Bochum. In Bochum wächst die Sorge vor Corona. Bei den Neuinfektionen steht die Stadt jetzt auf Platz 3 in NRW. Bürger fordern mehr Kontrollen.
In Bochum wächst die Sorge vor einer weiteren massiven Ausweitung der Corona-Pandemie. Bei den Neuinfektionen lag die Stadt am Dienstag auf Platz 3 in NRW. Drei Krankenhäuser und ein Altenheim sind akut von Ansteckungen betroffen. Derweil fragen sich immer mehr Bochumer: Tut die Stadt genug, um das Virus einzudämmen?
Gregor Reicherts staunte. „Ein Massenauflauf ohne Sicherheitsabstand und ein Gedränge wie auf der Cranger Kirmes“: So beschreibt der WAZ-Leser seine Eindrücke von einem Trödelmarkt am vergangenen Sonntag auf dem Hannibal-Parkplatz in Hofstede. „Liebe Verantwortliche, macht so weiter“, warnt er, „dann haben wir bald den nächsten Lockdown.“
Corona in Bochum: Kontrollen finden 24/7 statt, sagt die Stadt
Auch im Bermudadreieck, im Schlosspark Weitmar oder an der Ruhr berichten Bochumer von Verstößen gegen die Abstands- und Hygieneregeln. Steter Vorwurf: Die Stadt unternehme zu wenig, um das gefährliche Treiben zu unterbinden und zu ahnden.
„Wir sind rund um die Uhr im Einsatz“, entgegnet Stadtsprecher Thomas Sprenger. In Spitzenzeiten seien es 100 städtische Mitarbeiter gewesen, die zusammen mit der Polizei in Parks, Geschäften und an Hotspots wie dem Bermudadreieck und am Schauspielhaus auf die Einhaltung der Corona-Auflagen geachtet hätten. „Das sind inzwischen zwar weniger Kollegen. Auch ist keine flächendeckende Kontrolle möglich. Aber wir überwachen intensiv und gehen allen Hinweisen nach“, betont Sprenger. Der Flohmarkt bei Hannibal, der wie alle Märkte mit einem hinreichenden Hygienekonzept erlaubt sei, biete dafür ein Beispiel. In der Tat seien Verstöße gegen die Masken- und Abstandspflicht festgestellt worden. „Gegen den Veranstalter wurde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet“, teilt die Stadt mit.
Bei Neuinfektionen liegt Bochum auf Platz 3 in NRW
Die Entwicklung in Bochum war zuletzt rasant. Es kam zu Corona-Fällen in der Augusta-Klinik, im Bergmannsheil und im St.-Elisabeth-Hospital ebenso wie im SBO-Altenheim in Wattenscheid und auf dem USB-Wertstoffhof in Kornharpen. Seit Anfang Juli hat sich die Neuerkrankungsrate (Ansteckungen binnen sieben Tagen je 100.000 Einwohner) von 2 auf 18 verneunfacht. Bochum belegte damit am Dienstag hinter Solingen (24) und Duisburg (19) den dritten Platz in Nordrhein-Westfalen. Zum Vergleich: Dortmund liegt bei 7,7, Essen bei 12,5. Die Zahl der häuslichen Quarantänen erreichte am Dienstag mit 610 abermals einen Höchststand.
Wegen der hohen Fallzahlen reaktivierte die Stadt am Dienstag die Drive-in-Teststelle am Harpener Feld. Im Frühjahr wurden hier täglich bis zu 300 Abstriche vorgenommen. Im Juni wurde der Betrieb mangels Bedarf eingestellt; die Hausärzte übernahmen die Testungen in Eigenregie (Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung: 116 117). Das Gesundheitsamt war fortan nur noch mit mobilen Teams im Einsatz.
Augusta-Klinik bleibt bis Donnerstag geschlossen
Die Augusta-Klinik an der Bergstraße hat ihren Aufnahme- und Besucherstopp bis Donnerstag (30.) verlängert. Bis dahin sollen bei allen Mitarbeitern drei Tests auf Corona vorgenommen worden sein.
Nach dem Corona-Ausbruch am 17. Juli mit 21 infizierten Mitarbeitern und Patienten hatte das Krankenhaus den sofortigen Lockdown verhängt. Er sollte ursprünglich am Montag (27.) enden.
Test-Termine gibt es wieder an der Hotline
Nun meldet sich das das Virus in aller Schärfe zurück. Der Neustart in Harpen solle die Hausärzte entlasten und gewährleisten, dass alle erforderlichen Tests zeitnah erfolgen können, erklärt die Stadt. Wer sich mit Corona-Verdacht testen lassen will, kann jetzt auch wieder an der städtischen Corona-Hotline 0234/910 55 55 anrufen. Anhand der geschilderten Symptome wird entschieden, ob ein Test erforderlich ist. Ohne Termin gibt es keinen Abstrich – exakt so wie vor der Drive-in-Schließung. Die Teststelle ist an drei Tagen pro Woche geöffnet. Die Feuerwehr und das DRK leisten Unterstützung.
Gesundheitsamt hat ausreichend Personal
Personell zeigt sich das Gesundheitsamt für weiter steigende Infektionszahlen gewappnet. Die AfD im Landtag wollte in einer Kleinen Anfrage wissen, wie es um die Ausstattung der Gesundheitsämter in Corona-Zeiten bestellt ist. 33 der landesweit 54 Behörden antworteten. 21 warnen, dass sie ihren Verpflichtungen nicht nachkommen könnten. Das Gesundheitsamt Bochum indes sieht sich gut aufgestellt. Zur Stammbesetzung mit 100 Mitarbeitern kommen 80 weitere Beschäftigte aus anderen Behörden. Das sei ausreichend, um insbesondere die Kontaktverfolgung und die Kontrolle der häuslichen Quarantänen zu gewährleisten.