Landesweit läuft seit dem Mittag der Masken-Kontrolltag in Zügen und Bahnhöfen. Der Hbf Bochum bleibt außen vor – zum Ärger mancher Fahrgäste.
„Endlich wird mal durchgegriffen!“ Helga Beuthen fährt als Berufspendlerin täglich mit der Regionalbahn von Bochum nach Essen. Immer wieder, berichtet die 56-Jährige, ärgere sie sich über „meist junge“ Bahnfahrer, die ohne Mund-Nasen-Schutz unterwegs sind. „Wenn man was sagt, erntet man Unverständnis. Ich bin sogar schon bedroht worden.“ Die Maskenverweigerer will das Land verstärkt zur Kasse bitten. Ein NRW-weiter Kontrolltag ging am Montag am Bochumer Hauptbahnhof jedoch vorbei.
Seit April gilt in Bus und Bahn ebenso wie in Bahnhöfen, an Bahnsteigen und Haltestellen die Maskenpflicht. Seit dem 12. August drohen 150 Euro Bußgeld. „Die Maske ist in den Zügen das wirksamste Mittel gegen das Coronavirus. Deshalb müssen wir uns alle an die Regel halten“, bekräftigt Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU).
Am Montag ging es Masken-Muffeln an den Kragen. Das Land, die Deutsche Bahn und weitere Verkehrsunternehmen starten gemeinsame Schwerpunktkontrollen in S-Bahnen und Nahverkehrszügen. Wer von den Mitarbeitern der Verkehrsbetriebe ohne Maske erwischt wird, musste seine Personalien angeben. Die städtischen Ordnungsämter leiten ein Bußgeldverfahren ein. Gab’s Ärger, stand am nächsten Halt die Bundespolizei bereit. 180 Strafen wurden bis zum frühen Abend landesweit verhängt.
Auch in Hauptbahnhöfen wurde das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung im Rahmen des Aktionstages überwacht. Die Städte Essen und Dortmund hatten angekündigt, dafür Mitarbeiter ihrer Ordnungsbehörden direkt in die Bahnhöfe zu entsenden. Nicht so in Bochum. „Wir sind nicht vor Ort“, erklärte Stadtsprecher Peter van Dyk. Denn: Der Hbf. Bochum mit seinen täglich rund 50.000 Fahrgästen fehlte auf der Liste der acht NRW-Bahnhöfe, in denen am Montag kontrolliert und kassiert wurde. Warum? Die Bahnpolizei verwies auf das Verkehrsministerium. Das ließ eine WAZ-Anfrage unbeantwortet.
Bahnfahrer erkennen Gefahren
„Immerhin gibt es ja Kontrollen in den Zügen“, hoffte Helge Beuthen auf „reiche Beute“: weniger bei den Fahrgästen, die ihre Maske vergessen haben („Das kann mal passieren“), als mehr bei den notorischen Maskengegnern. „Die sind eine Gefahr für uns alle, gerade jetzt, wo die zweite Corona-Welle im Anmarsch ist“, bangt Kurt Kassender (67) und zeigt auf einen Reklamespruch auf dem Boden der Bahnhofshalle: „Schritt für Schritt zurück zur neuen Normalität“, wirbt die Bahn und verheißt ein „sicheres Reisen".
In Bussen und Bahnen der Bogestra hatte es bereits am vergangenen Mittwoch Schwerpunkteinsätze der Polizei und Ordnungsbehörden gegeben. Mehr als 2000 Fahrgäste wurden kontrolliert. 46 Verstöße gegen die Maskenpflicht wurden festgestellt. „Es ist gut möglich, dass ähnliche Aktionen zeitnah wiederholt werden“, kündigt Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann an.