Bochum. Am Sonntag stimmen die Bochumer über ihr Stadtoberhaupt ab. Welche Meinung vertreten die Kandidaten? Die WAZ hakt nach. Hier: Arbeitsplätze.
Auf einen krisensicheren Arbeitsplatz, der ein gutes Einkommen auf Lebenszeit garantiert, können nicht mehr viele bauen. Die Angst vor dem Jobverlust ist groß, auch die Corona-Krise trägt einiges dazu bei.
Doch wie will Bochums künftiger Oberbürgermeister mehr Arbeitsplätze in der Stadt bringen? Kurz vor der Wahl fragt die WAZ bei den Kandidaten nach.
Das sagen die OB-Kandidaten in Bochum:
Volker Steude, Die Stadtgestalter:
„Unternehmen kommen besonders gern in die Städte, die sich als modern und zukunftsorientiert präsentieren und wo Menschen gerne leben wollen. Entsprechend attraktiv muss die Stadt ausgerichtet und gestaltet sein. Bochum muss sich in Sachen Verkehr und Stadtentwicklung als Vorreiter präsentieren. Die Stadt sollte dauerhafte Netzwerke aufbauen, mit denen sie Unternehmen an die Stadt bindet.Eine gute Vernetzung der Unternehmen ist zudem ein Standortvorteil. Die Stadt muss für ein Schul- und Bildungsniveau sorgen, das sicherstellt, dass sich die von den Unternehmen nachgefragten hochqualifizierten Mitarbeiter in der Stadt schnell finden lassen.“
Christian Haardt, CDU:
„Ich möchte Bochum attraktiver für Neuansiedlungen machen, um so Arbeitsplätze zu schaffen.
Die Standortfaktoren müssen verbessert werden und so dazu beitragen, dass Unternehmen Bochum für sich erkennen und bereit sind, sich hier niederzulassen. Dazu werden wir die Gewerbesteuer um 100 Punkte senken. Um Ansiedlung überhaupt zu ermöglichen, möchten wir Flächen gezielt aufbereiten oder neu ausweisen. Ich werde mich um den Mittelstand und vor allem um Start-ups bemühen. Potenziale im Umfeld der Ruhr-Universität, der Hochschulen, Forschungseinrichtungen und des Gesundheitscampus für Unternehmensgründungen möchte ich dazu besser ausschöpfen.“
Günter Gleising, Soziale Liste:
„Wir brauchen existenzsichernde Mindestlöhne in allen Wirtschaftszweigen. Es ist nötig, das Kurzarbeitergeld aufzustocken, Leiharbeit zu verbieten. Überall Personal abzubauen ist der falsche Weg. Die Arbeit muss gerechter verteilt werden – etwa durch Verkürzung der Arbeitszeit. Das könnte mit den Gewinnen der Großkonzerne und Banken finanziert werden – wenn der Staat sie konsequent besteuern und Steuerflüchtlinge zur Kasse bitten würde. Große Möglichkeiten für die Schaffung neuer Arbeitsplätze sehe ich in dem Ausbau der Infrastruktur. Wir müssen Straßen und Plätze sanieren, den Bau klimaneutraler Beförderungsmittel fördern, den Transport von Waren zurück auf die Schiene bringen und mit erneuerbaren Energien arbeiten.“
Nils-Frederick Brandt, Die Partei:
„Nach der Machtübernahme wollen wir Orcas in den Grummer Teichen aussetzen und nur dort Walfang erlauben. Durch die angesiedelten Alpakas in Bochum Bergen können wir die Alpaka-Wolle verarbeiten und verkaufen. Durch die autofreie Innenstadt können wir die Parkhäuser umbauen – für Hanf und Hopfenproduktion. Hopfen für Fiege, Hanf für die Textilindustrie und die Gewinde der Klempner. Was man sonst mit Hanf machen kann, keine Ahnung. Des Weiteren kann das Ordnungsamt mehr Personal einstellen, um die Stadt autofrei zu halten und Strafen zu verhängen.“
Thomas Eiskirch, Kandidat von SPD und Grünen:
„Allein in den vergangenen fünf Jahren sind 13.000 neue Jobs in Bochum entstanden. Die Langzeitarbeitslosigkeit ist um 23 Prozent gesunken und die Jugendarbeitslosigkeit um zwölf Prozent. Das ist das Ergebnis wirtschaftlicher Dynamik und kluger Politik. Das soll – auch nach Corona – so weitergehen. Bochum ist attraktiv geworden für Weltkonzerne und kleinere Unternehmen. Das zeigen ganz viele neue Firmenansiedlungen. In Bochum wird gegründet, gearbeitet und erfolgreich gewirtschaftet. Wir sind Hochschulstandort. Das ist ein wichtiger Motor für die Wirtschaft. Was die Wissenschaft erforscht, kann in Bochum direkt umgesetzt werden – in Produkten und Dienstleistungen. Das bringt akademische Arbeitsplätze und gute Jobs für Menschen mit ganz unterschiedlichen Bildungsabschlüssen.“
Jens Lücking, UWG: Freie Bürger:
„Ich setzte mich seit langem für eine Senkung der Gewerbesteuer ein, um den Standort Bochum attraktiver zu machen. Gerade auch in Corona-Zeiten ist ein Zeichen der Solidarität an die Unternehmen und die dort Beschäftigten geboten. Zudem müssen wir das Angebot an Flächen verbessern und mit anderen Kommunen zusammenarbeiten, um auch die Ansiedlung größerer Unternehmen realisieren zu können.“
Felix Haltt, FDP:
„Als Bochumer Junge kenne ich den Wandel, den unsere Stadt durchgemacht hat. Wir müssen in Bochum auf die Arbeitsplätze der Zukunft setzen. Dazu muss das Potential unserer Hochschulen und Institute noch besser genutzt werden. Allen Gründern will ich ein bürokratiefreies, erstes Jahr ermöglichen. Die Verwaltung muss noch serviceorientierter arbeiten, alle notwendigen bürokratischen Schritte, die zur Erreichung eines Zieles führen, sind an einer einzigen Stelle durchzuführen (One-Stop-Shop).
Außerdem will ich einen Bochumer Innovationsfonds gründen, an dem sich Bochumerinnen und Bochumer mit Anteilen beteiligen können. Dieser investiert dann ausschließlich in Innovationen aus Bochum und Unternehmen, die in Bochum angesiedelt sind bzw. gegründet wurden.“
Amid Rabieh, Die Linke:
„Mit uns wird die Stadt selbst zum Vorbild, bei der die Beschäftigten enorme Überstundenberge und viel nicht genommenen Urlaub vor sich herschieben. Nötig ist hier ein Personalaufbau- und Entwicklungsplan für die überlasteten Bereiche. Außerdem wollen wir die Bochumer Beschäftigungsgesellschaft für unbefristete tarifgebundene Beschäftigung aller Qualifikationen ausbauen. Dass OB Eiskirch, die SPD und die Grünen mit der Gesellschaft lediglich Fördermittel aus einem einzigen Bundesprogramm abrufen, um nur Jobs im Bereich „Niederschwelliger Hilfstätigkeiten“ zu schaffen, ist völlig daneben. Um die Region insgesamt wirtschaftlich zu stärken, setzen wir auf mehr Investitionen in Infrastruktur und stärkere interkommunale Zusammenarbeit statt auf einen Dumping-Wettbewerb bei den Gewerbesteuern.“
Außerdem kandidiert Ariane Meise für die NPD.