Bochum. Die Schließung von Spielstätten sei der falsche Weg, um der Corona-Pandemie zu begegnen, beklagen Bochums Kulturakteure: „Kunst ist kein Luxus!“
Die rigorose Schließung der Theater, Museen und Lesebühnen im Zuge der Corona-Schutzverordnung stößt in der Kulturszene in Bochum nicht auf Gegenliebe. Die zunächst bis Ende November angesetzten Maßnahmen werden als willkürlich und überzogen aufgefasst.
Politik und Verwaltung in der Kritik
Birgit Iserloh vom Theater Traumbaum ist sauer: „Auch unsere Spielstätte Kinder- und Jugendtheater im Kulturmagazin Lothringen ist nun gelockt und down – zwangsweise“, sagt sie. Eben war die erfolgreiche Premiere von „Brennende Ruhr“ absolviert, die Schul- und Familienaufführungen corona-gerecht vorbereitet. Nun das Aus. Die Theatermacherin versteht die Welt nicht mehr: „Es wäre nur schön, wenn Politik und Verwaltung endlich mal in der Lage wären, ihre Hausaufgaben rechtzeitig zu machen.“
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Hygienekonzepte haben gegriffen
Den ganzen Sommer über sei Zeit gewesen, situationsadäquate Hygienekonzepte zu schaffen, mit denen es möglich gewesen wäre, ohne Lockdown die für den Herbst absehbare steigende Infizierungsrate abzufangen. „Stattdessen passiert mehrere Monate nichts.“
Die Kulturschaffenden fühlen sich ausgebremst: „Theater und Konzertbetriebe sind wohl die ansteckungsfreiesten öffentlichen Orte in der gesamten Republik“, heißt es mit Blick auf die strengen Hygieneregeln, die bereits in den letzten Wochen überall gegriffen haben.
Auch im Museum unter Tage/Situation Kunst herrscht Unverständnis. „Wir fragen uns, warum die Museen im aktuellen Maßnahmenkatalog unter der Rubrik ‚Freizeiteinrichtungen‘ aufgeführt werden. Ein Museum hat schließlich auch einen Bildungsauftrag und -anspruch: Es ist ein Ort, der den Besucher/innen in der Auseinandersetzung mit Kunstwerken neue und eigene Perspektiven auf die Welt ermöglichen kann“, so Stiftungsvorstand Silke von Berswordt-Wallrabe.
„Kunst ist kein Luxus!“
„Kunst ist kein Luxus!“, mahnt sie. Museen sollten auch und gerade in bedrückenden Zeiten wie diesen unter der Maßgabe von Abstands- und Hygieneregelungen offenstehen.
Im Bochumer Kulturrat in Gerthe mussten die traditionsreichen Anne-Frank-Kulturwoche wegen des Shutdowns abgesagt werden. Künstlerinnen und Künstler aus Israel, Belarus, Russland, der Ukraine, Mongolei, Iran, Türkei, Belgien und aus etlichen deutschen Bundesländern waren bereits gebucht. „Nach der ersten Welle im Sommer mit 23 abgesagten Veranstaltungen muss der Kulturrat nun wiederum acht Termine stornieren“, sagt Ilse Kivelitz - umso bedauerlicher im 20. Jahr der Anne-Frank-Kulturwochen, die sich auf künstlerischem Wege gegen Gewalt und Rassismus stark machen.
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