Bochum. Corona trifft die Bochumer Gastronomie: Nach der ersten Diskothek schließt nun das erste Restaurant. Es trifft ein Urgestein in der Innenstadt.
„Auf Nimmerwiedersehen! Ich bin pleite!“: So verabschiedet sich Peikan Razani, Inhaber des Bochumer Lokals „Taj Mahal“, auf seiner Internetseite von seinen Gästen. Nachdem im Juni mit dem „Jacks“ die erste Diskothek in Bochum wegen Corona schließen musste, trifft es jetzt das erste Restaurant.
Das „Taj Mahal“ gilt als Institution in der Bochumer Innenstadt. Vor fast 30 Jahren war es als erstes indisches Restaurant in Bochum eröffnet worden. An der Kortumstraße fanden in den 90er Jahren zahllose Bochumer Geschmack an den damals noch fremden orientalischen Speisen.
Peikan Razani, Ur-Bochumer mit iranischen Eltern, übernahm das Lokal 2004. Zehn Jahre später folgte der Umzug zur Viktoriastraße, vis-a-vis des Musikforums, wo authentische indische Küche mit Curries, Fisch- und Grillspezialitäten mit den jeweils gewünschten Schärfegraden aufgetischt wurde.
Corona in Bochum: Inhaber des „Taj Mahal“ bedankt sich bei Stammgästen und Mitarbeitern
Nun verkündet Peikan Razani (54) das Aus für das „Taj Mahal“. „Was das Finanzamt nicht geschafft hat! Was die Krankenkassen nicht geschafft haben! Was die Rentenversicherung nicht geschafft hat! Was die Berufsgenossenschaft nicht geschafft hat! Was die Gema nicht geschafft hat! Was die IHK nicht geschafft hat! Was eigentlich alle Institutionen in 16 Jahren meiner Betriebsdauer nicht geschafft haben!Die Corona-Pandemie hat es endgültig geschafft“, schreibt er auf der Homepage.
Alle Ersparnisse, das Erbe, die Lebensversicherung und die Bausparverträge seien „im Spinnennetz der Normalität verpufft“, bedauert Razani. Mit emotionalen Worten bedankt er sich bei seinen Stammgästen und seinen Mitarbeitern, „die familiär über Jahre gekeult haben, aus Liebe zu den Menschen und der Gastronomie“.
„Taj Mahal“ in Bochum schließt - Die Prognose des Besitzers fällt düster aus
Düster fällt Razanis Prognose aus:
„Wenn es so weitergeht, werden die kleinen Gastronomen, die Kochen noch gut finden, verschwinden, da sie keine Rücklagen bilden können, extreme Probleme mit dem Nachwuchs haben, körperlich stark abgebaut haben und höchstwahrscheinlich von einer dieser Institutionen auch auf den I-Weg (Insolvenz, die Red.) geschleudert werden.“
Damit steht Razani nicht allein. Mit großen, mitunter existenziellen Sorgen blickt die Branche auf den Herbst und Winter. Dem „Taj Mahal“, so wird befürchtet, werden weitere Corona-Pleiten folgen.
Die Immobilien- und Standortgemeinschaft Bermudadreieck „bedauert die Entwicklung und das Schicksal des Betreibers außerordentlich“, hieß es am Donnerstag. Man hoffe, dass das Lokal unter neuer Regie zeitnah wieder an den Start gehen kann.