Bochum-Gerthe. Im Bochumer Zauberkasten lernen die Nachwuchszauberer jede Menge Tricks. Blöd ist nur: Lampenfieber lässt sich nicht wegzaubern.
„The Wanderer“ von Dion ertönt aus den Musikboxen, aber noch ist der große graue Samtvorhang fest verschlossen. Nur ein paar bunte Lichter flackern wild darauf umher. Dann aber erstickt das Gemurmel im Publikumssaal und auch hinter der Bühne steht alles auf Position. „Ich bin jetzt doch aufgeregt“, flüstert Luca (11) und zupft noch einmal an seinem Shirt.
Kein Wunder: Wenige Minuten später zeigen Philipp (8) und Jabu (7) auf der Bühne bereits, wie man aus einem großen Papierschiff innerhalb weniger Minuten erst ein T-Shirt, dann ein Steuerrad und zum Schluss einen Pullover zaubert – aber ein Zaubermittel gegen Lampenfieber hat bislang noch niemand erfunden.
„Ich zaubere schon immer gerne“, sagt Johan (10), der auf der Bühne mit großem Hut und blauem Frack den Ansager mimt. Ein paar Kartentricks habe er deshalb schon vor Beginn des Zauberkurses beherrscht, nun sei aber ein cooler Seiltrick hinzugekommen.
Zauberkasten bietet auch Kindergeburtstage an
Der Zauberkasten befindet sich an der Lothringer Straße 36c in Gerthe. Die Kurse (max. 12 Kinder) kosten 115 Euro pro Person. Getränke, Material und Zauberkasten sind inbegriffen.
Kindergeburtstage umfassen eine Zaubervorstellung, Festschmaus, Schminken und Zauberkastenspiele. Nähere Infos gibt es unter www.zauberkasten.de oder robinson@zauberkasten.de
Simsalabim - Knoten drin
Genau solch einen Trick führt Darius vor: „Simsalabim - Knoten drin“, sagt der Nachwuchszauberer und schon ist ein Knoten im Seil. „So einfach, wie die Tricks am Ende auf der Bühne aussehen, sind sie aber gar nicht“, sagen die Kinder einstimmig. Eine ganze Woche lang haben die Nachwuchszauberer dafür täglich zwei Stunden lang im „Zauberkasten“ in Gerthe geprobt. Der Kurs richtet sich an Kinder zwischen 8 und 14 Jahren – diesmal waren aber auch zwei jüngere Zauberer dabei.
„Wir bieten die Kurse seit fast 25 Jahren an. Ausfallen mussten sie nie, auch wenn wegen geringer Anmeldungen manchmal weniger Kurse zustande gekommen sind als im Vorjahr“, sagt Angelika, die gemeinsam mit Robinson den Ferienkurs geleitet hat. Auch der Pandemie konnte das regelmäßige Ferienprogramm strotzen: „12 Kinder stellen heute ein Programm auf die Bühne“, sagt die Kursleiterin, die einst selbst über ihren Sohn zum Zaubern kam. Nur die Umstände der Show hat die Corona-Krise ein wenig geändert: Verbindliche Anmeldungen für die Gäste waren ebenso Pflicht wie eine feste und aufgezeichnete Platzordnung.
Selbstbewusstsein inklusive
Bis Eltern, Großeltern, Freunde und Verwandte auf ihren Stühlen sitzen, gilt außerdem Maskenpflicht. „So voll war es aber lange nicht“, freut sich Angelika angesichts der fast 50 Besucher. Die Zauberkurse bescherten den Kindern nicht nur eine ereignisreiche Ferienwoche mit viel Input, sondern sorgten auch für eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein. „Sie stehen von Anfang an auf der Bühne, lernen, laut zu sprechen und mit dem Publikum umzugehen“, erklärt Angelika.
Frieda wettet auf der Bühne beispielsweise mit dem Publikum, ob sie es schaffen wird, durch ein Papier zu steigen. „Ich habe den Kurs von meiner Mutter geschenkt bekommen“, erzählt die 6-Jährige hinter der Bühne. Ob das so eine gute Idee war? Schließlich könnten bald plötzlich Gabeln am Esstisch verschwinden, Schnürsenkel wie von Zauberhand Knoten bekommen oder Bastelscheren zu Zauberwerkzeugen werden. „Ich werde die Tricks auf jeden Fall auch meinen Freunden zeigen“, sagt Luca. Einen persönlichen Zauberkasten mit viel Material hat schließlich jedes Kind im Kurs bekommen. Lotte meint: „Wir haben wirklich eine Menge ausprobiert.“
Kinder haben neue Vorbilder
Harry Potter und David Copperfield sind inzwischen übrigens abgemeldet. Angesagt sind bei den Kids heute neue Vorbilder. „Ich war vor kurzem in der Show von den Ehrlich Brothers, das war echt toll“, sagt Malte (8), der auf der Bühne eine magische Vorhersage vorführt. Auch Fabian Sokolow alias „Fabian Magic“, der bei der RTL-Show „Das Supertalent” bekannt wurde, gilt vielen Kindern als Vorbild. „Ich will trotzdem lieber Musiker werden“, hat Johann (11) beschlossen. Hanne (9) ist sich noch nicht so sicher: „Am Zaubern fasziniert mich, dass man andere beeindrucken kann“, sagt sie. Dabei könne man mit ganz einfachen Sachen aus dem Alltag, wie zum Beispiel Papier, Faszinierendes machen. Die kleine Zauberin Frieda hat nur noch einen unerfüllten Wunsch: „Corona wegzaubern!“ Schön wär’s.