Bochum. Die Feuerkatastrophe im griechischen Flüchtlingslager Moria sorgt in Bochum für Sorge und Entsetzen. Es gab hier mehrere Hilfsaktionen.

Mit Sorge und Empörung reagieren Bochumer Aktivisten auf die Zerstörung des griechischen Flüchtlingslagers Moria. „Die Bilder sind schockierend. Man fühlt sich ohnmächtig und hilflos. Jetzt muss schnell und umfassend geholfen werden!“, sagt Jens Feddersen, der sich mit weiteren Helfern seit Jahren auch vor Ort für die notleidenden Flüchtlinge eingesetzt hatte.

Seit dem verheerenden Brand in der Nacht zum Mittwoch liegt das Camp Moria auf der griechischen Insel Lesbos in Schutt und Asche. Jens Feddersen war zweimal dort, zuletzt vor neun Monaten. „Bag4good“: So hieß eine Privatinitiative, die der langjährige Chef der Bermuda-Kneipe „Freibeuter“ und die Fotojournalistin Judith Büthe im Herbst 2019 starteten. Die Zustände im Flüchtlingslager seien schon damals verheerend gewesen, ohne dass die Politik und Behörden Antworten und Lösungen für die Notlage gefunden hätten, berichten sie.

Bochumer spendeten mehr als 2000 Schlafsäcke

Die Bochumerinnen und Bochumer zeigten große Hilfsbereitschaft: Nach Aufrufen in den sozialen Medien und in der WAZ wurden mehr als 2000 Schlafsäcke gesammelt. Judith Büthe und Jens Feddersen brachten sie Ende 2019 mit einem Transporter selbst ins hoffnungslos überfüllte Flüchtlingslager, wo seinerzeit mehr als 20.000 Menschen hausten.

Anfang 2020 folgte eine zweite Hilfsaktion. Diesmal galt es, Schulmaterialien für die Kinder zu sammeln, die eine provisorische Lager-Schule besuchten. Erneut gingen zahlreiche Spenden ein. „Wir konnten eine große Menge an Schreibmaterialien nach Griechenland schicken“, freute sich Carola Frackowiak vom Falkenheim an der Akademiestraße, das die Kampagne unterstützte.

Die nackte Nor herrschte im Flüchtlingslager auf Lesbos, wie dieses Foto von Judith Büthe während ihres Hilfseinsatzes 2019 dokumentiert.
Die nackte Nor herrschte im Flüchtlingslager auf Lesbos, wie dieses Foto von Judith Büthe während ihres Hilfseinsatzes 2019 dokumentiert. © Judith Büthe

Flüchtlinge aufnehmen – jetzt und sofort

Durch die Corona-Krise verschlimmerte sich die Situation nochmals. Anlass für einen erneuten Hilferuf im Frühsommer. Ziel: die Flüchtlinge mit Hygieneartikeln zu versorgen, von Babywindeln bis zu Zahnbürsten. Erneut diente das Falkenheim als Sammelstelle. Die Resonanz: abermals großartig.

Nach der Feuerkatastrophe sei nun die Politik gefordert, appelliert Jens Feddersen. „Viel zu lange wurde nur zugesehen. Dafür gehört die ganze EU vor Gericht. Die Flüchtlinge sind schutzlos. Jede Hilfe von außen wird blockiert, auch von den griechischen Behörden.“ Sein Warnruf: „Deutschland darf nicht auf eine europäische Lösung und lange Verhandlungen warten, sondern möglichst viele Menschen aufnehmen. Jetzt und sofort!“ Und: „Moria darf nie wieder aufgebaut werden.“

Demonstration heute ab 18 Uhr

Auf breite Unterstützung hoffen die Aktivisten bei einer Demonstration am heutigen Donnerstag. Unter dem Titel „Evakuiert die Lager - Wir haben Platz“ ruft das Bündnis Seebrücke ab 18 Uhr zur Kundgebung am Bochumer Hauptbahnhof auf. Nach der Eröffnung mit einem Redebeitrag soll der Demonstrationszug durch die Innenstadt bis zum Rathaus ziehen.