Bochum. Zwei Bochumer haben eine Hilfsaktion für die Flüchtlinge auf Lesbos gestartet. 1200 Schlafsäcke sind zusammengekommen. Spenden sind noch möglich.

Als katastrophal werden die Zustände im Flüchtlingslager auf Lesbos beschrieben. „18.500 Menschen suchen aktuell Zuflucht auf der griechischen Insel, darunter viele Kinder und Jugendliche. Dabei ist das Camp nur für 2500 Personen ausgelegt. Und jede Nacht kommen Hunderte neue Flüchtlinge an“, sagen Judith Büthe (31) und Jens Feddersen (49). Umso dankbarer sind die Bochumer für die große Resonanz auf ihren Aufruf, Schlafsäcke zu spenden. Mehr als 1100 Schlafsäcke sind bislang zusammengekommen.

Syrien, Libyen, Afghanistan: Aus vielerlei Ländern stammen die Migranten, die aus der Türkei – nicht selten unter Lebensgefahr – auf die nahe gelegene griechische Insel übersetzen. Judith Büthe, freiberufliche Foto-Journalistin, und Jens Feddersen, langjähriger Chef der Szenekneipe „Freibeuter“ im Bermudadreieck, machten sich im vergangenen Jahr selbst ein Bild. Ihre Erkenntnis: „Auf Lesbos brennt es an allen Ecken!“ Seither sei die Situation nochmals dramatischer geworden, ohne dass „die zuständigen Behörden Antworten und Lösungen für die Notlage der Menschen finden“.

Als katastrophal wird die Situation im Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos beschrieben. Und jetzt kommt der Winter.
Als katastrophal wird die Situation im Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos beschrieben. Und jetzt kommt der Winter. © dpa | Angelos Tzortzinis

„Ko-Fabrik“ ist zentrale Lagerstätte

Der Winter steht vor der Tür. Schon jetzt gehen die Temperaturen nachts auf null Grad zurück. Anlass für Judith Büthe und Jens Feddersen, die Hilfsaktion „Bag4good“ ins Leben zu rufen. Ihre Idee: Bochum sammelt Schlafsäcke! „Da wir von vielen Leuten wissen, dass sie noch Schlafsäcke in Schränken und Kellern horten, möchten wir euch bitten, dort einmal nachzuschauen und uns eure Fundstücke für die Menschen in der Ägäis zur Verfügung zu stellen“, heißt es in einem ersten Aufruf, der Ende Oktober auf Facebook, Instagram und der Spendenplattform Betterplace veröffentlicht wurde.

Das Ergebnis ist bemerkenswert. Schulen, das Falkenheim, der Bahnhof Langendreer, der Balance-Fahrradladen im Bermudadreieck, die Musikschule sowie Poetry-Slamer bis hin zum Essener Grillo-Theater zählen zu den Unterstützern. Mehr als 400 gut erhaltene Schlafsäcke wurden bislang an den Sammelstellen abgegeben. Zentrale Lagerstätte ist die „Ko-Fabrik“ an der Stühmeyerstraße. Hinzu kommen Hunderte Woll- und Fleecedecken. Zudem habe der Bochumer Verein „Axía“ mit seinen zumeist griechischstämmigen Mitgliedern eine Sachspende zugesichert, mit der weitere 700 Schlafsäcke gekauft werden können, freut sich Judith Büthe.

Transport soll Anfang Dezember starten

Noch bis zum 25. November wird gesammelt. Eine Woche später wollen sich Judith Büthe und Jens Feddersen mit einem preisgünstig gemieteten Transporter auf den Weg nach Lesbos machen. „Gemeinsam mit den ortsansässigen NGOs werden wir dort die Verteilung der Schlafsäcke und Decken in die Wege leiten.“ Unmittelbar nach ihrer Rückkehr (geplant sind zehn bis zwölf Tage) wollen sie in den sozialen Medien über den Bochumer Hilfseinsatz in der Ägäis berichten.

Hier können Schlafsäcke abgegeben werden

Sammelstellen für die Flüchtlinge auf Lesbos sind in Bochum im Fahrradladen Balance an der Kortumstraße 5, im Falkenheim an der Akademiestraße 69, im Freibeuter an der Kortumstraße 2-4, im Bahnhof Langendreer am Wallbaumweg 108, bei Walkabout an der Wittener Straße 211, im Café KRTLND (Kortland) an der Herner Straße 10, in der Musikschule am Westring 32 und in der Oval Office Bar an der Saladin-Schmitt-Straße 2 eingerichtet.

Infos im Netz gibt es auf www.facebook.com/bag4goodlesvos, www.instagram.com/bag4good_lesvos und www.betterplace.me/bag4good-lesvos.

Wer weder Schlafsack noch Decke finden oder entbehren kann, wird gebeten, die Aktion finanziell zu unterstützen und einen Anteil für die Benzinkosten und anfallenden Mautgebühren beizusteuern. „Wir sind für jede Hilfe sehr dankbar!“, sagen die beiden Bochumer.

Die frierenden Flüchtlingen auf Lesbos ganz sicher auch.