Bochum-Innenstadt. In der Körperwerkstatt auf der Hermannshöhe in Bochum holen die Besucher die Corona-Zwangspause auf. Den Stammkunden fehlt aber noch das Knuddeln.
Um ihre Fitness haben sich die Sportler viel zu lange entweder nur zu Hause, und dann erst nach langem Einlesen, kümmern können. Neun Wochen war die Körperwerkstatt auf der Hermannshöhe komplett zu, mit den Corona-Lockerungen hat nun vorsichtig der Betrieb auch im Fitness-Studio wieder begonnen. Wenn sich die Besucher durch die 17 Punkte der Hygienevorschriften gewühlt und angemeldet haben. Wie gewohnt einfach vorbeizukommen, das geht immer noch nicht.
Trainerin Simone Heckroth hat während des Lockdowns Unmengen von Whats App, Mails und Anrufen bekommen. „Weil es uns schon so lange gibt, sind hier regelrechte Freundschaften entstanden“, erklärt sie lächelnd, „wir haben sogar einen eigenen Stammtisch außerhalb des Trainingsbetriebs“. Aber der war auch erst einmal tabu. Sie haben sich eingerichtet mit den Abstandsregeln, überall sind Fläschchen mit Desinfektionsmitteln und spezielle Tücher bereitgestellt, um die Geräte und Sitze abzuwischen.
Markierte Abstände für das Training
Es gab unheimlich viele Details zu klären, und überwiegend haben die Kunden dann beispielsweise eigene Thera-Bänder mitgebracht. Heute darf wieder an hauseigenen Handeln oder Matten benutzt werden, „was leicht zu reinigen ist“, erklärt die Leiterin. Die großen Gymnastik-Bälle aber sind oben auf den Schränken verstaut. Und auch, wenn die Abstände nicht mehr zwei bis drei Meter, sondern nur noch 1,5 Meter betragen müssen, die Markierungskreuze auf dem Boden sind nicht verändert worden. „Zur Sicherheit“, sagt Simone, „für alle“. Schließlich bewegt man sich ja auch beim Training.
Insgesamt 90 Besucher in allen Abteilungen für Fitness, Wellness, „Kidz Club“, Rehasport oder den Kursen von Kampfkunst über Tanzen bis Gymnastik, dürften inzwischen zur selben Zeit wieder im Hause sein, bei 50 lässt es die Körperwerkstatt aber bewenden. „Wir sind immer noch gerade bei höchstens 40 Prozent Auslastung“, beschreibt die Trainerin, dabei hat aber sehr geholfen, „dass unsere Leute uns die Stange gehalten haben“. Das ist das Stichwort, gerade greift niemand zu Hanteln, aber die „Eisenbeißer haben das regelmäßig Training schon riesig vermisst“. Jedes zweite Gerät im Obergeschoss ist gesperrt, die Abstände sind großzügig.
Muskelabbau in der Zwangspause
Für manche der Kunden zu groß, wie Simone bedauert, wenn auch strahlend: „Die sind das Knuddeln zur Begrüßung gewohnt“, und das geht ja nicht. Auf den Treppenstufen sind die Wege markiert, Ein- und Ausgänge getrennt, Schilder machen klar: „Ab hier Maskenpflicht“. Die Zwangspause ist nicht spurlos vorbei gegangen an den Fitness-Freunden, „immerhin baut der Körper gut 25 Prozent Kraft in zwei Wochen ohne Training ab“, erklärt die Trainerin.
„Ich habe ein bisschen Reha-Übungen zu Hause vor dem Spiegel gemacht“, erzählt Susanne Jacobi in einer Pause, „aber eigentlich bin ich drei bis vier Mal die Woche hier.“ Ob der innere Schweinehund so ohne den Nachbarn auf dem Fitness-Gerät denn größer geworden ist: „Schon, ja“, gibt sie zu. Auch Peter Höller, ein paar Geräte weiter, kann erst drei Wochen wieder Sport treiben. „Sonst steht bei mir zwei Mal die Woche hier und zwei Mal Volleyball fest auf dem Plan“, beschreibt der Mannschaftssportler, der sich eigentlich nie vorstellen konnte, ins Studio zu gehen. „Und heute bin ich Freak, das fehlt mir ganz schnell.“
Der Neustart nach der Corona-Pause war schwierig, beschreibt Simone Heckroth. „Wir dürften wieder aufmachen und wussten eigentlich nichts im Detail.“ Vor allem aber rangierte die Körperwerkstatt als Fitness-Studio ganz weit hinten auf der Liste der Einrichtungen, die wieder eingeschränkt in Betrieb gehen konnten. „Direkt vor Bordell-Betrieben“, kommentiert sie mit einem Kopfschütteln.