Bochum. Die Ruhr-Uni Bochum hat fürs Wintersemester ein Konzept erarbeitet, um die Coronakrise zu meistern. Viele Studierende werden wieder präsent sein.
Geisterhaft wirkt der Campus. Nur vereinzelt und mit großem Abstand laufen Studierende über den großen Forumsplatz vor dem Audimax, die Bibliothek ist geschlossen. Die Ruhr-Uni Bochum im Stillstand? Ganz im Gegenteil.
Hinter den Kulissen laufen die Vorbereitungen für das anstehende Wintersemester auf Hochtouren. Liefen nach dem Corona-Lockdown fast alle Veranstaltungen ohne Präsenz, gibt es bereits seit Mai Lockerungen. „Nicht alle Lehrveranstaltungen können per Videokonferenz oder schriftlich durchgeführt werden“, erläutert Frank Wissing (39), Leiter der Abteilung Lehre, Informations- und Qualitätsmanagement. „Als erstes wurden die Labore wieder genutzt und praktische Übungen für die Studiengänge Sport angeboten.“
Falls Corona-Zahlen steigen, kann an der Uni Bochum zeitnah reagiert werden
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Die Uni hat nun die Anlaufzeit bis zum Wintersemester genutzt, um ein tragfähiges Konzept zu erarbeiten – oder eigentlich gleich mehrere: Die „Task Force Lehre“ unter der Leitung von Prorektorin Kornelia Freitag hat vier Szenarien entworfen.
So kann zeitnah reagiert werden, wenn die Corona-Fallzahlen wieder steigen sollten. Das aktuelle Szenario sieht vor, dass es für alle Studierenden wieder Präsenzveranstaltungen geben wird. Der Fokus liegt dabei auf den Erst- und Zweitsemestern. „Das ist die Gruppe der Studierenden, für die die momentane Situation am schwierigsten ist und die wir keinesfalls verlieren möchten“, erklärt Frank Wissing.
E-Learning gehört schon länger zum Bestandteil der Lehre an der Uni Bochum
Vieles wird aber auch weiterhin kontaktfrei stattfinden. Ein glücklicher Umstand half dabei, sich schnell an die neue Situation anzupassen: Bereits seit 2018 verfolgt die RUB eine umfassende Digitalisierungsstrategie. Während andere Institutionen unter Corona vieles neu lernen mussten, gehörte hier E-Learning schon zum festen Bestandteil der Lehre.
Trotzdem war es eine Herausforderung, innerhalb kürzester Zeit auf die neuen Gegebenheiten zu reagieren. „Da gilt unser ganz großer Dank den Lehrenden“, sagt Frank Wissing. „Sie haben unglaublich viel an Organisation und Mehrarbeit geleistet.“ So vieles muss bedacht werden. Was ist mit den Studierenden, die zwar endlich wieder ein Seminar vor Ort besuchen, dann aber vielleicht erkranken oder in Quarantäne müssen?
Für diese Fälle werden so viele Seminarräume wie möglich mit Kameras und Mikrofonen ausgestattet. Für die Studierenden vor Ort werden die Hygienestandards erhöht, so Frank Wissing: „Liefen zum Beispiel die Lüftungsanlagen in Hörsälen und Seminarräumen bisher mit einem Gemisch aus Innen- und Außenluft, werden sie nun alle ausschließlich mit Außenluft gespeist.“
Neues Softwareprogramm garantiert die Nachverfolgbarkeit, falls Corona-Fälle auftreten
43.000 Studierende, 5000 Uni-Beschäftigte
Die Universitäts-Bibliothek ist zwar nicht regulär geöffnet, die Buchausleihe ist aber trotzdem über Vorbestellung und Abholung möglich. Auch der Zugriff auf elektronische Medien und viele weitere Dienstleistungen und Serviceangebote laufen weiter.
Auf der Website der Universität, die aktuell rund 43.000 Studierende und 5000 Beschäftigte hat, sind alle aktuellen Informationen über die Einschränkungen und Änderungen durch Corona für Studierende, Beschäftigte, Lehrende und Gäste abrufbar.
Für die Studierenden, die darauf angewiesen sind, an der Uni zu lernen, werden zahlreiche Lernräume zur Verfügung gestellt, zum Beispiel in der zurzeit geschlossenen Mensa oder im Blue Square, dem Standort in der City. Ein Softwareprogramm, entwickelt an der Uni Siegen, mit dem die Studierenden sich bei Lehrveranstaltungen einchecken können, garantiert die Nachverfolgbarkeit, falls Corona-Fälle auftreten.
Eines aber kann die beste Strategie nicht auffangen – das fehlende Sozialleben. „Es kommt mir so vor, als hätte es das letzte Semester gar nicht gegeben“, stellt Biologie-Student Tristan (25) fest, der in der Cafeteria über seinen Unterlagen sitzt. „Ich bin einfach nicht der Typ für Homeoffice. Und man ist schon sehr allein.“