Bochum. Die Friseurinnung Bochum warnt vor einem erneuten Lockdown. Grund: Immer mehr Betriebe hielten sich nicht mehr an die strengen Corona-Regeln.
Die Friseur-Innung Bochum klagt über „schwarze Schafe“ in ihrer Branche. Dutzende Betriebe hielten sich nicht mehr an die Corona-Regeln. „Damit wird unser gesamtes Gewerbe in Verruf gebracht. Dabei hätte ein weiterer Lockdown verheerende Folgen. Das wäre für die meisten von uns ganz klar das Ende“, warnt Obermeister Edgar Pferner (68).
Nach einem Monat Zwangspause dürfen die Friseure seit Anfang Mai wieder zur Schere greifen. Die Gesundheitsbehörden geben den Inhabern und ihren Mitarbeitern aber strenge Auflagen vor. Sowohl die Friseure als auch ihre Kunden müssen Schutzmasken tragen. Im Salon gelten die Abstands- und Hygieneregeln. Vor dem Schneiden oder Färben müssen die Haare gründlich gewaschen werden (auch bei Kindern). Die Betreiber sind zur Dokumentation der Kundennamen und Telefonnummern verpflichtet. So soll im Falle einer Ansteckung die Infektionskette lückenlos nachvollzogen werden.
Corona in Bochum: Innung bangt vor erneuten Schließungen
„Unsere 120 Mitgliedsbetriebe in Bochum halten sich strikt an die Vorschriften. Dafür lege ich ich die Hand ins Feuer. Immerhin will niemand eine erneute Schließung riskieren“, sagt Obermeister Pferner. In vielen der rund 100 Friseurbetriebe, die nicht der Innung angehören, sei es hingegen zu „eigenmächtigen Lockerungen“ gekommen, schildert Pferner und spricht von „unverantwortlichen Geschäftspraktiken“.
Um mehr Kunden zu gewinnen und die Verluste der Vormonate auszugleichen, hielten sich die Firmen immer häufiger nicht an die Bestimmungen. „Es werden keine Masken getragen, weil die ja ,lästig’ sind, Desinfektionen finden nur unzureichend statt. Die Haare werden nicht shampooniert, obwohl das zwingend vorgeschrieben ist. Ganz so, als habe es Corona nie gegeben“, beobachtet der Obermeister.
Stadt soll häufiger kontrollieren
Die Zeche, befürchtet die Innung, könnten alle Friseure zahlen. „Es besteht die Gefahr, dass die besorgten Kunden alle Betriebe über einen Kamm scheren und wegbleiben“, so Pferner. Die Praktiken seien „wettbewerbsverzerrend und geschäftsschädigend gegenüber den Friseuren, die die strengen Vorgaben der Coronaschutzverordnung umgesetzt haben und einhalten.“ Die Innungsbetriebe würden in ihrer Existenz bedroht. „Eine zweite Infektionswelle bedeutet Entlassung von Mitarbeitern und das Aus von Handwerksbetrieben.“ Unverantwortlich gegenüber den Kunden und der Gemeinschaft seien die Hygiene-Verstöße obendrein.
Das muss beim Friseur beachtet werden
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege schreibt einen Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen den Kunden vor.
Kunden können nur telefonisch Termine ausmachen.
Die Haare werden vor jedem Haarschnitt oder Färben gewaschen. Ein günstiger und schneller Trockenschnitt wird nicht angeboten.
Augenbrauen-Zupfen, Bartrasuren, Wimpernfärben und sonstige Behandlungen im Gesicht sind nicht möglich.
Kunden werden in eine Kontaktliste eingetragen.
Pferner appelliert an die Kunden, ausschließlich Innungsbetriebe aufzusuchen (zu erkennen am Logo im Schaufenster). Die Stadt Bochum ruft er auf, mit ihrem Ordnungsdienst deutlich häufiger und intensiver das Friseurgewerbe zu kontrollieren und Bußgelder zu verhängen.
Derzeit laufen zwei Verfahren
Die Stadt kann die Darstellung der Friseurinnung nicht bestätigen. „Unser Vollzugsdienst kontrolliert regelmäßig anlassbezogen bzw. bei Kontrollgängen Friseurbetriebe respektive Barber-Shops“, erklärt Sprecher Peter van Dyk auf WAZ-Anfrage. Derzeit seien lediglich zwei Ordnungswidrigkeitsverfahren anhängig. „Dabei geht es beide Male um unvollständige Mund-Nase-Bedeckungen“, so van Dyk.
Obermeister Pferner erstaunt die geringe Zahl an Bußgeldern nicht. Würde häufiger kontrolliert, könnten deutlich mehr „schwarze Schafe“ zur Verantwortung gezogen werden. „In Nachbarstädten wird die Einhaltung der Hygienevorschriften bereits strenger überwacht.“