Bochum. Grau raus, Farbe rein: Beim „Park(ing) Day“ soll gezeigt werden, wie man Parkplätze sinnvoller nutzt – so auch auf der Brückstraße in Bochum.
Des Deutschen liebstes Kind steht meistens nur dumm herum. Im Schnitt, haben Statistiker herausgefunden, wird ein Pkw täglich eine Stunde bewegt. 23 Stunden bleibt die Karosse ungenutzt – und versperrt nicht selten kostbaren, weil knappen öffentlichen Raum. Das muss nicht sein, meinen Bochumer Aktivisten. Am Freitag starteten sie den fünften „Park(ing) Day“ in der Innenstadt.
Ziel des internationalen Aktionstages ist es, auf einen übermäßigen Autoverkehr und eine Verschwendung von Lebensraum hinzuweisen. Dazu werden Parkplätze kurzzeitig gesperrt und alternativ genutzt. So wie in den vergangenen Jahren u.a. an der Hattinger Straße und auf dem Südring, wo sich ein 70 Meter langer Fahrstreifen inmitten des Feierabendverkehrs in eine quirlige Aktionsfläche mit Musik, Mode und vielerlei Informationen verwandelte.
„Park(ing) Day in Bochum: Bunt statt grau in der City
Fortsetzung folgte am Freitag auf der Brückstraße zwischen Hans-Böckler- und Kortumstraße. Jeweils vier Parkplätze gibt es hier beidseitig – stets heiß umkämpft. „Warum“, fragt sich Jutta Schröder, eine der Initiatorinnen des „Park(ing) Day“, „werden die Autos nichts ins 200 Meter entfernte Parkhaus gefahren? Die Gebühren sind dort sogar billiger. Und die frei werdenden Flächen – bis auf den Behindertenparkplatz – könnten die City in diesem Bereich deutlich schöner machen.“
Wie das funktioniert, wurde am Freitag ab 16 Uhr gezeigt. Motto: bunt statt grau! Zahlreiche Mitwirkende wurden gewonnen: Die Umweltbewegung „Extinction Rebellion“ entsandte zwei Schutzengel, die in den Streik getreten sind: „Wir sind nicht für die Unvernunft der Menschen zuständig!“ Die Naturschutzjugend, der Leihladen Bochum und die Radwerkstatt Velotopia machten ebenso mit wie der Deutsche Verkehrsclub, das Radwende-Bündnis, das Theater Löwenherz sowie Musiker und Privatbürger.
Die meisten Geschäftsleute finden’s gut
Allesamt hatten das Ziel, die Parkstreifen (mit Genehmigung der Stadt und Polizei) für drei Stunden zur einer „städtischen Oase“ zu machen. „Denn was ist schöner als der Blick auf leere Autos? Spielende Kinder, entspannte Gesichter und blühende Pflanzen!“, schwärmte Jutta Schröder und ließ sich nicht davon stören, dass die Autos auf der viel befahrenen Brückstraße mitunter nur einen halben Meter neben den Aktionsständen vorbeirauschten.
Mut macht den Initiatoren nicht nur die mehrheitlich positive Resonanz der Passanten. „Super Idee, das müsste es hier dauerhaft geben“, meinte Gisela Rasniowski (67). Auch die meisten anliegenden Geschäftsleute, berichtet Jutta Schröder, hätten sich „wohlwollend, einige sogar begeistert“ von der Aktion gezeigt. Proteste von Kunden seien während der drei Stunden auch unwahrscheinlich: „Hier kriegt man ja auch sonst nie einen Parkplatz.“