Bochum-Grumme. Mieter der Vogelsiedlung in Bochum-Grumme fürchten den den Verlust der Wohnungen. Die VBW will beruhigen, schafft dies aber nicht so recht.
Die Stimmung in den VBW-Häusern an Heckertstraße, Amsel- und Lerchenweg in Bochum-Grumme – auch Vogelsiedlung genannt – ist schlecht. Die Anwohner fühlen sich von ihrem Vermieter hingehalten und vermissen klare Aussagen, was mit den Häusern, in denen sie so gerne wohnen, passiert. Wird im Bestand modernisiert? Oder gar abgerissen und neu gebaut? Für diesen Fall fürchten sie, sich die Wohnungen nicht mehr leisten zu können. Eine Sorge, die nicht ganz unberechtigt ist.
Bochumer VBW-Mieter fordern: „Rettet unsere Vogelsiedlung!“
Das räumt auch die VBW auf WAZ-Nachfrage ein. „Unsere Strategie war es – und ist es noch immer – einen gesunden Drittel-Mix zu fahren“, teilt Unternehmenssprecher Dominik Neugebauer mit. „Das bedeutet im Falle eines Neubaus ein Drittel öffentlich geförderter Wohnraum, ein Drittel frei finanziert und ein Drittel Eigentum. Sollte es also tatsächlich zu einem Abriss und damit verbunden zu einem Neubau kommen, so werden wir auch hier diese Strategie fahren.“
Heißt im Klartext: Sollte es so kommen, werden sich einige der jetzigen Mieter ihre Wohnungen in der Vogelsiedlung nicht mehr leisten können. Aber auch dann, versichert Dominik Neugebauer, werde man die Leute nicht einfach vor die Tür setzen. „Wir hatten solche Fälle ja schon und haben bisher immer eine Lösung gefunden.“
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Allerdings räumt er ein, dass die Lösung nicht unbedingt im selben Haus und auch nicht garantiert im selben Viertel gefunden werde. „Nach Möglichkeit natürlich schon, aber das muss von Fall zu Fall individuell entschieden werden“, so Neugebauer, der die Unruhe in der Grummer Vogelsiedlung „absolut verstehen kann“. „Das ist eine blöde Situation.“
VBW will Mieten möglichst moderat erhöhen
Zu den Mietpreiserhöhungen kann die VBW zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht viel sagen. „Aktuell liegen wir in der Siedlung bei einer durchschnittlichen Grundmiete von 5,58 Euro pro Quadratmeter, das ist nicht sonderlich viel“, erklärt Dominik Neugebauer. Der Preis werde sich durch eine Modernisierung, die die VBW für unausweichlich hält, natürlich erhöhen. „Es geht ja nicht, dass am Ende wirtschaftlich gesehen nichts dabei herumkommt.“
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„Doch wir schauen schon, dass diese Mieterhöhung so moderat wie möglich erfolgt“, versichert Dominik Neugebauer. Dies könne durch öffentliche Förderungen gehen. „Wir überprüfen gerade, ob wir die Vogelsiedlung ebenfalls in die Modernisierungsoffensive des Landes Nordrhein-Westfalen ,Besser Wohnen – Zu Hause im Quartier’ integrieren können. Wie Sie sehen können, versuchen wir alle möglichen Mittel auszuschöpfen, um nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozialverträglich zu agieren.“
Mieterverein und Soziale Liste kritisieren VBW
Vom Mieterverein hagelt es Kritik an der VBW: „Es ist arm, dass die VBW in so vielen Wochen nicht sprachfähig geworden ist“, sagt Sprecher Aichard Hoffmann. Er vermutet, dass man erst nach der Wahl mit der Sprache rausrücken will. „Gute Nachrichten könnte man ja auch jetzt schon überbringen. Von daher bin ich pessimistisch.“
Gleichwohl werden die Mieter der Vogelsiedlung unterstützt. „Wir kämpfen ja immer um den Erhalt preiswerten Wohnraums“, so Hoffmann, der mit den Anwohnern Plakate und Transparente bastelte und sie auch über ihre Rechte bei Kündigungen und Modernisierungen informierte.
Auch die Soziale Liste unterstützt die Mieterinitiative Vogelsiedlung. „Wohnsiedlungen wie die Vogelsiedlung müssen instandgesetzt und als bezahlbare Wohnungen erhalten werden“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Die fehlende soziale Verantwortung der VBW werde zum Beispiel in den jährlichen Wirtschaftsplänen deutlich. „Hier wird ganz offen beschrieben, dass über die ,Steigerung der Sollmieten’ sowie über Abriss und Neubau eine Gewinnsteigerung erreicht werden soll.“ Daher fordert die soziale Liste erneut „die Umwandlung der VBW in eine rein städtische Gesellschaft“.
Für Ende September kündigt die VBW eine Entscheidung an, wie in der Vogelsiedlung verfahren werden soll. Aktuell sei ein Gutachter dabei, die Bausubstanz zu überprüfen, so Neugebauer. Je nach Ergebnis werde entschieden. Ob es auf eine Modernisierung oder einen Abriss hinausläuft, sei weiterhin offen.
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Die Mieter kämpfen derweil weiter um „ihre“ Häuser, in denen sie zum Teil seit vielen Jahrzehnten wohnen. Sie sprechen von „seelischer Grausamkeit“, die ihnen widerfahre und suchen Verbündete. Unterstützung finden sie beim Mieterverein Bochum und auch beim Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung. Beide Gruppen unterstützten die Mieter am Donnerstagnachmittag, als diese vor dem Ruhr-Congress, wo die Ratssitzung stattfand, protestierten. Denn auch von der Politik erhoffen sich die Grummer Einflussnahme, schließlich gehöre die VBW ja zu fast 80 Prozent der Stadt.
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