Bochum. Das Coronavirus hat das Veranstaltungsgeschäft lahmgelegt. Dabei werde es 2020 wohl bleiben, befürchtet die Bochumer Konzertagentur Lars Berndt.

Rod Stewart, Bryan Ferry, die Pet Shop Boys oder die US-Superstars Hall & Oates: Die Plakate und Würdigungen im Büro an der Natorpstraße in Weitmar künden von einer illustren Vergangenheit seiner Konzertagentur. Die Gegenwart kommt für Lars Berndt trist und grau daher. Das Coronavirus hat das Veranstaltungsgeschäft ausgebremst. „Seit März haben wir keine Einnahmen mehr“, sagt der 47-Jährige. Schlimmer noch: „Aktuell fehlt uns jegliche Planungssicherheit.“

Seit 26 Jahren ist Lars Berndt im Konzertgeschäft tätig. Der „Century Rave“ in der Jahrhunderthalle war 1994 die erste Veranstaltung des gelernten Industriekaufmanns. Heute zählt die Lars Berndt Events GmbH zu den Branchen-Größen in der Region. Mit acht Mitarbeitern stemmt Berndt bundesweit jährlich mehr als 200 Termine. Nena, Midge Ure, Ritchie Blackmore, DJ Bobo, Ronan Keating und Blondie sind einige große Namen der vergangenen Jahre. Hinzu kommen u.a. die New York Gospel Stars, deren Tourneen mit 80 Stationen in Bochum organisiert werden.

Seit März herrscht „Berufsverbot“

Der Gospelchor, mit Pamela Falcon als Gastsängerin, stand im März auch beim vorerst letzten Konzert auf der Bühne, damals im Riff. „Dann kam Corona. Seither herrscht für uns Berufsverbot“, sagt Berndt und blickt missmutig auf den PC-Bildschirm. Gestrichen, fällt aus, verschoben: „Dieses Jahr“, befürchtet er, „ist für uns wohl durch. Da mache ich mir wenig Hoffnung.“

Im Krisenmodus: Lars Berndt versucht im Agenturbüro an der Natorpstraße zu retten, was zu retten ist. Das Konzertjahr 2020 hat er weitgehend abgeschrieben.
Im Krisenmodus: Lars Berndt versucht im Agenturbüro an der Natorpstraße zu retten, was zu retten ist. Das Konzertjahr 2020 hat er weitgehend abgeschrieben. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Die derzeit geltenden Corona-Vorgaben machten ein wirtschaftliches Arbeiten „unmöglich“, sagt Berndt und meint damit vor allem das Abstandsgebot von 1,50 Meter. Beispiel Ruhrcongress: Statt 3000 fänden dort derzeit nur maximal 350 Besucher Platz. „Vergessen Sie’s.“ Von Rockkonzerten mit bis zu 5000 stehenden und tobenden Fans ganz zu schweigen.

Tourneen sind auf 2021 verlegt

Auch der Herbst verheiße keine Besserung. Zwar gilt das Verbot für Großveranstaltungen zunächst nur bis zum 31. Oktober. „Aber wie soll man unter diesen Vorzeichen planen?“, fragt Lars Berndt. Selbst wenn es zu einer Lockerung käme, wäre es so kurzfristig nicht machbar, einzelne Auftritte oder gar eine komplette Tournee auf die Beine zu stellen. „Künstler gerade aus den USA wollen derzeit auch gar nicht nach Europa kommen“, weiß der Agentur-Chef. Und: Das Publikum sei „extrem verunsichert. Kaum jemand würde jetzt Karten kaufen – es sei denn, ich hole Madonna in die Bochumer Christuskirche“.

Bittere Realität für die gesamte Branche ist, dass etliche Termine, die im Frühjahr und Sommer auf den Herbst verschoben wurden, nun abermals abgesagt werden müssen. Für die Veranstaltungen von Lars Berndt bedeutet das u.a.: die Tourneen von „Madness“, „Halloween“, „Boot Led Zeppelin“, Marc Almond und Paul Carrack müssen auf 2021 verlegt werden, ebenso wie das für September geplante WDR-4-Oldiefestival in Dortmund mit OMD. Alle bereits gekauften Karten behalten ihre Gültigkeit. Ob die Spider Murphy Gang, die ursprünglich im März, dann im November in der Zeche ihren „Skandal um Rosie“ anstimmen sollte, überhaupt noch nach Bochum kommt, sei zweifelhaft.

Optimismus in harten Zeiten

„Es sind harte Zeiten. Und niemand weiß, wann sie wieder ,normal’ werden“, konstatiert Lars Berndt. Seine Agentur sieht er dennoch nicht am Abgrund. „Viele in der Branche stehen auf der Kippe. Wir werden die Krise überleben – allerdings nur wenn, wenn es spätestens Anfang 2021 wieder losgehen kann.“

Madonna in der Christuskirche wird vermutlich auch dann ein frommer Wunsch bleiben.