Bochum-Goldhamme/Stahlhausen. Zur Kommunalwahl am 13. September stellen wir alle Kandidaten in den 33 Wahlbezirken in Bochum vor. Hier: Goldhamme und Stahlhausen.
Das alte, das ehemalige industrielle Herz der Stadt lag in den heutigen Stadtteilen Goldhamme und Stahlhausen, die der Wahlbezirk 15 weitgehend abdeckt. Diese früheren Arbeiterstadtteile wurden bis in die 80er Jahre geprägt von der Stahlindustrie, dem Bochumer Verein, später Krupp.
Mit dem etappenweisen Rückzug der Schwerindustrie änderte sich auch die Sozialstruktur. In die Siedlung Stahlhausen, eine der ältesten Arbeiterkolonien des Ruhrgebiets, die direkt gegenüber der früheren Gussstahlfabrik an der heutigen Alleestraße (früher Essener Chaussee) liegt, zogen viele Gastarbeiter. Vor allem Familien aus der Türkei fanden hier ein Zuhause.
Auch das angrenzende Goldhamme entlang der Essener und Wattenscheider Straße erhielt in den 50er Jahren ein eher trostlosen Gesicht. Hier wuchsen nach dem Krieg uniforme Mietskasernen in die Höhe. Bauherr: Bochumer Verein.
Spät, manche Kritiker städtischer Infrastrukturmaßnahmen sagen viel zu spät, reagierte die Stadt in den späten 80er Jahren. Aus der verbotenen Stadt, der ehemaligen Gussstahlfabrik mit der Jahrhunderthalle im Zentrum entstand der Westpark.
Serie zur Wahl
Zur Kommunalwahl am Sonntag, 13. September, stellen wir
in einer Serie alle Kandidaten
in den 33 Wahlbezirken vor.
Fehlende Angaben in den Spalten sind darauf zurückzuführen, dass nicht alle Parteien die WAZ-Fragebögen komplett ausgefüllt haben. Einige Kandidaten lehnen es zudem ab, mit Foto veröffentlicht zu werden.
Die AfD stellt ihren Kandidaten im Wahlbezirk Goldhamme / Stahlhausen nicht näher vor. Das ist Knuth Meyer-Soltau (55 Rechtsanwalt).
Außerdem kandidiert Francis Dominik Marin (35, Sterilisationsassistent) für die NPD.
Erinnerungen an den „Anima-Park“
Doch, was heute ein akzeptierter Ort für Kultur und Freizeit ist, entwickelte sich erst mit schmerzlichen Geburtswehen. Unvergessen das gescheiterte „Planet-of-VisionsProjekt“ der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover oder das so futuristische Luftschloss „Anima-Park“ des Tausendsassas André Heller. Was passierte ist bekannt: Die in alten Krupp-Werkshallen eingelagerten Planet-of-Visions-Objekte verbrannten. Die an der Gahlenschen Straße schon gegossenen Fundamente für die Ausstellung mussten für viel Geld aus der Erde gebrochen werden. Ein Millionenbetrag war futsch, verkokelt. Hellers Anima kam nicht weit über eine Hochglanzprospekt hinaus, es hatten sich keine Sponsoren gefunden.
Erfolgreicher liefen die konkreten Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur. Stadtumbaubüros installierte die Stadt am Springer-Platz und an der Kohlenstraße. Und diesmal ging die Rechnung tatsächlich auf: Den öffentlichen Geldern etwa für die Umgestaltung des Marktes, erneuerten Fassaden und Spielplätzen folgte privates Kapital. Das Bunkerprojekt, die Ansiedlung von neuer Logistik auf dem alten Werksgelände und nicht zuletzt natürlich die bis heute nicht gänzlich abgeschlossene Entwicklung des Westparks und angrenzender Quartiere.
Die Stadtteile, Stahlhausen mehr als Goldhamme, sind auf dem Sprung zu In-Vierteln zu werden. Der Moltke-Markt am Springerplatz ist ein Beispiel dafür. Das Q1-Stadtteilzentrum an der Friedenskirche ist ein positives soziales Beispiel.
Doch das Arbeiterviertel an der Wattenscheider Straße, dessen Wohnungen zum Teil als Eigentum verkauft wurden, zeigt, dass es noch viel zu tun gibt. Wer hier gewählt werden möchte, muss sich auch daran messen lassen, wie er sich stellt zur weiteren Entwicklung dieses spannenden Stücks Bochum. (mike)
Kommunalwahl in Bochum – Das sind die Kandidaten in Goldhamme und Stahlhausen:
Martina Schmück-Glock (SPD)
Alter: 64, verheiratet, zwei Söhne, drei Enkel.
Beruf: Diplom-Sozialwissenschaftlerin.
Wohnort: Bochum. Politische Vita: seit 1974 Mitglied der SPD, seit 1984 im Rat der Stadt Bochum. Vorsitzende der SPD-Fraktion im RVR.
Politischer Schwerpunkt: Umwelt, Klimaschutz, Abfallwirtschaft.
Das ist wichtig für meinen Wahlkreis: Erfolg des Stadtumbaus langfristig sichern, soziales Miteinander fördern. Das ist wichtig für die Stadt: Zukunft gestalten: sozial gerecht, ökonomisch und ökologisch verantwortbar.
Kontakt: martina.schmueck-glock@spd-bochum.de
Stephanie Kotalla (CDU)
Alter: 47. Beruf: Diplom-Ingenieurin, Landschaftsarchitektur und Umweltplanung. Wohnort: Innenstadt.
Politische Vita: Mitglied der CDU, im Rat der Stadt Bochum seit 2014, kommunalpolitisch aktiv seit 2011.
Politischer Schwerpunkt: Umwelt, Verkehr und Stadtplanung.
Das ist wichtig für meinen Wahlkreis: langfristig neue Flächen entwickeln und das Wohnumfeld verbessern.
Das ist wichtig für die Stadt: Es ist Zeit für einen Wechsel – bürgernahe Politik ohne Leuchtturmprojekte.
Kontakt: kotalla@cdu-bochum.de
Ayse Balyemez (Bündnis 90 / Die Grünen)
Alter: 45, getrennt lebend.
Beruf: Diplom-Sozialpädagogin. Wohnort: Bochum.
Politische Vita: seit 2011 im Integrationsrat bzw. im Ausschuss für Migration und Integration als gewähltes Mitglied.
Politischer Schwerpunkt: Kinder- und Jugendhilfe, Soziales.
Das ist wichtig für meinen Wahlkreis: Orte der Begegnung schaffen und stärken – sowie Urban Gardening.
Das ist wichtig für die Stadt: Integration auf allen Ebenen für die Gemeinschaft in Bochum durch Orte der Begegnung.
Kontakt: ayse.balyemez@gruen-verbindet-bochum.de
Rolf van Raden (Die Linke)
Alter:40, ledig. Beruf: Referent für Öffentlichkeitsarbeit. Wohnort: Griesenbruch.
Politische Vita: u.a. aktiv im Netzwerk Stadt für Alle, Mitglied der Linken seit 2015.
Politischer Schwerpunkt: Stadtentwicklung und Wohnen sowie Soziales.
Das ist wichtig für meinen Wahlkreis: Initiativen vor Ort fördern, Wohnungskonzerne wie Vonovia in die Pflicht nehmen.
Das ist wichtig für die Stadt: Privatisierung stoppen, Wohnungsbau am Gemeinwohl ausrichten statt an Profiten.
Kontakt: Rolf.van.Raden@dielinke-bochum.de
Alexander Schnell (FDP)
Alter: 22, ledig. Beruf: Student der Medizin. Wohnort: Bochum-Weitmar.
Politische Vita: FDP-Mitglied seit 2017, seit 2016 Mitglied der Jungen Liberalen. Seit Anfang 2020 habe ich die Ehre, Kreisvorsitzender der Jungen Liberalen Bochum sein zu dürfen.
Politischer Schwerpunkt: Bildung, Chancengerechtigkeit.
Das ist wichtig für meinen Wahlkreis: Infrastruktur, Orte des Austausches, Sichtbarkeit.
Das ist wichtig für die Stadt: eine gute Infrastruktur und Anbindung für alle Bürger.
Kontakt: alexander.schnell@fdp-bochum.de
Jens Lücking (UWG: Freie Bürger)
Alter: 56, nicht verheiratet, zwei Kinder. Beruf: Angestellter im öffentlichen Dienst.
Wohnort: Griesenbruch.
Politische Vita: Gründungsmitglied Freie Bürger, im Rat seit 2000.
Politischer Schwerpunkt: Mobilität, Verkehr, städtische Gesellschaften, Sicherheit und Ordnung.
Das ist wichtig für meinen Wahlkreis: den Zusammenhalt unter den Menschen stärken.
Das ist wichtig für die Stadt: Bochum mit den Bürgern gestalten, von den Kenntnissen der Menschen profitieren und sie in die Entscheidungen mit einbeziehen.
Kontakt: j.luecking@uwg-freie-buerger.de
Martin Zöpel (Die Stadtgestalter)
Alter: 40. Beruf: Koch und Gastronom. Wohnort: Südinnenstadt.
Politische Vita: parteiloser, aber politischer Bürger und Stadtgestalter.
Das ist wichtig für meinen Wahlkreis: für eine weitere positive Entwicklung sorgen und die Quartiere noch attraktiver gestalten.
Das ist wichtig für die Stadt: Verantwortung für die (Aus-)Bildung der folgenden Generationen übernehmen.
Kontakt: martin.zoepel@die-stadtgestalter.de
Wolfgang Schumacher (Soziale Liste)
Alter:71, verheiratet. Beruf: Elektrotechniker, jetzt Rentner. Wohnort: Altenbochum.
Politische Vita: WASG, zweiter Vorsitzender der Sozialen Liste.
Politischer Schwerpunkt: Sozial- und Verkehrspolitik.
Das ist wichtig für meinen Wahlkreis: bessere Fahrrad- und Fußgängerwege. Sanierung der Alleestraße und des Dreiecks zur Rottstraße.
Das ist wichtig für die Stadt: preiswerter ÖPNV, weniger Autoverkehr. Den Strukturwandel in der Innenstadt bürgerfreundlich gestalten.
Kontakt: wolfgang.schumacher@soziale-liste-bochum.de
Hans-Joachim Hachtkemper (Die Partei)
Alter: 50, geschieden. Beruf: Hausmann. Wohnort: Bochum-Kruppwerke.
P
olitische Vita: Mitgliedschaften in der Partei „Die Partei“ sowie bei Das Labor und Freifunk. Engagements bei der Seebrücke Bochum und im Begegnungscafé lysA.
Politischer Schwerpunkt: Gleichberechtigung.
Das ist wichtig für meinen Wahlkreis: die Kultur in die Stadtteile bringen und nicht nur an zentralen Punkten.
Das ist wichtig für die Stadt: Begegnung und Beruhigung.
Kontakt: hans-joachim.hachtkemper@parteimail.de