Bochum. Das Schauspielhaus Bochum will mit weiteren Premieren punkten. Neben „Peer Gynt“ darf man sich auf die Bühnenversion eines Buchklassikers freuen.
Das Schauspielhaus Bochum ist angesichts der Corona-Pandemie weit vom Normalbetrieb entfernt. Gleichwohl geht die Arbeit weiter, wobei im November gleich drei Premieren ansehen - fast wie zu normalen Zeiten. Den Auftakt macht eine neue Arbeit des tschechischen Regisseurs Dušan David Parízek.
Radikal und ruhelose Suche
Parízek ist in Bochum bereits eingeführt, im März 2019 brachte er „Iphigenie“ nach Euripides heraus, wobei der antike Klassiker mit Elfriede Jelineks „Sportstück“ verwoben wurde: ein Abend im kargen Bühnenumfeld, gleichwohl von hohem ästhetischem Schauwert und viel Raum zum Ausspielen für die Schauspieler/innen. Mit seinem neuesten Wurf widmet sich der vielfach ausgezeichnete Regisseur einem prominenten (Traum-)Reisenden der europäischen Literatur: Henrik Ibsens „Peer Gynt“.
Auch interessant
Der Weltenwanderer und so ruhelos wie radikal Suchende ist oft als romantischer Träumer, der die Welt ergreift, um er selbst zu werden, gezeigt worden.
Anna Drexler spielt den „Peer“
Für Parízek greift das zu kurz. Vielmehr pflockt der Regisseur seinen „Peer Gynt“ in der Jetztzeit mit ihren Problemen und ihrer Paranoia fest. So wird die Aufführung zu einer Studie männlicher soziopathischer Machtstrukturen, aus denen sich ein fehlerhaftes System speist: die Welt, in der wir leben. Trump, Orban, Putin, Erdogan - sind sie nicht alle ein bisschen Peer? Das Stück mit Anna Drexler in der Titelrolle feiert am 7. November Premiere im Großen Haus.
Tickets & Info
Coronabedingt kann das Schauspielhaus, wie alle Theater, nach wie vor nicht unter Volllast spielen. Das bedeutet, dass die Besucherplätze im Großen Haus, in den Kammerspielen und in der Zeche Eins stark reduziert sind. Entsprechend schnell sind Vorstellungen zurzeit „ausverkauft“.
Infos zum Spielplan und Ticketbuchung an der Theaterkasse, Königsallee 15, Montag bis Samstag von 10 bis 18 Uhr, sowie telefonisch unter 0234 333 5555.
Das jährliche Familienstück ist ein Fixpunkt im Bochumer Theaterkalender, entsprechend wird die Erstaufführung von „Die unendliche Geschichte“ mit Spannung erwartet. Tatsächlich ist die Vorfreude auf die Bühnenversion von Michael Endes Buchklassikers riesengroß. Regie führt Liesbeth Colthof (*1955), die in den Niederlanden zu den bekanntesten Bühnenkünstlern zählt. Sie ist für Offenheit und Neugierde bekannt. So arbeitet sie oft im Nahen Osten, in Gaza, Hebron, Ramallah und Dschenin, wo sie inszeniert und Workshops leitet, in denen sie sich mit dem Leben und den Problemen der Menschen vor Ort auseinandersetzt.
Michael Endes Kinderbuchklassiker erschien 1978
Für ihr Stück „Der Junge mit dem Koffer“ (Schauspielhaus Düsseldorf) erhielt sie 2016 den Theaterpreis „Der Faust“.
„Die unendliche Geschichte“, erschienen 1978, ist ein märchenhafter, fantastischer und romantischer Bildungsroman und gehört zu den Klassikern der Kinder- und Jugendliteratur. Verspielt und traumhaft, aber auch mit gebotenem Biss angesichts des sich anbahnenden Dramas um das „Nichts“, das die Welt verschlingen will, möchte die Aufführung einen nachhaltigen Theatereindruck hinterlassen.
Zwei Frauen in den zentralen Rollen
Die zentralen Rollen sind mit Frauen besetzt. Carmen van Mulier (26), niederländische Schauspielerin, gibt den Bastian Balthasar Bux, Gina Haller (33), Shooting-Star des Bochumer Ensembles, mimt dessen besten Freund Atréju. Premiere im Großen Haus am 28. November.
Kindertheater um „Rosies Käsekopter“
Die dritte Aufführung im Premieren-Bündel des Schauspielhauses gibt es am Samstag, 8. November, wenn die Kammerspiele zur Bühne für ein ganz junges Publikum werden. Für Zuschauer ab 5 Jahren kommt „Wie Rosie den Käsekopter erfand“ heraus. Das Stück nach dem Kinderbuch von Andrea Beaty und David Roberts wird als Objekttheater geboten, Regie führt die Bochumer Figurentheater-Künstlerin Sara Hasenbrink.
Weitere Nachrichten aus Bochum finden Sie hier