Bochum. Vegetarische Speisen werden in der Bochumer Gastronomie immer beliebter. Ein Trend, der anhalten und wachsen wird, glaubt ein Foodblogger.
Carpaccio, mediterrane Fleisch- und Fischspezialitäten, Pizza und Pasta: Das „San Marco“ offeriert alles, was der Gast von einem klassisch-hochklassigen „Italiener“ erwarten darf. Außergewöhnlich ist die vegane Speisekarte, die neuerdings an der Huestraße vorgehalten wird. Als „erstes auch veganes italienisches Restaurant“ wirbt das Lokal für seine fleischlose Kost – und liegt damit voll im Trend.
„Die vegetarische Ernährung gewinnt in der Bochumer Gastronomie erheblich an Bedeutung“, beobachtet Peter Krauskopf (64), mit seinem Foodblog „Genussbereit“ ein profunder Kenner der Ausgeh-Szene. Der Markt wächst stetig. Auf sechs Millionen wird die Zahl der Vegetarier in Deutschland geschätzt. Das, so Krauskopf, spiegele sich zunehmend in den heimischen Restaurants wider. Massentierhaltung, Umweltschutz, nicht zuletzt die eigene Gesundheit: „Es gibt gute Gründe, weniger Fleisch zu essen“, sagt der Foodblogger. „Gerade junge Gastronomen reagieren auf die steigende Nachfrage.“
Gastronomie in Bochum: Asia-Rollen sind gefragt
Kyung Ah Meiers gehört dazu. 2018 hatte sich die aus Südkorea stammende Bochumerin am Hellweg selbstständig gemacht. Ihre Spezialität: Kimbap (Kim steht für Seetang, Bap für gekochten Reis), mit Gemüse und Reis gefüllte Rollen.
Schnell fanden die Asia-Speisen im „Kimbap Spot“ ein Stammpublikum. Das stand Kyung-Ah Meiers auch zur Seite, als sie im Frühjahr ihr Lokal wegen des Abrisses des Gebäudes in der City räumen musste. Per Crowdfunding gelang es, einen neuen Standort am Ostring zu beziehen. Obwohl der Neustart mitten in die Corona-Krise fiel, setzen sich die Rollen auch an der Peripherie der Innenstadt durch – nicht zuletzt dank der Beschäftigten des nahen Justizzentrums und der Stadtwerke, die mittags gern das „Korean-Soulfood“-Angebot probieren.
Veggie-Kost nun auch in italienischer Trattoria
„Der Trend zur bewussten Ernährung ist keine Momentaufnahme, sondern wird nachhaltig sein“, glaubt Peter Krauskopf. Davon sind auch Betina und Wolfgang Radtke überzeugt. 2019 stiegen sie in die Gastronomie ein und übernahmen die Trattoria „San Marco“ an der Huestraße: beide mit ausgeprägter Liebe für die italienische Küche und dem festen Willen, „nochmal etwas Neues zu probieren, nochmal gemeinsam anzugreifen“.
Trend zeigt sich auch beim „Menue Karussell“
Vegetarische Varianten offeriert seit wenigen Jahren auch das „Menue Karussell“, die größte Gastro-Aktion in Bochum und im Ruhrgebiet.
Vielfach halten die teilnehmenden Restaurants für den all-in-Preis auch vegetarische Gerichte bereit. Die anfänglich noch zögerliche Resonanz wachse von Jahr zu Jahr, heißt es bei den Veranstaltern.
Bei der Neuauflage im Februar/März 2021 ist mit einer weiteren Zunahme zu rechnen,
Das Ehepaar unterzog nicht nur das Lokal einer Komplettrenovierung. Auch die Karte wurde entschlackt, verfeinert – und in diesen Wochen um vegane Speisen ergänzt. Pizza- und Pasta-Variationen (darunter Spaghetti in Weinsauce mit grünen Erben), Zitronen-Risotto mit Gemüse und gebratenen Pilzen: Der Verzicht auf tierische Produkte finde bei den Gästen sehr gute Resonanz, berichtet Betina Radtke, die als Veganerin „das besondere Gericht schätzt und kein Beilagenesser mehr sein wollte“.
Burger-Läden zeigen weiteren Trend auf
Veggie als neue Volksbewegung in der Gastronomie und in der heimischen Küche? Daran hegt Peter Krauskopf nun doch einige Zweifel. „Gerade bei jungen Leuten ist oft auch der Wunsch Vater des Gedanken“, sagt der Gastro-Kenner und verweist auf einen anderen, komplett gegenteiligen Trend: Nie zuvor haben in jüngster Zeit so viele Burger-Lokale in der Bochumer Innenstadt geöffnet. Fleischlos wird da nur höchst selten aufgetischt.