Bochum. Beim Theater Traumbaum lernen die jungen Teilnehmer die weite Welt der Bühne kennen. Mancher verlässt den Workshop viel selbstbewusster.
Theaterspielen mit Maske vor der Nase: Geht das eigentlich? „Schon anstrengend, aber irgendwie machbar“, meint Emma ganz tapfer. Die Schülerin ist Teil eines Ferienworkshops, den das Theater Traumbaum für Kinder und Jugendliche von 10 bis 14 Jahren an sechs turbulenten Tagen ausgerichtet hat.
Im Kulturmagazin an der Lothringer Straße in Gerthe entdeckten sie eine Woche lang die große, bunte Welt des Theaters: Sie probten, spielten, entwickelten kleine Szenen. Und am Ende stand natürlich die gemeinsame Aufführung, die diesmal allerdings nur vor wenigen Zuschauern gezeigt werden konnte – aber die waren komplett aus dem Häuschen.
Workshop in Gerthe genießen einen ausgezeichneten Ruf
Theaterworkshops in den Ferien werden vom Kindertheater Traumbaum regelmäßig angeboten. Doch ob in diesem Jahr so etwas stattfinden kann, war lange Zeit unklar. „Wir haben natürlich darauf gehofft und auch alles so geplant“, erzählt Birgit Iserloh, die das kleine Theater gemeinsam mit Ralf Lambrecht seit vielen Jahren leitet. „Aber wirkliche Gewissheit hatten wir erst kurz vor den Ferien. Wir haben einfach auf Sieg gesetzt.“
Immerhin genießen die Workshops des Kindertheaters in Gerthe einen dermaßen guten Ruf, dass die wenigen Plätze innerhalb von kurzer Zeit besetzt waren. Auch die Warteliste war gut gefüllt. „Wir hätten den Workshop locker zweimal machen können“, meint Iserloh. Dabei allerdings sämtliche Hygieneauflagen, die die Landesregierung derzeit vorschreibt, einzuhalten, sei dann schon einige Arbeit gewesen: „In den letzten Wochen sind wir zu echten Hygiene-Experten geworden“, sagt sie.
Theaterspiel soll dabei helfen, Selbstvertrauen zu bekommen
Wichtigste Voraussetzung: Nicht alle Kinder dürfen gleichzeitig proben. Stattdessen müssen mehrere kleine Gruppe gebildet werden, die getrennt voneinander kreativ tätig sind. So stieß Birgit Iserlohs Tochter Anna-Lotta, die Kulturwissenschaften an der Uni Hildesheim studiert, zum eingespielten Traumbaum-Team hinzu. „Auf diese Weise konnten wir drei Gruppen bilden“, sagt sie. Auch die Abstände untereinander werden eingehalten: Bisweilen misst Ralf Lambrecht gern mit dem Zollstock nach.
„Du bist gut, so wie du bist“, so heißt der Workshop, der im Rahmen des Landesprogramms Kulturrucksack NRW stattgefunden hat. Der Titel ist Programm: „Es geht darum, beim Theaterspiel das eigene Selbstbewusstsein zu stärken und Vertrauen in den eigenen Körper zu bekommen“, meint Anna-Lotta Iserloh. So manches zunächst recht schüchterne Kind verlasse den Kursus am Ende sichtbar beflügelt: Körperlicher Ausdruck, Präsenz und die Umsetzung eigener Ideen und Geschichten sind daher wichtige Bestandteile. „Beim Stimmtraining haben hier schon die Fenster gerappelt“, erzählt Ralf Lambrecht.
Die Themen sind nah dran am Leben der jungen Leute
Ganz wichtig dabei: Mit welchen Themen sich die Jugendlichen auf der Bühne beschäftigen, bleibt ihnen überlassen. So wird in der Aufführung etwa der Verlauf einer Modenschau gezeigt, denn Magerwahn und das sogenannte „Bodyshaming“ (also das Demütigen von Menschen aufgrund ihres Äußeren) sind Themen, die viele Jugendliche umtreiben. „Du bist gut so, wie du bist“ ist also auch ein Titel, der Trost spenden und Mut machen soll.
Kurz vor der feierlichen und vor allem einmaligen Aufführung ihrer immerhin rund 50-minütigen Performance steigt die Nervosität der Teilnehmer erheblich. „Ich bin schon gespannt darauf, wie das Publikum reagiert“, meint Rieke, die zum ersten Mal in ihrem jungen Leben auf einer Bühne steht, und rutscht unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Auch Leonie hat das Lampenfieber schon gepackt, größere Sorgen macht sie sich allerdings nicht: „Am Tag unserer Premiere habe ich Geburtstag“, meint sie. Wenn das kein gutes Omen ist.
Info: Premiere zum Kapp-Putsch am 25. Oktober
Das Theater Traumbaum plant eine neue Aufführung, die ursprünglich bereits im März gezeigt werden sollte, dann aber abgesagt werden musste. „Märzstürme 1920 an der brennenden Ruhr“ erzählt davon, wie die Menschen im Ruhrgebiet im Jahr 1920 die damals noch junge Republik vor dem Militärputsch unter Kapp-Lüttwitz bewahrten.
„Unter Einsatz ihres Lebens retteten sie mit großer Zivilcourage die Demokratie“, erzählen Iserloh und Lambrecht. Schicksale und Geschichten aus jener Zeit sollen auf der Bühne wieder werden. Die Premiere für Jugendliche ab 14 Jahren soll am Sonntag, 25. Oktober, um 15 Uhr, im Kulturmagazin (Lothringer Straße 36c) stattfinden und ist bis zum 29. Oktober auch für Schulen zu sehen. Karten (5 Euro) unter 0234 / 890 66 81.