Bochum-Altenbochum. Im Bereich Auf der Heide in Bochum entstehen neue Radwege – dafür fehlen Autofahrern künftig Parkplätze. Anwohner Björn-Arne Möller ärgert das.

Als Björn-Arne Möller (53) vor 20 Jahren ein Haus an der Straße „Auf der Heide“ baute, da entschieden sich seine Frau und er bewusst: Wir brauchen keinen Autostellplatz vor der Haustür, es soll lieber eine kleine Gartenhütte Stauraum bieten. 5000 D-Mark mussten die Möllers damals an die Stadt zahlen – weil sie stattdessen den öffentlichen Raum zum Parken nutzen. Bereut haben die Möllers die Entscheidung nicht: „Wir haben unseren Zweitwagen schon vor Jahren abgeschafft, ich fahre mit dem Roller oder dem Fahrrad zur Arbeit“, sagt der 53-Jährige.

Stadt plant zwei Radwege und einseitigen Parkstreifen

Dass Parkplätze nun doch wieder eine Rolle spielen, hat mit den Plänen der Stadt Bochum zu tun: Die Straße „Auf der Heide“ , die vom Opelring bis zur Wasserstraße führt, soll straßenbaulich neu geordnet werden – mit zwei Radwegen und einem nur noch einseitigen Parkstreifen. Rund 60 Parkplätze fallen dem Radwegebau so zum Opfer, weil nur noch in Richtung Wasserstraße geparkt werden kann.

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„Das funktioniert nicht, wenn alle Autos auf der anderen Straßenseite mitparken sollen“, meint Anwohner Möller. Die Parkplätze seien schon jetzt stets ausgelastet, die künftige übermäßige Belastung der Seitenstraßen deshalb vorprogrammiert.

Prüfauftrag für Verwaltung

„Ich habe nichts gegen den Radweg, fürchte aber um die Parksituation“, so Möller weiter. „Vermutlich werden auch die Lkw aus dem Gewerbegebiet künftig weiter hier oben parken“, ahnt er. Unweit seines Hauses befinde sich eine Behindertenwerkstatt des Johanneswerks, deren Mitarbeiter täglich mit Bussen gebracht und abgeholt würden. „Für die Werkstatt wird das sicher ein Problem, wenn auf ihrer Straßenseite nicht mehr gehalten werden kann“, schätzt Möller.

Es gibt auch Befürworter für neue Radwege

Dort macht Kay Molitor gerade Feierabend: „Ich wusste noch nichts davon, begrüße aber jeden neuen Radweg“, sagt er. „Die Situation auf der Heide ist für Radfahrer oft lebensgefährlich, Radwege deshalb überfällig“, findet er. Dennoch ist Möller nicht der einzige, dem der künftige Parkplatzmangel sauer aufstößt. „Viele Anwohner sehen das hier so“, berichtet er. Er habe sich deshalb an das Altenbochumer Ratsmitglied Simone Gottschlich (SPD) gewandt und um Rat gefragt. „Ich habe Kipp-Parken zum Erhalt der Parkplätze und Anwohner-Parkausweise vorgeschlagen“, so Möller.

Ausbau des Radwegenetzes

Die neuen Radwege „Auf der Heide“ in Altenbochum sollen das Bochumer Radwegenetz um eine innerstädtische Verbindung aufwerten und sollen bis Frühjahr 2021 gebaut werden.

Die geplanten Radwege befinden sich im Abschnitt Wasserstraße bis Theoderichstraße. Weiterer Kritikpunkt vieler Anwohner ist, dass Firmen und Speditionen die Parkplätze als Werbefläche und Abstellplatz nutzen.

Gottschlich konnte ihm dazu mitteilen: „Ich teile die Einschätzung – schon wegen der Gewerbebetriebe und Anwohner im oberen Bereich der Straße“. Die SPD habe deswegen einen Prüfauftrag an die Verwaltung initiiert, um den Sachverhalt zu untersuchen. Ebenso sei die Problematik Thema im Ratsausschuss für Infrastruktur gewesen.

Zu wenig Platz für Kipp-Parken

„Die Verwaltung hat die Situation letztendlich eingehend untersucht, das Ergebnis war jedoch, dass die Bürgersteige schlichtweg nicht breit genug für Kipp-Parken sind“, so Gottschlich. So wäre die Bürgersteigbreite beim Kipp-Parken – also mit dem Fahrzeug hälftig auf der Straße und hälftig auf dem Bürgersteig – in weiten Teilen unterhalb der angesetzten Norm geblieben. „Das hätte wiederum zu Behinderungen des Fußverkehrs geführt“, erläutert Gottschlich.

Sie bedauert: „Der Straßenraum Auf der Heide ist nur so breit, wie er ist. Es passen, soll es für Fuß-, Rad- und den Parkverkehr normgerecht zugehen, leider nicht alle drauf.“ Deshalb habe man einen Kompromiss finden müssen, um Parkmöglichkeiten wenigstens auf einer Seite zu erhalten – mit Zustimmung aller großen Fraktionen im Ratsausschuss. „Manchmal geht – wirklich leider – nicht alles gleichzeitig. Die Alternative wäre gewesen, auf den Radfahrstreifen zu verzichten“, ergänzt Gottschlich.

Kaum Hoffnung

Für den Vorschlag der Anwohnerparkplätze sieht sie indes mehr Hoffnung: „Dazu müsste eine entsprechende Zone eingerichtet werden, welche beantragt und beschlossen werden muss.“ Im Innenstadtbereich seien solche Zonen Usus. Gottschlich plädiert aber dafür, erst einmal abzuwarten und die Situation unter neu aufgeteilten Bedingungen zu beobachten. „Noch ist ja gar nichts Schlimmes passiert, außer der eigentlich guten Nachricht, dass die Straße einen sicheren Radweg bekommt“, sagt sie.

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