Bochum. Das Projekt „Kasa“ bietet in Bochum kostenlose Sprachkurse für Analphabeten an. Mit Hilfe der Muttersprache lernen Migranten Deutsch.

Seit mehreren Jahren leben die Teilnehmer des Alphabetisierungskurses in Deutschland. Einige der Männer und Frauen haben in ihren Heimatländern nicht lesen und schreiben gelernt, andere kennen zwar die persische Schrift, aber nicht das lateinische Alphabet. Das Projekt „Kasa“ der Gesellschaft für interkulturelles Zusammenleben bietet im Bochumer Verein Ifak zwei Kurse zum Lesen und Schreiben lernen an. „Die Plätze waren ziemlich schnell voll“, sagt die Lehrerin Schown Mardani. Sie kam 2013 aus dem Iran nach Deutschland und hat in ihrem Heimatland Deutsch und Literatur studiert.

Schownm Mardani nutzt die persische Sprache als Hilfswerkzeug, um die Aufgabenstellung zu erklären.
Schownm Mardani nutzt die persische Sprache als Hilfswerkzeug, um die Aufgabenstellung zu erklären. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

„Welche Familienmitglieder kennt Ihr auf Deutsch?“, fragt Mardani. Danach wiederholt sie die Frage auf Persisch. Die Hand heben muss vor einer Wortmeldung niemand. Lautstark rufen die Erwachsenen alles in den Raum, was ihnen einfällt. „Es ist ein Vorteil, dass man mit Farsi Deutsch lernen kann. Bei einem anderen Kurs hatte ich mit der Grammatik viele Probleme, hier lerne ich die unklaren Sachen. Unser Lehrerin hat viel Geduld und wiederholt vieles“, sagt Simi Farhood. Farsi ist der Begriff für die persische Sprache.

Besseres Verständnis durch Persisch als Hilfssprache

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Die Frauen und Männer nehmen freiwillig an dem kostenlosen Kurs teil. Die Lehrerin holt die Anwesenheitsliste aus der Tasche, und zeigt stolz, wie viele Teilnehmer fast immer da sind. „Die meisten kommen regelmäßig und pünktlich. Die Motivation ist sehr groß“, sagt Mardani. Sie ist fest davon überzeugt, dass alle Migranten schneller über ihre Muttersprache Deutsch lernen würden. „In anderen Kursen hat man die Möglichkeit nicht. Da wird alles auf Deutsch erklärt“, sagt sie. Die 44-Jährige Dortmunderin unterrichtet auch Integrationskurse.

Bei einer anderen Übung sollen die Schüler in kleinen Gruppen die Familienmitglieder nach dem Geschlecht ordnen und ihre Ergebnisse an eine Pinnwand hängen. Lehrerin Schown Mardani geht durch den Raum und unterstützt die Teilnehmer. Nach kurzer Zeit hängen alle Kärtchen an den Aufstellern und es ist Zeit für eine Pause. Bei schwarzem Tee und arabischen Süßigkeiten kommen die Erwachsenen schnell ins Gespräch. „Wir verstehen uns alle sehr gut und haben alle ein ähnliches Alter“, sagt Fereshteh Khodaverdibaktsh. „Es ist wie eine große Familie. Ich gehe immer mit viel neuer Energie aus dem Kurs“, ergänzt Simi Farhood.

Teilnehmer können Kurs mit einer Prüfung abschließen

Lehrkräfte werden parallel ausgebildet

Das Projekt „Kasa“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Deutschlandweit gibt es 42 Alphabetisierungskurse für türkisch-, arabisch- und persischstämmige Migranten. Die Lehrkräfte in absolvieren während des Projektes eine Weiterbildung zur Integrationslehrkraft.

Mit dem Zertifikat können sie nach Projektende eigenständig für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Integrationskurse geben.

24 Monate lernen die Migranten und Migrantinnen an zwei Nachmittagen in der Woche gemeinsam Deutsch. Das Projekt wird deutschlandweit an Orten angeboten, an denen sich die Menschen auch in ihrem Alltag bewegen, etwa Migrantenorganisationen, Moscheen und orientalische Kirchen.

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Das Alphabet und das Schreiben lernen sie mit einem Arbeitsheft, in dem es viele Bilder gibt. In dem Heft gibt es Lückentexte, Übungen zum Nachsprechen und kleine Schreibübungen. Auch einfache Rechnungen werden trainiert. Das Lehrwerk führt zum Sprachniveau A1. Die Themen sind meist nah an der Lebenswelt. So wird zum Beispiel das Einkaufen geübt. Regelmäßig gibt es Lernstandserhebungen mit der Regionalkoordination des Projektes. Alle Teilnehmer haben nach den absolvierten Unterrichtsstunden auch die Möglichkeit, die Kurse mit einer Prüfung abzuschließen.

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