Bochum. Fünf Jahre nach der Flucht aus Syrien hat Sana Blaj in Bochum erfolgreich ihr Abitur bestanden. Bis dahin meisterte sie einige Herausforderungen.

Sana Blaj lebt seit 2015 in Bochum - jetzt, fünf Jahre später, hat sie ihr Abitur in der Tasche. Die 21-Jährige flüchtete gemeinsam mit ihrer Familie von Aleppo in Syrien nach Deutschland. Anfangs konnte sie kaum Deutsch. Mit viel Ehrgeiz lernte sie in der Schule und in ihrer Freizeit die Sprache und meisterte einige Herausforderungen. Vor einigen Tagen konnte sie ihr Abitur-Zeugnis in der Turnhalle der Goethe-Schule entgegennehmen.

Sana Blaj stellt sich in dem kurzen Text auf arabisch vor. Die arabische Schrift wird von rechts nach links geschrieben.
Sana Blaj stellt sich in dem kurzen Text auf arabisch vor. Die arabische Schrift wird von rechts nach links geschrieben. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

„Meine erste Herausforderung bestand darin, die Sprache gut zu beherrschen, damit ich mich in die Gesellschaft integrieren kann“, erzählt Blaj. Nicht nur die gesprochene Sprache war Teil des Unterrichts - auch die Buchstaben musste sie erst einmal lesen und schreiben lernen. In ihrer Freizeit halfen ihr dabei Cartoons und Filme auf Deutsch. „Ein neues Wort schreibe ich mir immer sofort auf“, sagt Blaj.

Sobald sie die Sprache immer besser beherrscht hat, fasste sie den Entschluss, die Oberstufe der Goethe-Schule zu besuchen. Die meisten Lehrer hätten sie von Anfang an bei ihrem Vorhaben unterstützt. Blaj: „Es gab aber auch manche Lehrer, die nicht glaubten, dass ich das Abitur so schnell schaffe. Insgesamt waren die Lehrerinnen und Lehrer sehr nett und haben mir sehr viel geholfen.“

In Syrien zählten nur die schriftlichen Prüfungen

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Der Unterschied zwischen einer deutschen und syrischen Schule? „Hier muss man sich melden, damit die mündliche Note besser wird. In Syrien ist das irrelevant. Dort zählen nur die schriftlichen Klausuren“. In Syrien besuchte sie die neunte Klasse. Das sei vergleichbar mit einem Hauptschulabschluss. Der Unterricht ging meist nur bis zur sechsten Stunde. Am Gymnasium waren die Schultage - vor der Corona-Pandemie - deutlich länger, berichtet Sana Blaj.

Die Schülerin konnte in Bochum schnell Anschluss finden.
Die Schülerin konnte in Bochum schnell Anschluss finden. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Auch der Englischunterricht sei etwas anders. In ihrer alten Schule habe sie hauptsächlich die Grammatik gelernt. „Hier schreibt man Analysen, Zusammenfassungen und Kommentare. Das war schwieriger“. Mathe war ihr Lieblingsfach und gemeinsam mit Kunst ihr Leistungskurs. „Ich möchte vielleicht Ingenieurwesen studieren. Ich bin mir aber noch nicht sicher“, sagt sie.

„Im Leben ist nichts unmöglich“

In ihrer Freizeit zeichnet sie gerne, liest Bücher, treibt Sport oder trifft ihre Freunde. Anfangs sei es ein bisschen schwierig gewesen, neue Freunde zu finden, „aber danach ging es sehr schnell. Alle waren sehr nett zu mir.“ Insgesamt fühle sie sich sehr wohl im Ruhrgebiet. „Bochum ist eine schöne Stadt“, sagt Blaj lächelnd. Ihr gefalle es sehr, neue Kulturen kennenzulernen.

Abitur an der Goethe-Schule

Ein weiterer Geflüchteter hat sein Abitur erfolgreich an der Goethe-Schule absolviert. Er besuchte vor der Oberstufe ebenfalls die internationale Klasse.

Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Abiball der Schülerinnen und Schüler abgesagt. „Der Abschlussball wird vielleicht im Herbst oder im nächsten Jahr nachgeholt“, sagt Sana Blaj. Das hänge aber davon ab, wie sich die derzeitige Situation entwickle.

Ihr Vater kam zuerst nach Deutschland. Ein Jahr später zog Sana Blaj gemeinsam mit ihren vier Geschwistern und ihrer Mutter nach Bochum. Dadurch hatten sie ein Visum und konnten mit dem Flugzeug einreisen. Einige Familienmitglieder sind derzeit noch in Syrien. „Meine Onkel und Tanten fehlen mir. Einige sind noch in Aleppo.“

Ihrer Erfolgsgeschichte kann auch anderen Menschen in einer ähnlichen Situation Mut machen: „Man sollte sich immer die Ziele vor Augen halten und nicht aufgeben. Im Leben ist nichts unmöglich.“

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