Bochum. Dem traditionsreichen Lebensmittelgroßhändler Josef Dewender in Bochum droht die Insolvenz. 115 Beschäftigte sind betroffen.
Dem letzten Bochumer Lebensmittel-Großhandelsunternehmen in Familienbesitz droht das Aus. Die Geschäftsführung der Josef Dewender Lebensmittelgroßhandlung an der Darpestraße in Hamme hat einen Insolvenzantrag gestellt. 113 Mitarbeiter und zwei Auszubildende sind betroffen.
Es ist ein Foto mit unerwünschter Symbolik. Ein Feuerwehrkran hievt einen umgestürzten Dewender-Anhänger in die Höhe. Was 2016 nur eine Übung auf dem Firmengelände war, droht bildlich gesprochen Realität zu werden. Das Unternehmen ist in Schieflage und wird seit einigen Tagen von einer vorläufigen Insolvenzverwalterin geleitet. Dorothee Madsen aus der Bochumer Kanzlei BRL hat diese Aufgabe übernommen.
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Arbeitsagentur finanziert Gehälter vor
Sie hat sich nach eigenen Aussagen bereits mit der Geschäftsführung über die Möglichkeiten einer Sanierung des Betriebes gesprochen. Zu ersten potenziellen Käufern werde in diesen Tagen Kontakt aufgenommen. „Parallel dazu sind sämtliche Maßnahmen zur Stabilisierung des gesamten Geschäftsbetriebes vorgenommen worden“, heißt es.
Die Gehälter werden zunächst durch die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes gedeckt. Die Insolvenzverwalterin habe dazu die Zustimmung zur Zahlung der Monatsgehälter August und September 2020 durch die Bundesagentur für Arbeit eingeholt. „Unter Umständen ist auch die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für den Monat Oktober 2020 möglich“, heißt es.
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Geschäfte laufen offenbar weiter
Das Unternehmen hat sich auf Anfrage der WAZ bislang nicht zu dem Insolvenzantrag und den Umständen, die dazu geführt haben, geäußert. Offenkundig wird der Geschäftsbetrieb an der Darpestraße aber weitergeführt. Am Montagmittag stand ein großer Teil der Lkw-Züge nicht auf dem Betriebsgelände; dafür aber Dutzende Pkw, die offenbar den Beschäftigten der Firma gehören.
„Es ist eine ähnliche Geschichte wie vor Jahren bei Wollschläger“, so ein Kenner der Bochumer Wirtschaft gegenüber der WAZ. Vor fast genau vier Jahren hatte der Werkzeug-Großhändler Wollschläger Insolvenz anmelden müssen. Ein Verkauf „wesentlicher Vermögenswerte“ an das dänische Handelshaus Sanistaal mit Sitz in Aalborg schlugen fehl. Einige Zeit zuvor hatte es einen Generationswechsel im Haus Wollschläger gegeben. Die Firma hatte zudem in Hamme – fast in direkter Nachbarschaft zum Lebensmittelgroßhändler Dewender – einen neuen großen Standort eröffnet.
Familienunternehmen in dritter Generation
Die Josef Dewender Lebensmittelgroßhandlung ist ein Familienbetrieb, der in mittlerweile dritter Generation geführt wird. Unter der Leitung von Hans-Josef Dewender, der zweiten Generation, hatte der Betrieb 2013 seinen 80. Geburtstag gefeiert. 150 Mitarbeiter und 50 moderne Kühlfahrzeuge gehörten damals zum Unternehmen, das sich als Speziallieferant auf Großküchen mit Gemeinschaftsverpflegung in Krankenhäusern, Altenheimen und Kindergärten einen Namen in Deutschland gemacht hat. Gelenkt wird das Unternehmen in dritter Generation nun von Geschäftsführer Stephan Dewender.
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