das muss man als verantwortungsbewusster Unternehmer in diesen Zeiten tun.“
Meint auch Frank Beckmann. In seinem Schuhhaus Lötte auf dem Boulevard haben Kunden aus Corona-Risikogruppen gleichfalls die Möglichkeit, außerhalb der Öffnungszeiten einzukaufen. Die Resonanz ist auch hier: verhalten. „Zu Beginn im Frühjahr war das Interesse durchaus groß. Das hat aber deutlich nachgelassen“, schildert Frank Beckmann. Auch er hat dafür eine Erklärung: „Selbst wer als gefährdet gilt, sieht in der Regel keine Notwendigkeit für einen besonderen Schutz beim Einkaufen. Das liegt ganz sicher auch an unseren umfassenden Hygienemaßnahmen.“
Einzelhandelsverband ist skeptisch
Von einem steigenden Bedarf für sein „Privat Shopping“ berichtet hingegen Marc Mauer. Der Juwelier offeriert in seinem Fachgeschäft in der Innenstadt einzelne Beratungs- und Verkaufstermine in gesonderten Räumen. „Das wird sehr stark nachgefragt“, so Mauer – was bei ihm allerdings nicht nur etwas mit dem Infektionsschutz zu tun haben könnte, sondern auch mit dem Wunsch mancher Käufer nach einem diskreten Sichten der kostbaren Ware.
Sorge um neue Kunden-Begrenzungen
Mit Sorge blickt der Einzelhandelsverband in Bochum auf die jüngsten Corona-Beschränkungen der Kundenzahlen. Bei einer Verkaufsfläche ab 800 Quadratmetern ist ab dem 1. Dezember nur noch ein Kunde pro 20 Quadratmeter erlaubt.
Dies könne die Umsätze gerade im Vorweihnachtsgeschäft weiter schwächen und zudem zu Warteschlangen führen, befürchtet Verbandssprecherin Monika Runge.
„Das wird gerade an den Samstagen ein Thema“, bekräftigt Mode-Unternehmer Andor Baltz, der Sicherheitspersonal an die Türen seiner Geschäfte stellen will, um die Kundenströme zu lenken. „Da müssen wir durch.“
Skeptisch blickt der Einzelhandelsverband Ruhr auf das Solo-Shoppen. „In kleineren Geschäften und Boutiquen mag das klappen“, sagt Geschäftsführerin Marion Runge. Im Lebensmittelhandel jedoch seien exklusive Verkaufszeiten etwa für Rentner keine Option: „Das hat es schon gegeben. Der Ärger war groß, weil sich andere Kunden benachteiligt fühlten.“
Anprobe daheim kommt gut an
Alexander Eiskirch setzt derweil auf ein weiteres Marketing-Modell, das den Sonder- und Online-Verkauf in der Pandemie flankieren soll . Motto: Schnell rein, schnell wieder raus. Die Kunden suchen sich ihre Favoriten-Stücke im Laden aus und können sie für drei Tage zur Anprobe mit nach Hause nehmen. Was nicht gefällt, wird zurückgebracht oder -geschickt. Was gefällt, wird erst nach den drei Tagen bezahlt. „Das funktioniert sehr gut“, so Eiskirch und schwärmt vom „Shopping 4.0“.
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