Bochum. Die Coronakrise macht vielen Unternehmen schwer zu schaffen. Nicht allen: Die Marketingagentur „BeSocial“ verzeichnet rasantes Wachstum.

Es ging um Finanzhilfen, Umsatzeinbrüche, Existenzängste: Die Wirtschafts-Berichterstattung war in den vergangenen Wochen vor allem von Meldungen über schwächelnde Unternehmen in Gastronomie, Tourismus- oder Unterhaltungsbranche bestimmt. Nicht allen Unternehmen aber hat die Coronakrise zugesetzt: „Die Krise hat uns zu einem noch rasanteren Wachstum verholfen“, sagt Benjamin Homann (28), Geschäftsführer der Firma „BeSocial“ - einem Dienstleister für Online-Marketing.

Was damals gemeinsam mit Geschäftspartner Serge Klopotnoj zunächst mit Freelancern und 450-Euro-Kräften begann, ist mittlerweile zu einem über 20-köpfigen Team gewachsen. Schon im Jahr 2019 lag der Umsatz bei etwa 480.000 Euro und die einstigen Fußballfreunde machten rund 125.000 Euro Gewinn. „Seit März stellen wir jeden Monat neue Mitarbeiter ein, unser Umsatz hat sich verdreifacht“, berichten die Unternehmer.

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Umdenken zur Digitalisierung

Einer der ausschlaggebenden Gründe: die Coronakrise. „Viele Unternehmen haben in der Coronakrise angefangen umzudenken und verstanden, dass sie sich digitalisieren müssen“, sagt Homann. Und genau das kommt den Jungunternehmern zugute – denn es handelt sich um die Kunden von „BeSocial“.

Das Team ist  gewachsen.  Und die Geschäftsführer sind auf der Suche nach weiteren Mitarbeitern.
Das Team ist gewachsen. Und die Geschäftsführer sind auf der Suche nach weiteren Mitarbeitern. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

„Wir sind eine Beratungsagentur für Social-Media-Marketing und hochgradig auf den Bereich Möbelhäuser und Küchenstudios spezialisiert“, erklärt Homann. Anders als andere Agenturen und Beratungen biete man den Kunden dabei aber nicht nur reine Marketing-Kampagnen oder Online-Werbung an, sondern übernehme den kompletten Service bis zum Küchenplanungsgespräch.

Spezialisiert auf die Möbelbranche

Heißt konkret: „Normalerweise bekommen die Kunden von Agenturen am Ende des Monats hunderte, unqualifizierte Kunden-Kontakte auf den Tisch“, erklärt Klopotnoj. „BeSocial“ aber akquiriere die Kunden über Plattformen wie Instagram und Facebook zunächst, treffe dann eine Vorauswahl und schließe direkt Termine für Küchenplanungsgespräche ab. „Das Küchenstudio bekommt dann von uns schon im Vorfeld des Küchenplanungstermins alle wichtigen Informationen übermittelt und muss auf dieser Grundlage nur noch das Verkaufsgespräch führen“, so Homann.

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Wie hoch ist das Budget des Kunden? Welche technischen Geräte soll seine Küche haben? Welche Ausstattungswünsche hat er? Wann soll die Küche geliefert werden? Fragen wie diese klärt „BeSocial“ für den Kunden im Vorfeld – via Chats oder Telefonaten. Für den Endverbraucher ist nicht ersichtlich, dass das Möbelstudio dafür eine Agentur beauftragt hat. „Wir arbeiten im Namen des Kunden“, so Homann.

Umsatzziel zwei Millionen Euro

Anstatt einem Küchenstudio also mehrere Hundert potenzielle Kundenkontakte zu übermitteln, wobei viele sich vielleicht nur informieren wollten oder kein ernsthaftes Interesse haben, vereinbart „BeSocial“ monatlich rund 20 bis 40 feste Termine für den Kunden. Zwischen 4000 und 6000 Euro kostet die Kunden diese Dienstleistung. Die wiederum machen dadurch Zusatzumsätze im sechsstelligen Bereich. „Das ist für den Kunden zu 100 Prozent messbar“, sagt Klopotnoj. Firmen wie Möbel Rüsen, WEKO Wohnen, Möbel Preiss zählen zu den Firmen, in deren Auftrag „BeSocial“ arbeitet.

„Während des Lockdowns konnten viele Möbelhäuser und Küchenstudios Planungsgespräche gar nicht

durchführen, ihre Türen waren geschlossen“, erinnert Homann. Wie erreicht man Kunden auch während dieser Zeit? Wie funktioniert Küchenplanung über Videoplattformen wie Zoom? – „BeSocial“ war zur richtigen Zeit beratend an der Seite der Küchenverkäufer. Während andere Unternehmen Mitarbeiter kündigen mussten, stellt „BeSocial“ seit Corona monatlich neue Mitarbeiter ein, sucht außerdem nach größeren Büroflächen.

Gefahr und Gelegenheit

Zeitweilig war das Team vom Home-Office aus tätig, kurze Dienstwege über Whatsapp-Gruppen sind die Mitarbeiter aber ohnehin gewohnt gewesen. Auf dieser Grundlage können die Jungunternehmer groß denken: „Unser Ziel sind zwei Millionen Euro Umsatz in diesem Jahr, der Weg in den internationalen Markt und die Gründung einer zweiten Firma, die sich mit politischer Werbung befasst“, kündigen sie an. Wie hat schon John F. Kennedy gesagt? „Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammen. Das eine bedeutet Gefahr und das andere Gelegenheit.“

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