Nach sechs Corona-Infektionen hat das Augusta-Krankenhaus in Bochum einen Aufnahmestopp verhängt. Die Klinik spricht von einem „Superspreader“.
In der Augusta-Klinik in Bochum hat ein Corona-Patient mindestens sechs Ärzte und Pflege-Mitarbeiter mit dem Virus angesteckt. Das Krankenhaus hat einen sofortigen Aufnahmestopp und ein Besuchsverbot verhängt. Es gilt zunächst bis Montag. Wie es in einer am Freitagmittag veröffentlichten Erklärung der Klinik heißt, sind „in den letzten Stunden Übertragungen von Corona-Infektionen von einem Covid-19-Patienten auf das ärztliche und nichtärztliche Personal identifiziert worden“.
Wie es dazu kam, werde derzeit geprüft. Wahrscheinlich sei, dass die Infektionen bei der Notfallbehandlung eines neu aufgenommenen Patienten erfolgt sind – obwohl sämtliche Vorbeugemaßnahmen laut Robert-Koch-Institut eingehalten worden seien, wie die Klinik versichert. Hendrik Schöpper, Referent der Augusta-Geschäftsführung, spricht gegenüber der WAZ von einem mutmaßlichen „Superspreader“. Damit werden Infizierte bezeichnet, die eine ungewöhnlich hohe Zahl von Menschen mit dem Krankheitserreger anstecken – meist ohne es zu wissen. Einzelheiten zu dem „Superspreader“ nennt die Klinik aus Datenschutzgründen nicht.
Unverzüglich wurde am Freitag der Krisenstab der Stadt informiert. Eine der ersten Maßnahmen in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt: ein dreitägiger Aufnahmestopp sowohl für stationäre als auch ambulante Patienten. Ausnahmen werden nur in Notfällen gemacht. Ab dem Morgen wurden Patienten, die am Freitag aufgenommen werden sollten, an der Pforte informiert und zurückgeschickt. Auch Besucher mussten den Heimweg antreten. „Aufgrund der aktuellen Situation gilt ein allgemeines Besuchsverbot“, heißt es auf Hinweisschildern am Haupteingang an der Bergstraße. Bis einschließlich Montag wird nur in Härtefällen Einlass gewährt.
Augusta: 500 Betten und 1200 Mitarbeiter
Die Augusta-Klinik an der Bergstraße hat 500 Betten und 1200 Mitarbeiter. Dort werden jährlich rund 25.000 Patienten stationär behandelt.
Seit 2018 laufen Gespräche mit dem Katholischen Klinikum. Geplant ist eine Kooperation als „Christliches Krankenhaus Bochum“ mit zusammen 7000 Mitarbeitern und jährlich 82.000 stationären Patienten.
„Alle in die Behandlung einbezogenen Personen werden derzeit getestet“, teilt die Augusta-Geschäftsführung mit. Die meisten Ergebnisse stünden noch aus. Am Mittag ging die Stadt von Infektionen „deutlich im einstelligen Bereich“ aus. Am frühen Abend konkretisierte die Klinik die Angaben: Bei sechs Mitarbeitern sei der Virus nachgewiesen. WAZ-Informationen, nach denen es um zwei Ärzte und vier Pflegerinnen gehen soll, wurden nicht offiziell bestätigt.
Krisenstab berät am Nachmittag
Am Nachmittag beriet der Krisenstab der Stadt über den Corona-Ausbruch in der Augusta-Klinik. „Das Gesundheitsamt hat die Kontaktnachverfolgung aufgenommen und veranlasst derzeit die Testung von Kontaktpersonen der Infizierten“, teilte Sprecherin Charlotte Meitler anschließend mit.
Die neuen Krankheitsfälle beeinflussen die Corona-Statistik der Stadt. Die Gesamtzahl der bestätigten Infektionen stieg seit Donnerstag von 671 auf 681. Davon sind 611 Bochumer (Vortag 609) genesen und 49 (Vortag 41) aktuell infiziert. 20 Menschen starben in Folge des Coronavirus. Sechs Infizierte werden derzeit stationär behandelt, davon drei im Augusta-Krankenhaus – darunter auch der mutmaßliche „Superspreader“.