Hofstede. Fachfirma legt zwei Brandbomben am Hofsteder Bach in Bochum frei. Eine Evakuierung des Viertels an der Braunsberger Straße ist nicht nötig.
„Dieser Weg ist am 13. und 14. Juli gesperrt“, informiert das Umwelt- und Grünflächenamt in aller Kürze auf einem Aushang am Weg zur Brücke über den Hofsteder Bach an der Braunsberger Straße. Morgens hat hier die Dürener Firma für Kampfmittelräumung begonnen, eine Grube auszuheben. Denn Luftbilder hatten Hinweise auf mögliche Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg in der Böschung gegeben.
Die Arbeiter müssen diesmal etwas tiefer graben als am Watermannsweg in Wattenscheid, wo vor acht Tagen ebenfalls ein Bombenverdacht bestand. Zehn Sprenggranaten hatten die Experten dann erst vor sechs Tagen in Westenfeld gefunden, in einem Radius von 150 Metern wurden die angrenzenden Häuser evakuiert. Diesmal konnte Entwarnung gegeben werden, als die Baggerschaufel die Objekte freilegte. In Hofstede waren es tatsächlich zwei Brandbomben.
Die Suche geht fast unbemerkt vor sich. Gassigänger, Nordic Walker und Jogger kommen vorbei, auf dem Balkon eines direkt benachbarten Hauses frühstücken die Bewohner in aller Ruhe.
Ausbaggern auf Handzeichen
Die Räumungsfirma geht vorsichtig vor, der Baggerführer senkt die Schaufel nur auf Handzeichen eines Mitarbeiters direkt an der senkrechten Grube ab. Mit Rohr-Segmenten von gut 1,5 Metern Durchmesser und einem Meter Länge wird das Loch seitlich Stück für Stück abgestützt, damit keine Erde nachrutschen kann.
Immer wieder unterbrechen sie die Baggerarbeiten und sondieren mit dem Spaten genauer. Gegen 10.30 Uhr stockt das Geschehen etwas, kurz darauf senkt sich die Baggerschaufel an der Seite, statt die ausgegrabene Erde auf den Haufen vor der Brücke zu schütten. Die Feuerwerker nehmen den Fund genauer unter die Lupe, wickeln ihn ein und verladen ihn in den Kastenwagen mit der Aufschrift „Bezirksregierung Arnsberg“.
Feuerwerker Rainer Woitchek von der Bezirksregierung Arnsberg kann seinen Job diesmal entspannt angehen und muss nicht einmal den Overall anlegen.
Die verdächtigen Objekte werden mit dem Bagger aus der rund fünf Meter tiefen Grube gehoben und an der Oberfläche noch einmal untersucht. Die Feuerwehr informiert abschließend mit der Entwarnung, die Bomben hätten nicht entschärft oder gesprengt werden müssen, sondern können einfach vom Kampfmittelbeseitigungsdienst abtransportiert werden. Rainer Woitchek macht es kurz: „Hier passiert heute nichts mehr.“
Bomben-Suche
Die Nähe zu Fabrik-Gebäuden oder Eisenbahn-Anlagen ist nicht unbedingt eine Bedingung für einen Bomben-Verdacht, meint jedenfalls der Experte Rainer Woitchek.
Allerdings ist diese jüngste Fundstelle ganz in der Nähe der Schachtanlagen der Zechen Hannover, Hannibal und Carolinenglück.
Feuerwehr und Ordnungsamt hatten bereits vor einiger Zeit mitgeteilt, dass an verschiedenen Stellen im Bochumer Stadtgebiet dem Verdacht auf Kampfmittel im Boden nachgegangen werde. Diese Maßnahmen wurden konkreter ins Auge gefasst, als nach und nach die Corona-Abstandsregeln so weit gelockert wurden, dass Evakuierungen einfacher zu organisieren waren. Denn bei der Räumung ganzer Wohnviertel ist das Zusammentreffen vieler Menschen unvermeidbar.
Auch in Hofstede waren die Anwohner in einem Umkreis von 250 Metern per Aushang an den Häusern über die möglichen Absperrungen während der Bodenuntersuchung vorgewarnt worden. Weitere Verdachtsmomente haben sich noch am Steinring und an der Universitätsstraße ergeben.