Bochum. Mit über 60 Prozent der Stimmen ist Thomas Eiskirch (SPD) sicher wieder gewählt. Die Grünen werden zweitstärkste Kraft im Bochumer Rat.

Was vor fünf Jahren bei der Stichwahl noch eine richtig knappe Kiste war, geriet am Sonntag fast schon zur Routine. Thomas Eiskirch (SPD) setzte sich klar gegen alle seine acht Mitbewerber um das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Bochum durch. Er holte klar über 60 Prozent der Stimmen und ist damit für eine zweite Amtsperiode gewählt. Mit großem Abstand auf den zweiten Platz (rund 20 Prozent) schaffte es der CDU-Politiker Christian Haardt (55). Unter den anderen Bewerbern konnte sich lediglich Amid Rabieh (Linke) mit einem Achtungsergebnis ein wenig absetzen. Er holte rund 6,2 Prozent der Stimmen.

Große Unruhe in Briefwahlzentren

Zu großer Unruhe zu Beginn des Wahlabends führte der Fund von zwei verdächtigen Gegenständen in den beiden Briefwahlzentren im Neuen Gymnasium und in der Hans-Böckler-Realschule. Da lange nicht klar war, worum es sich handelte, ließ die Polizei die beiden Schulen evakuieren. Hunderte Wahlhelfer standen rund eineinhalb Stunden auf der Straße. Erst als Sprengstoffspezialisten die verdächtigen Briefe entfernt hatten, konnte die Auszählung dort beginnen, was zu großen Verzögerungen führte.


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Zwei überglückliche Spitzenkandidaten: Barbara Jessel und Sebastian Pewnys freuen sich über den Erfolg der Grünen. 
Zwei überglückliche Spitzenkandidaten: Barbara Jessel und Sebastian Pewnys freuen sich über den Erfolg der Grünen.  © Unbekannt | Christian Schnaubelt

Beim Blick auf das Stimmenverhältnis der Parteien fällt auf, dass sich der von manchen befürchtete weitere Absturz der SPD zu einem beinahe schon sanften Sinkflug abgeschwächt hat. Die Grünen holten rund 22 Prozent der Stimmen. Sie konnten zwar den großen Erfolg aus der Europawahl nicht wiederholen, etablieren sich jedoch als zweitstärkste Kraft. Für SPD und CDU gab es jedenfalls für Kommunalwahlen historisch schlechte Ergebnisse.


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Unmittelbar nachdem sein Erfolg fest stand wurde, freute sich Thomas Eiskirch vor allem über die große Unterstützung beider Parteien. Der 49-Jährige sagte: „Es war ein bisschen ein Experiment, wie das mit einem gemeinsamen Kandidaten funktioniert. Dieses Ergebnis ist schon eine Hausnummer.“ Er empfinde das Resultat nicht als Erfolg „für eine Person, sondern für einen Weg“. Dies sei Ausdruck einer großen -Erwartungshaltung, „ich werde mich bemühen, dieser jetzt gerecht zu werden.“

Haardt räumt persönliche Niederlage ein

Da es in Bochum bei dieser Kommunalwahl zum ersten Mal einen gemeinsamen Kandidaten von SPD und Grünen für das Amt des Oberbürgermeisters gab, war mit besonderer Spannung das Ergebnis der Grünen in Bochum erwartet worden. Die Grünen hatten sich bekanntlich nach längerer parteiinterner Diskussion gegen einen eigenen Oberbürgermeisterkandidaten ausgesprochen. Schließlich wurde auf getrennten Parteitagen im vergangenen Herbst Thomas Eiskirch nominiert.

Christian Haardt, unterlegener CDU-Kandidat der Oberbürgermeisterwahl, räumte auch seine persönliche Niederlage ein.
Christian Haardt, unterlegener CDU-Kandidat der Oberbürgermeisterwahl, räumte auch seine persönliche Niederlage ein. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Bei der Pressekonferenz, die wie alle anderen öffentlichen Veranstaltungen aufgrund der Corona-Pandemie am Sonntagabend im Ruhrcongress stattfand, räumten die anderen Kandidaten ihre Niederlagen ein. Christian Haardt: „Ja, dies ist auch meine ganz persönliche Niederlage.“ Amid Rabieh freute sich für die Linken, dass es ihm gelungen ist auf den dritten Platz der Herausforderer zu kommen. „Wir werden es Ihnen nicht leicht machen, Herr Eiskirch, und werden Sie weiter kritisch begleiten.“ Alle anderen OB-Kandidaten sind deutlich abgeschlagen.

AfD gelingt nahezu Verdopplung des Stimmenanteils

Den Linken ist es gelungen, ihren Stimmenanteil in etwa zu halten. Die AfD konnte ihren Stimmenanteil von 3,5 Prozent bei der letzten Kommunalwahl auf über sechs Prozent verbessern.


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Die kleineren Parteien konnten sich nicht wesentlich verändern. Den Stadtgestaltern allerdings gelang es, den Stimmenanteil gegenüber 2014 zu verbessern. Leichte Verbesserungen verbuchten auch die FDP und die UWG, die sich ja mit den Freien Bürgern zusammengetan hatte.

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Update (3. September 2024): Bei der Kommunalwahl 2025 wird Thomas Eiskirch nicht für eine dritte Amtszeit antreten.