Bochum. Jedes vierte Kind in Bochum lebt in Armut. Ein Bochumer Bündnis erwartet vom neuen Rat der Stadt, dass sich das ändert. Gewählt wird im September

Das Bochumer Bündnis für Arbeit und soziale Gerechtigkeit (BAsG)vermisst einen engagierten Kampf der lokalen Politiker gegen Kinderarmut. „Bei diesem Thema ist in den vergangenen Jahren wenig bis gar nichts passiert“, kritisiert Rolf Geers, Geschäftsführer des Kinder- und Jugendrings Bochum.

Jedes vierte Kind in Bochum wächst in einer Familie auf, die Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe bezieht. Das sind rund 12.500 Kinder und Jugendliche. Besonders betroffen sind Alleinerziehende und Familien, die mehr als drei Kinder haben.

12.500 Kinder in Bochum leben in armen Familien

„Die armen Kinder sind häufig von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen“, sagt Geers. Viele der armen Familien seien zudem in Wohngebieten zu Hause, die stark unter Verkehr und Lärm litten. „Da gib es keine Rückzugsmöglichkeiten, kaum Spielflächen oder Treffpunkte.“

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Kritisch beobachtet Geers in diesem Zusammenhang die Entwicklung in einigen Stadtteilen. In Querenburg sei mittlerweile fast jeder zweite Haushalt betroffen (46,2 Prozent), ebenso in Wattenscheid-Mitte (45,6). Aber auch in den Stadtteilen Kruppwerke, Westenfeld, Hamme und Werne sei Armut unübersehbar.

Der Kinder- und Jugendring fordert daher vom neuen Rat der Stadt Bochum, der am 13. September gewählt wird, den Ausbau der Angebote insbesondere für bedürftige Familien. Druck machen sollten die Politiker auch auf Land und Bund zur Einführung einer „Kindergrundsicherung“.

Bündnis stellt auch Forderungen zu den Themen Arbeit, Wohnen und ÖPNV

Das Thema Kinderarmut ist nur eines von mehreren, zu denen das Bochumer Bündnis in dieser Woche mit Blick auf die Kommunalwahl Forderungen an die lokalen Politiker erhob. Auch für die Bereiche Arbeit, Wohnen, ÖPNV und Freie Kultur gibt es klare Ansagen an die künftig Verantwortlichen.

Bündnis besteht seit zehn Jahren

Das Bochumer Bündnis für Arbeit und soziale Gerechtigkeit ist 2010 gegründet worden, um den Abbau von sozialen Leistungen und kulturellen Angeboten zu verhindern.

Ziel der Aktivitäten ist die Stärkung der Daseinsfürsorge und die Umsetzung einer sozialen und gerechten Politik.

Am Bündnis beteiligen sich u.a Vertreter von: DGB, Kinder- und Jugendring, Ifak, Mieterverein, IG Metall, Verdi, Bahnhof Langendreer und die Awo.

DGB-Regionschef Stefan Marx erwartet, dass die öffentliche Hand bei der Vergabe von Aufträgen auch soziale Kriterien wie Tariftreue, Geschlechtergerechtigkeit und Mitbestimmung berücksichtigt. „Auch die Bereitschaft junge Menschen auszubilden, sollte eine Rolle spielen“, so Marx.

Melanie Maier, ebenfalls vom Deutschen Gewerkschaftsbund, wünscht sich beim „Dauerbrenner“ Öffentlicher Nahverkehr in naher Zukunft ein Tagesticket für einen Euro. Wenn schon der Traum vom kostenfreien ÖPNV nicht zu realisieren sei.

Freie Kultur fordert zehn Prozent mehr

Beim Thema Wohnen richten sich die Forderungen des Bündnisse an die stadteigene Gesellschaft VBW Wohnen und Bauen. Die Stadt solle das Unternehmen aufs Gemeinwohl verpflichten und auf eine Renditeausschüttung verzichten. „Zurzeit beteiligt sich jeder VBW-Mieter mit 40 Euro pro Jahr an der Ausschüttung an die Stadt“, kritisiert Michael Wenzel, Geschäftsführer des Mietervereins Bochum. Eine weitere Forderung des Bündnisses: Städtische Grundstücke sollten in Erbpacht vergeben und nicht verkauft werden.

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Mehr Geld für die Freie Kultur fordert Rolf Stein vom Bochumer Kultur-Stammtisch. „Das Geld soll aber nicht anderen weggenommen werden, sondern der Kulturetat soll erhöht werden, damit der Freien Kultur künftig zehn Prozent jährlich mehr zukommen.“

Rathaus Bochum soll nazifrei werden

Das BAsG setzt sich zudem ein für eine bunte, offene Gesellschaft in Bochum, die auch weiterhin Flüchtlinge aus Krisengebieten aufnehmen soll. Eine Empfehlung zur Wahl einer bestimmten Partei geben die Verantwortlichen nicht, aber eine klare Absage an „rechtsextreme Parteien wie die AfD oder die NPD“. Diese sollten keinen Sitz und keine Stimme in den politischen Gremien Bochums bekommen, heißt es. Angekündigt ist eine Initiative unter dem Namen: Rathaus nazifrei!

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