Bochum. Das Union-Kino im Bermuda-Dreieck in Bochum ist seit Juli wieder geöffnet, doch kaum einer kommt. Wie lange hält das Traditions-Kino das aus?
Auf ihren ersten Kinobesuch seit Monaten freut sich Familie Grieswald ganz besonders: „Seit Mitte März haben wir uns keinen Film mehr im Kino angesehen“, erzählt Ramona Grieswald, die mit Tochter Mira und ihrer Freundin Lena (beide 8) an der Kasse des Union-Kinos steht. Jetzt wollen sie sich den Kinderfilm „Meine Freundin Conni“ anschauen. Die Atemschutzmasken haben sie vor der Nase, Vater Jörn füllt noch rasch das Formular mit der Privatadresse aus, die jeder Besucher angeben muss – und dem Filmspaß steht nichts mehr im Wege.
Doch bei genauerem Hinsehen fällt auf: Für einen normalen Nachmittag während der großen Ferien herrscht im Union-Kino überraschend wenig Betrieb. Nur vereinzelt stehen die Menschen in gebotenem Abstand von 1,50 Meter vor dem Popcorn-Stand und warten geduldig auf Nachos und Cola. „Abends ist noch viel weniger los“, sagt Kerstin Schneider, die das Traditionshaus im Bermuda-Dreieck seit 20 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann Helmut leitet.
Die Besucherzahlen im Union-Kino klingen dramatisch
Seit Anfang Juli ist das Kino nach dreimonatiger Zwangspause wegen der Corona-Pandemie wieder geöffnet – und die Besucherzahlen klingen dramatisch: Nur zehn Prozent der bisherigen Gäste besuchen derzeit ihr Haus, berichtet Kerstin Schneider. Damit stehe das Union nicht alleine da: „In ganz Deutschland sind die Zahlen drastisch eingebrochen.“ Da ist die Kinobetreiberin sogar etwas froh, dass in Bochum bislang nur wenige Lichtspielhäuser überhaupt wieder spielen. Der größte Konkurrent, das UCI im Ruhrpark, ist weiterhin geschlossen. „So teilen wir den kleinen Kuchen untereinander wenigstens halbwegs gut auf“, meint sie.
Doch woran mag das liegen? Fühlen sich die Besucher in den Kinosälen nicht mehr sicher? Kerstin Schneider hat eher eine andere Vermutung: „Es läuft derzeit einfach weit und breit kein großer neuer Film“, sagt sie.
Keine neuen Blockbuster in Sicht
Sämtliche Blockbuster aus Hollywood, die traditionell in den Sommermonaten viele Besucher anlocken, werden wegen Corona weiterhin teils bis in den Herbst und darüber hinaus geschoben. Das neue Disney-Spektakel „Mulan“, in das viele Kinobetreiber große Hoffnungen setzen, soll nach aktuellem Stand am 20. August starten. „Ich bezweifele das aber eher“, meint Schneider. „Wenn der Film wegen des Coronavirus in den USA nicht starten kann, dann läuft er auch bei uns nicht.“
So müssen sich die wenigen Besucher derzeit eher mit B-Ware begnügen: „Die Känguru-Chroniken“ laufe noch halbwegs redlich. Fans freuen sich auf die Rückkehr der legendären „Blues Brothers“ 40 Jahre nach dem Urknall am 22. Juli. Jeder Gast mit Sakko und Sonnenbrille zahlt an dem Abend den halben Preis.
Im Kinosaal darf die Atemmaske abgenommen werden
So versucht das Union alles, um den Besuchern den Kinobesuch unter Corona-Auflagen so stressfrei und sicher wie möglich zu machen. Im gesamten Foyer gilt zwar Maskenpflicht, doch wer auf seinem Platz sitzt, darf sie abnehmen. Bis zu 100 Personen dürfen nach derzeitiger Verordnung gleichzeitig in einen Saal: „Doch wir verkaufen die Karten so, dass immer mindestens zwei Plätze frei bleiben. Momentan möchte niemand mitten im Pulk sitzen", so Schneider. Die Lüftungsanlagen laufen in allen Sälen auf Hochtouren, sodass der nötige Luftaustausch überall gegeben sei.
Um detailliert festhalten zu können, welcher Besucher wann auf welchem Platz saß, bittet das Kino möglichst um eine Online-Reservierung. Denn dort müssen Name und Anschrift automatisch eingegeben werden. Eine Vorverkaufsgebühr fällt nicht mehr an.
Online-Snackshop wird immer beliebter
Im Online-Snackshop kann man übrigens auch Popcorn und Getränke vorab bestellen und spart sich so die teils längeren Wartezeiten in der Schlange. Das bestellte Wunschmenü wird dann vorbereitet und kann direkt abgeholt werden. „Das machen schon recht viele“, freut sich Schneider.
Doch wie lange das Union die Krisen-Zeiten noch durchhalten kann? Kerstin Schneider mag da keine Prognose treffen. „Wenn im Herbst die zweite Infektionswelle kommt, sieht es finster aus“, sagt sie. „Doch wir sind Optimisten, deswegen haben wir auch schon so früh wieder geöffnet. Wir wollen einfach ein Zeichen setzen, dass das Kino lebt. Hoffentlich spricht sich das bei den Menschen bald auch rum.“
Info: UCI im Ruhrpark ist weiterhin geschlossen
Neben dem Union-Kino (Kortumstraße 16) haben derzeit nur das Casablanca (Kortumstraße 11) sowie das Kino Endstation im Bahnhof Langendreer (Wallbaumweg 108) geöffnet. Capitol und Metropolis sind weiterhin geschlossen.
Ebenfalls geschlossen ist das UCI im Ruhrpark. Noch Mitte Juni hoffte Geschäftsführer Ramon Biarnés auf eine schrittweise Öffnung aller Häuser in Deutschland bis Anfang Juli, doch diese Pläne scheinen nicht mehr aktuell zu sein. „Für Bochum gibt es leider noch kein konkretes Eröffnungsdatum“, sagt Sprecherin Nadine Breuer.