Bochum. Viele Bochumer fahren wegen Corona nicht in den Urlaub. Für nasse Abkühlung haben sie Pools gekauft. Das merken auch die Baumärkte.

Als im Januar die Corona-Zahlen in Asien immer weiter stiegen und die WHO Anfang März eine weltweite Pandemie ausrief, war Stefan Z. schnell klar: Aus unserem üblichen Asien-Urlaub wird in diesem Jahr nichts. Doch statt um Meeresrauschen, schaukelnden Wellengang und Cocktails bei abgekühlten Füßen zu trauern, entschloss Stefan Z.: Ersatz muss her.

Der war im Baumarkt schneller gefunden als eine Alternative im Reisebüro: „Wir wollten schon immer einen großen Pool haben, jetzt hatten wir endlich den Anstoß“, sagt der Stiepeler Familienvater. Wenige Wochen später war der Pool bestellt, den Bausatz lieferte eine Firma bis vor die Haustür.

Neuer Pool in Bochum-Stiepel kostete eine vierstellige Summe

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Tagelang werkelte Stefan Z. mit seinem Schwiegersohn an dem neuen Poolbereich: Ein Sichtschutz mit Kunst-Efeu sollte ebenso her wie eine kleine Dusche und eine erweiterte Terrasse. Die vierstelligen Kosten des Pools samt Filteranlage und Wärmepumpe stiegen so weiter. „Der Pool hat einen Durchmesser von 5,50 Meter, ist knapp 1,30 Meter tief und fasst rund 27.500 Liter“, beschreibt Stefan Z.

Bis zum ersten Mal im Salzwasserpool geplanscht und entspannt werden konnte, war aber noch Geduld gefragt: „Das Befüllen hat über eine Woche gedauert“, erinnert sich Claudia Z.

Claudia und Stefan Z. an ihrem Swimmingpool zu Hause im Bochumer Süden.
Claudia und Stefan Z. an ihrem Swimmingpool zu Hause im Bochumer Süden. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Vor allem bei den Enkeltöchtern Mia (3) und Emma (1) war die Aufregung bis dahin deutlich gestiegen: „Wir haben zur Eröffnung eine Pool-Party gemacht und gegrillt“, sagt Claudia Z. Dabei hätten alle elf Familienmitglieder Platz im Pool gefunden – sogar auf aufblasbaren Sitzen mit Getränkehalter.

„Sieht doch ein bisschen so aus wie in Spanien, oder?“

Genug Platz zum Schwimmen ist auch: „Mia hat sogar die Angst vor Wasser verloren“, sagt Claudia Z., während das kleine Mädchen mit Schnorchel und Taucherbrille gewappnet eine kleine Leiter hochklettert und in den Pool springt.

„Sieht doch ein bisschen so aus wie in Spanien, oder?“, fragt Stefan Z. Und fühlt sich auch so an: Dank der Wärmepumpe kann die Temperatur des Wassers reguliert werden. „Wir haben das Wasser auf 25 Grad eingestellt – wärmer als in der Ostsee“, sagt Stefan Z. In Warnemünde oder auf Usedom klettern die Wassertemperaturen tatsächlich selbst im August nur auf etwa 19 Grad. „Hoffentlich können wir den Pool auch im September noch nutzen“, sagt Claudia Z.

Baumarkt in Bochum hat bei Pools einen Umsatz-Zuwachs von 33 Prozent

Das hoffen wohl auch andere, denen die Corona-Krise den Anstoß zum eigenen Pool im Garten gab. Die Baumärkte haben das deutlich gespürt: Nico Burda, stellvertretender Leiter des Hellweg-Baumarktes in Bochum, sagt: „Wir haben bei Pools einen Umsatz-Zuwachs von 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet! Bei Pool-Chemikalien wurde etwa ein Viertel mehr gekauft, beim Zubehör sogar fast 100 Prozent mehr als 2019.“

Dieses Bild von seinem Pool hat ein Leser aus Bochum der Redaktion zugeschickt.  
Dieses Bild von seinem Pool hat ein Leser aus Bochum der Redaktion zugeschickt.   © WAZ

Man könne zwar von einem Corona-Effekt sprechen, aber der Trend zeichne sich schon seit geraumer Zeit ab: „In den Vorjahren haben wir auch deutliche Zuwächse gehabt. Pools werden immer beliebter“, berichtet Burda.

Kosten gehen bei 50 Euro los und reichen bis zu mehreren Tausend Euro

„Es gibt klassische aufblasbare Drei-Ring-Pools über Quick-Up-Pools bis hin zu Stahlwand-Pools mit Holzpodest“, erläutert Burda. Entsprechend breit gesteckt sei der Preisrahmen - angefangen bei etwa 50 Euro für die aufblasbare Variante kann man sich das Badevergnügen im Garten auch mehrere Tausend Euro kosten lassen. „Dass jemand sich einen Pool komplett selbst bauen will - etwa aus Europaletten oder mit Styropor und Beton, kommt aber extrem selten vor“, berichtet Burda.

Noch mehrere warme Tage im September

Aufblasbare Pools und Quick-Up-Pools sind günstig, schnell befüllt, haben aber eine kurze Lebensdauer und müssen auf einer ebenen Fläche aufgestellt werden. Stahlrahmen-Pools sind stabiler, können Boden-Unebenheiten ausgleichen – sind aber auch deutlich teurer.

Laut Wetterprognose soll es noch mehrere warme Tage im September geben – gegen Ende des Monats sinken die Temperaturen auf rund 17 Grad.

Auch in diesem Jahr würden aber dieselben Fragen gestellt: „Wie pflege ich den Pool? Welchen Untergrund brauche ich?“ oder „Was mache ich nach Saisonende?“ Burda dazu: „Wir zeigen unseren Kunden auf, wie man einen Pool mit Chlor oder einer Sauerstoffvariante keimfrei halten kann und beraten auch über Poolmatten für den Untergrund. Genauso geben wir Tipps zur Überwinterung oder Entsorgung des Wassers.“

Während die Corona-Krise in den Gärten viele Pools einziehen ließ, hat sie in den Baumärkten keinen so erfrischenden Effekt gehabt: „Die Warenbeschaffung war in diesem Jahr eine echte Herausforderung, viele Zulieferer hatten Schwierigkeiten“, sagt Burda.