Bochum. Mehr als jeder dritte Bochum engagiert sich ehrenamtlich. Eine Plakat-Aktion würdigt das Engagement. Denn weitere Unterstützung wird benötigt.

Als Jugendwart der Leichtathleten des VfL Bochum hat Thilo Haarmann alle Hände voll zu tun. Auch als Absolvent eines Maschinenbau-Studiums an der Ruhr-Uni war und ist er voll gefordert. Wie da noch Zeit bleibt, sich zusätzlich im „Leo-Club“, der Jugendorganisation des Lions-Clubs, zu engagieren, bleibt das Geheimnis des 25-Jährigen. Gewiss ist: Thilo Haarmann zählt zu den vier Bochumern, die dem Ehrenamt in unserer Stadt ein Gesicht geben.

Die Bochumer Ehrenamts-Agentur (BEA) geht in dieser Woche mit einer Image-Kampagne an den Start. 68 Großflächenplakate im Stadtgebiet rücken die guten Seelen in den Bochumer Vereinen, Verbänden, Einrichtungen und Initiativen für zehn Tage in den Blickpunkt: als Dank und Würdigung, aber auch als Appell, im solidarischen Handeln nicht nachzulassen. „Unsere Gesellschaft lebt davon, dass die Menschen füreinander einstehen“, betonte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) am Dienstag zum Auftakt der Kampagne in der Neuen Synagoge.

Bochum als „Hauptstadt des Ehrenamtes“

Dabei hätte das Ehrenamt in Bochum eigentlich kaum Werbung nötig. Auf 140.000 beziffert die Stadt die Zahl der Bürger, die sich unentgeltlich für die Gemeinschaft stark machen. Ein Spitzenwert in Nordrhein-Westfalen, so BEA-Vorsitzender Gisbert Schlotzhauer, der stolz von „Bochum als Hauptstadt des Ehrenamtes“ spricht.

Vier der 140.000 Freiwilligen hat die Essener Agentur „Compartner“ (auch sie ehrenamtlich) für die Plakataktion bei ihren Aufgaben in Szene gesetzt:

In der Neuen Synagoge stellten die Ehrenamts-Agentur und ihre Partner am Dienstag die Plakataktion vor.
In der Neuen Synagoge stellten die Ehrenamts-Agentur und ihre Partner am Dienstag die Plakataktion vor. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Vier Ehrenamtler als Plakatmotive

– „Das Ehrenamt macht Bochum fitter“, prangt neben dem Motiv mit Thilo Haarmann, der beim Training mit dem VfL-Nachwuchs zu sehen ist.

– „Das Ehrenamt macht Bochum hilfsbereiter“, heißt es bei Celina Schönfisch, die zu den 900 meist jungen Bochumern gehört, die sich seit Beginn der Corona-Pandemie bei der Ehrenamts-Agentur gemeldet haben, um alte und kranke Mitbürger beim Einkaufen oder Gassigehen zu unterstützen.

– „Das Ehrenamt macht Bochum sportlicher“, lautet das Motto bei Maximilian Schmädicke, der als Geschäftsführer der Fecht- und Sportgemeinschaft Ruhr auch selbst in der Trainingshalle steht, um Kindern und Jugendlichen das Sportfechten beizubringen.

– „Das Ehrenamt macht Bochum lebenswert“, wirbt das Poster mit Stefan Zimmermann, der nicht nur so heißt, sondern auch Zimmermann ist und sich in der Evangelischen Kirchengemeinde Stiepel ebenso einbringt wie bei einem Afrikaprojekt und beim Bau von Holzhäuschen für Kindergärten.

900 Helfer allein in der Corona-Krise

Exemplarisch steht das Quartett für die Liebe und die Leidenschaft, die die Ehrenamtler auszeichnen – und am Ball bleiben lässt. Laut einer Erhebung der Stadt ist ein Drittel der 140.000 Ehrenamtler seit mehr als zehn Jahren im Einsatz. Ausdruck dafür, dass die Arbeit für andere auch selbst Erfüllung und Befriedigung bedeuten kann.

Agentur informiert per Telefon und Internet

Wegen der Corona-Krise kann die Bochumer Ehrenamts-Agentur neben dem Rathaus am Willy-Brandt-Platz 8 nach wie vor keine persönlichen Beratungen anbieten.

Das Team von Leiter Uwe van der Lely ist aber telefonisch (0234/61 05 77 77) zu erreichen. Informationen gibt es zudem online auf www,ehrenamt-bochum.de.

Bald soll auch eine digitale Beratung eingerichtet werden, kündigt die Agentur an.

Das will die Ehrenamts-Agentur, die die 3500 Euro für die Druckkosten der Plakate über Spenden finanziert, auch künftig nutzen: Möglichst viele der 900 Helfer, die sich in der Corona-Pandemie zur Verfügung stellen, sollen für die Zeit nach Corona für neue Aufgaben gewonnen werden.

Arbeit gibt es noch genug

Arbeit, weiß Geschäftsführer Uwe van der Lely, gibt’s reichlich. „Vor allem in Vereinen, von der Kultur bis zum Sport, wird vielfach händeringend nach Menschen gesucht, die Tätigkeiten im Vorstand übernehmen.“ Die Imagekampagne soll die Not lindern – nach den Plakaten auch mit Informationen in den sozialen Netzwerken sowie mit Postkarten und Flyern.