Bochum. Die Sonne brennt, da zieht es viele Bochumer an die frische Luft. Doch wohin? Die WAZ empfiehlt zwei Orte, die nicht wahnsinnig überlaufen sind.
Der Himmel strahlt, die Sonne brennt: Statt in den Süden zu fliegen, verbringen viele den Sommer in diesem Jahr vor der eigenen Haustür. Doch wo lässt sich das Badetuch hier am besten ausbreiten? Die üblichen Ziele wie Kemnader See, West- oder Schlosspark sind bei steigenden Temperaturen meist schnell gut gefüllt. Doch ein kleiner Rundgang beweist: Es gibt sie noch, die beschaulichen Ecken dieser Stadt, die auch dann ein ruhiges Plätzchen versprechen, wenn die 30-Grad-Marke die Menschen in Scharen aus ihren Häusern treibt.
Wiese am Bergbaumuseum beliebt
Etwa im Schatten des Bergbaumuseums: Direkt auf der großen Wiese vor dem imposanten Fördergerüst haben es sich Anna Broekmann und ihr Sohn Emil auf einer Decke gemütlich gemacht. Die Bäume spenden ausreichend Schatten, damit Emil (dreieinhalb Monate) an diesem Mittag nicht zu viel Sonne abbekommt. „Eigentlich sind wir eher selten hier“, erzählt die junge Mutter, „doch an einem Sommertag wie heute bot sich das einfach an.“
In ihrer Wohnung kaum zwei Minuten entfernt ist die frischgebackene Familie heimisch geworden: „Dort haben wir immerhin einen kleinen Balkon, aber mit unserem Sohn müssen wir bei dem schönen Wetter einfach raus.“
Wenn der kleine Hunger kommt, geht’s zum Bergbau-Grill
Emil freut‘s, hier kann er sorglos auf der Wiese spielen, während seine Mutter das bunte Treiben um sie herum beobachtet. „Manche machen hier Picknick oder verbringen auf der Wiese ihre Mittagspause. Aber so richtig voll ist es eigentlich nie, im Gegenteil“, erzählt sie. Und wenn der kleine Hunger kommt, ist natürlich der kultige Bergbau-Grill direkt gegenüber erste Wahl. Seit weit über 40 Jahren gibt‘s hier Pommes, Currywurst, Burger – und stets einen freundlichen Spruch von der Chefin.
Draußen gratis Kunst erleben
Wer einen Besuch des Stadtparks nicht nur dafür nutzt, um in der Sonne zu braten, kann auch Kunst erleben: So findet man hier eine dreiteilige Stahl-Collage, die 1979/80 entstand. Entgegen hartnäckiger Gerüchte stammt sie nicht von dem amerikanischen Bildhauer Richard Serra, der das „Terminal“ am Hauptbahnhof erschuf, sondern von dem tschechischen Künstler Aleš Veselý.
Auf dem Europaplatz direkt vor dem Bergbaumuseum findet man „Base Metals II“, eine riesige Klangskulptur aus Aluminium, Kupfer und Stahl des Würzburger Bildhauers Ovis Wende. Leider „klingt“ sie nicht mehr. Das Werk entstand für die Hannover-Messe 1990 und soll zeigen, wie sich die Preise an der Metallbörse in London veränderten.
Auch Karsten hat die Vorzüge der Wiese vor dem Bergbaumuseum in den letzten Jahren zu schätzen gelernt. Mit dem Fahrrad steuert er bei gutem Wetter entweder den Westpark oder eben dieses grüne Fleckchen an. „Meistens komme ich hierher“, sagt er. Der Vorteil: Vor dem Bergbaumuseum sei es weitaus ruhiger. „Da muss man sich nicht ständig die Musikbeschallung der anderen anhören, denn das kann schnell nerven.“ Gerade bei gutem Wetter sei es im Westpark regelmäßig zu voll, sagt er. „Hier hat man definitiv mehr Ruhe.“ Und wenn man so auf der Wiese liegt und entspannt die Augen schließt, kann man den Verkehr auf der Herner Straße fast für leichtes Meeresrauschen halten…
Der Stadtpark - viel besser als sein Ruf
Auch ein anderer Ort, nur einen Steinwurf vom Bergbaumuseum entfernt, ist bei steigenden Temperaturen weiterhin ein Geheimtipp: der Stadtpark. Selbst bei bestem Wetter ist das weitläufige Gelände um die beiden kleinen Seen herum meist nur angenehm gefüllt. „Für den Stadtpark wollte ich immer schon mal eine Lanze brechen“, meint Student Fynn (25), der die Mittagszeit mit seinem Freund Daniel (25) auf einer Decke verbringt. „Der Stadtpark ist viel besser als sein Ruf. Hier ist es wunderschön und nie wirklich voll.“
Die beiden Studenten wohnen eigentlich in einer WG in der Nähe der Ruhr-Uni. „Das ist bis hierher schon immer eine Fahrt, aber es lohnt sich“, erzählt Daniel. Oft treffen sie sich mit mehreren Freunden auf der riesigen Wiese gegenüber der Hildgardis-Schule zum Ballspielen.
Neue Trendsportart „Spikeball“ wird immer beliebter
In den letzten Wochen haben sie die neue Trendsportart „Spikeball“ (zu Deutsch: Schmetterball) entdeckt, die zu viert ähnlich wie Volleyball gespielt wird. Der Unterschied: Man hämmert den Ball nicht übers Netz, sondern mit Wucht in ein kreisrundes Netz, das knapp über dem Boden aufgespannt ist und aussieht wie ein Trampolin. „Das ist total einfach zu lernen und macht super Spaß“, sagt Fynn.
Etwas weiter im Schatten lassen Salome und ihre Freundin Ruso alle Fünfe gerade sein. Eine Decke, Handys, Sonnencreme und etwas Proviant haben sie dabei. „Manchmal komme ich auch mit dem Laptop, um hier zu arbeiten“, erzählt Ruso. Die junge Filmemacherin steckt gemeinsam mit Filmstudenten der Ruhr-Uni gerade mitten in den Dreharbeiten für einen Kurzfilm, der im November Premiere feiern soll. Neben Stationen in Bochum soll auch in der Schweiz gedreht werden. Da ist die Zeit knapp für ein Nickerchen im Stadtpark: „Aber ich komme gern her“, sagt sie. „Alles so schön grün hier, richtig entspannend.“
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