Bochum. Bochums Gastronomie fürchtet einen zweiten Corona-Lockdown. Alle Anstrengungen der letzten Monate würden damit zunichte gemacht. Es herrscht Wut.
Die Corona-Pandemie grassiert, die weitere Entwicklung und etwaige Folgen sind nicht absehbar. Das sorgt für große Unruhe – zumal in der Bochumer Gastronomie.
Sollte es zu einer Verschärfung der Kontaktregelungen kommen, wäre ab dem 4. November Schluss mit Kochen, Kulinarik und Kommunikation: „Gastronomiebetriebe sowie Bars, Clubs, Diskotheken, Kneipen und ähnliche Einrichtungen werden geschlossen. Davon ausgenommen ist die Lieferung und Abholung mitnahmefähiger Speisen für den Verzehr zu Hause“, heißt es in der Vorlage der Bundesregierung.
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„Größtmögliche Sicherheit wird gewährleistet“
Solche Aussichten sorgen im Gewerbe naturgemäß nicht für Begeisterung. Diana Strätling, Inhaberin des Restaurants Strätlingshof in Altenbochum, ist sauer: „Selbstverständlich haben wir uns jeder Verordnung gefügt - Gesundheit geht vor. Wir sind es unseren Gästen schuldig, ihnen die größtmögliche Sicherheit zu geben. Aber was jetzt angekündigt wird, ist unfair und nicht zu verstehen“, sagt sie. Und zählt auf, was seit dem Ende des Lockdowns im Frühjahr Sache war: „Fünf Monate durchgepowert. Fünf Monate desinfiziert - gelüftet – ausgemessen. Fünf Monate mit Maske bei allen Temperaturen gearbeitet. Fünf Monate Top-Hygienekonzept. Fünf Monate absoluter Druck.“
Faire Regeln für alle gefordert
„Wir wollen nur faire Regeln“: So lautet der Tenor, auf den man bezüglich der Gastronomie auch in den sozialen Netzwerken allenthalben stößt. Eine Aktion auf Facebook, angestoßen vom Kreis der „Bochum Kulinarisch“-Wirte, entwickelte in den letzten Tagen große Eigendynamik; Motto: „Eins ist sicher - das Restaurant“.
Der Besuch in der Gastronomie sei, was die Covid-19-Vorsorge angehe, geschützter als jede private Feier zu Hause, sagt Lukas Rüger, Betreiber unter anderem von Livingroom, Franz Ferdinand, Zum Grünen Gaul: „In den letzten Monate haben wir Wirte gezeigt, wie ernst wir die Sicherheit unserer Gäste und unserer vielen Mitarbeiter/innen nehmen. Wir haben ohne Unterlass getüftelt, gewerkelt und jede Menge Geld investiert. Wir folgen unser aller Bedürfnis nach Sicherheit und sinnvollen Einschränkungen, um der Situation Herr zu bleiben.“
Wirtschaftliche Lage bleibt kritisch
Was die nun angekündigten Maßnahmen, die einer erneuten Zwangsschließung der Restaurants gleichkommen würden, angeht, so seien diese „nicht zu verstehen“.
Die wirtschaftliche Lage sei, so Rüger, für viele Betriebe schon jetzt schwierig, obwohl es Staats- und Landeshilfen gäbe. Sie reichten aber nicht aus, um eine weitere Sperrzeit durchzuhalten. „Man hat den Eindruck, die Politik denkt, damit sei es nun auch gut“, sagt Rüger, „das ist es aber keineswegs.“ Dass de facto ein neuerliches Berufsverbot drohe, aber keine Erstattung dafür gebe, sei nicht zu akzeptieren.
Restaurants sind durchweg gut besucht
In die Karten spielt den Gastronomen der scheinbar ungebrochene Zuspruch der Gäste. Viele Bochumer Restaurants sind, trotz oder gerade wegen verknappter Platzzahlen, regelmäßig ausgebucht. Ob bei Giuseppe im Gerberviertel, im Hopfengarten in Bärendorf oder im Waldhaus im Stiepel – ohne Voranmeldung läuft zumal am Wochenende nichts.
„Private Feiern suggerieren ein trügerisches Sicherheitsgefühl“, kommentiert jemand auf Facebook. „Aber privat gefeiert, heißt eben auch: kein Lüftungskonzept, keine Abstandsregelung, kein Maskentragen, keine Tischdesinfektion.“ Und dazu womöglich noch reichlich Alkohol…
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„Wir stecken den Kopf nicht in den Sand“
„Wenn die Gastronomie für so gefährlich erachtet wird, warum bestraft man von Seiten des Gesetzgebers dann alle, gerade auch die ,Guten‘, die sich fünf Monate den A… aufgerissen haben und alle Regeln 1a umgesetzt haben?“, fragt sich ein anderer User. Fragen über Fragen.
Das Schlusswort gehört Diana Strätling: „Die Zeiten verlangen uns eine Menge ab. Aber eines steht fest: Wir stecken den Kopf nicht in den Sand, wir machen weiter!“, so die engagierte Gastronomin.
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