Bochum-Stiepel. Postbank-Kunden in Stiepel ärgert die Aufgabe des Standortes an der Kemnaderstraße 315. Die Bank erklärt: Standort hat sich nicht mehr gerechnet.
Gerd Schmidt (Name geändert) ärgert sich: Seit 50 Jahren ist er Kunde bei der Postbank und erledigt seine Bankgeschäfte seit langem an der Kemnaderstraße 315 in Bochum-Stiepel. Dort bietet die Postbank in einer Total-Tankstelle über die Deutsche Post Bankdienstleistungen an. Neben den bundesweit rund 800 Postbank-Filialen gibt es so ein Angebot an rund 3000 Standorten der Deutschen Post.
Commerzbank schließt auch zwei Filialen in Bochum Ab April 2021 muss sich Schmidt eine andere Lösung suchen – dann stellt die Postbank ihre Bankgeschäfte an der Kemnaderstraße ein. Geld abheben, einzahlen oder Überweisungen tätigen: nicht mehr möglich. „Dies stößt hier auf völliges Unverständnis zumal es weit und breit keinen Ersatz gibt“, sagt der Stiepeler.
Schließung sei wirtschaftliche Entscheidung
Er hat sich bereits selbst an die Deutsche Bank, deren Tochterunternehmen die Postbank ist, gewandt und erfahren: „Natürlich liegt uns eine gute Erreichbarkeit und guter Service für all unsere Kunden am Herzen, gleichzeitig müssen wir wirtschaftlich handeln und unsere Kosten decken.“ Wie alle Banken beobachte man, dass Kunden immer häufiger Geldautomaten oder Online- und Telefon-Banking nutzten. Auch wenn es auf den ersten Blick anders scheine, rechne es sich nicht in jeder Filiale Bankdienstleistungen anzubieten.
Das betont auch die Deutsche Post auf WAZ-Anfrage: „Bankgeschäfte anzubieten verursacht Kosten. Sie müssen im Verhältnis zur Nutzung stehen.“ Diese Kosten kommen etwa durch zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen oder Versicherungen zustande.
Bochum- Post eröffnet eine neue Filiale in Wiemelhausen Schmidt will das Argument nicht gelten lassen. „Ich glaube einfach nicht, dass die Kosten in der Totaltankstelle so hoch sind, dass dies unwirtschaftlich wäre. Die Angestellten werden dort vom Tankstellenpächter bezahlt“, sagt Schmidt und vermutet: „Die Deutsche Bank will sich offensichtlich vom Agenturgeschäft ihrer Tochter der Postbank trennen. Die Strategie ist, die Privatkundschaft loszuwerden und damit Kosten zu sparen“, mutmaßt er.
Alternativen haben für einige Kunden Mankos
Die Deutsche Bank verweist derweil auf Alternativen und schlägt Alternativen vor: Postbankfilialen, Geldautomaten der Postbank, am Cashback-Verfahren teilnehmende Shell-Tankstellen und Supermärkte, Partneragenturen der Post und Geldautomaten der Cash Group Banken (Deutsche Bank, Commerzbank, HypoVereinsbank) und deren Tochterunternehmen. Problem nur: Postbankfilialen gibt es in Bochum an der Hattingerstraße in Linden, der Hochstraße in Wattenscheid in der Innenstadt und im Ruhrpark – alle mehrere Kilometer entfernt.
Selbes gilt für die Geldautomaten: Der nächste Standort der Deutschen Bank liegt an der Brenschederstraße in Wiemelhausen, die Commerzbank-Filiale in Stiepel wird bis Ende des Jahres geschlossen. Die Postbank teilt mit: „Ein umfassendes Angebot an Post- und Bankdienstleistungen sowie einen Geldautomaten finden die Kundinnen und Kunden in der Filiale der Postbank in der Moltkestraße in Hattingen.“ Partnerfilialen der Deutschen Post befänden sich an der Markstraße in Weitmar und der Thingstraße in Hattingen.
Sind weitere Schließungen geplant?
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Wer nicht am Online- oder Telefon-Banking teilnehmen will, hat durch die Aufgabe des Standortes an der Kemnaderstraße also deutlich schlechtere Karten als zuvor. Die Postbank betont: „Unser Mobile-Banking mittels der App „Postbank Finanzassistent“ schneidet in Vergleichen regelmäßig hervorragend ab. Wegen seiner intuitiven Menüführung ist es auch bei Senioren beliebt.“ Die vorgeschlagenen Alternativen stoßen Schmidt sauer auf: „Das sind keine Alternativen“, sagt er. Sie seien nicht fußläufig erreichbar.
Standorte finden
Postbankkunden können sich mit dem Postfinder über Standorte für Bankgeschäfte informieren.
Diese werden im interaktiven Programm auf einer Karte unter www.postbank.de/filialen und unter www.postbank.de/geldautomaten anzeigt.
Neben der Filiale in Stiepel schließt die Commerzbank bis Jahresende ihren Standort in Gerthe (Bethanienstraße 5). Er wird mit einer Filiale in Herne zusammengelegt.
Auch die Variante, Geld im Zuge des Einkaufes im Supermarkt abzuheben, scheidet für ihn wegen des Mindesteinkaufswertes von 20 Euro und der Deckelung des abhebbaren Betrags auf 200 Euro aus. Geldeinzahlungen und Überweisungen seien dort ebenfalls nicht möglich. „Überweisungen muss ich jetzt wieder kostenpflichtig nach Hamburg schicken“, sagt Schmidt. Er befürchtet die Schließung weiterer Standorte. Die Postbank teilt mit: „Weitere Anpassungen sind mit Blick auf die Bankdienstleistungen derzeit in der Umgebung nicht geplant.“
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