Bochum. Nach dem Verkauf der Warenhauskette Real sollen rund 30 der 272 Filialen geschlossen werden. Nun werden Details zu den Bochumer Filialen bekannt.

Im Poker um die Zerschlagung der SB-Warenhauskette Real zeichnen sich für zwei der drei Filialen in Bochum erste Details dazu ab, wie es mit den Läden in Langendreer und Wattenscheid weitergeht. Nach Informationen dieser Zeitung soll die Filiale an der Hauptstraße in Langendreer von Edeka, das Haus in Wattenscheid von Kaufland übernommen werden.

Der Betriebsratsvorsitzende des Marktes in Langendreer ist nach eigenen Angaben am Montag über die geplante Übernahme durch Edeka informiert worden. In einem Schreiben teilt die Real-Geschäftsführung mit, dass – unter Vorbehalt einer Genehmigung durch das Kartellamt – Edeka an der Übernahme interessiert sei.

Real in Bochum: Geplante Übernahmen durch Kaufland und Edeka

Für den Betriebsratsvorsitzenden Marko Lieber ist das allerdings kein Grund zur Erleichterung. „Die lange Ungewissheit hat uns schon sehr zermürbt und nun im Zerschlagungsprozess stehen wir mit Edeka weiterhin vor einer ungewissen Zukunft. Es bleiben viele Fragen offen.“

SCP Group übernimmt Real im Juni von Metro

Nach einem zähen Prozess hat die SCP Group im Juni die SB-Warenhauskette Real vom Handelsriesen Metro übernommen. Der neue Eigentümer will rund 30 der 272 Filialen schließen und einen Großteil der Märkte an Edeka, Kaufland und andere weiterreichen.

Alle Real-Mitarbeiter sollen ihre Verträge vorerst behalten. Für wie lange, ist offen. Nur 50 Filialen will SCP maximal 24 Monate selbst unter dem Namen Real weiter betreiben. Für 141 Standorte haben Kaufland und Edeka ihr Interesse beim Bundeskartellamt angemeldet.

Für alle anderen Märkte prüfe man „alle Optionen“, darunter weitere Veräußerungen an Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen, aber auch die Unterteilung der zum Teil riesigen Verkaufsflächen in kleinere Einheiten. Etwa 30 Geschäfte haben nach Einschätzung von SCP „derzeit keine tragfähige Zukunft“.

So sei beispielsweise ungewiss, ob Edeka den Markt in seiner kompletten Größe betreiben wolle. Auch ob der bei Real recht große Non-Food-Bereich bestehen bleibe, sei unklar. „Wir hoffen, dass das Warten über unsere Zukunft und Existenz endlich ein Ende hat. Es hängen zum Teil ganze Familien davon ab, weil teilweise mehrere Generationen an einem Standort arbeiten“, sagt Betriebsratsvorsitzender Marko Lieber. „Wir wollen endlich Klarheit.“ Die größte Angst der insgesamt 105 Beschäftigten in dem Markt: „Dass Edeka den Betrieb stilllegt, um zu renovieren.“

Real-Mitarbeiter in Bochum beklagen Ungewissheit

Auch in Wattenscheid ist der Betriebsrat - bereits in der vergangenen Woche - über die Übernahme-Pläne von Kaufland informiert worden. Eine Kommunikation mit dem Arbeitgeber gebe es nicht, heißt es. Die Stimmung unter den Mitarbeitern sei auch dort sehr schlecht. „Bei uns arbeiten Ehepartner, Alleinerziehende. Die haben alle Existenzängste“, sagt Betriebsratsvorsitzende Sylvia Feldmann.

„Wir hängen weiter in der Ungewissheit. Wir werden zwar vorerst alle mit unseren alten Verträgen übernommen. Das heißt aber nicht, dass wir vor betriebsbedingten Kündigungen sicher sind“, sagt die 53-Jährige. „Wir wissen nicht, ob Kaufland die Non-Food-Flächen erhalten möchte.“Die Sorge vor einem Aus der Verkaufsfläche für Elektronik, Bücher und Fahrradzubehör sei groß. Außerdem sei knapp fünf Kilometer weiter schließlich eine weitere Kaufland-Filiale im Gertrudiscenter. „Das verunsichert.“ Auch bei den Kunden komme die Veränderung nicht gut an. „Wir haben viele Stammkunden, die sagen, dass es schade ist, dass wir Kaufland werden. Begeistert ist da niemand.“

Fortbestand der Filiale im Hannibalcenter ist noch unklar

Weder Kaufland noch Edeka wollen sich auf Nachfrage der WAZ zu Details äußern. „Über Details und einzelne Standorte können wir – auch aus Verantwortung gegenüber den betroffenen Mitarbeitern – erst sprechen, wenn die kartellrechtlichen Prüfungen abgeschlossen sind“, heißt es von Kaufland. Bei Edeka will man weder „die Gesamtthematik“, noch Details zu möglichen Standorten kommentieren. Auch Real selber hält sich auf Nachfrage bedeckt.

Unklar bleibt indes weiter, wie es mit der Filiale im Hannibalcenter weitergeht. Konkrete Interessenten seien noch nicht bekannt, heißt es aus Unternehmenskreisen.