Bochum. Wenn Thilo Haarmann anfängt seine ehrenamtlichen Posten aufzuzählen, dauert das. Der 24-Jährige ist auch Jugendwart der Leichtathleten des VfL.

Bei Elternabenden in Kindergarten oder Schule passiert das gerne. Oder auch in Vereinen. Wenn Posten vergeben werden müssen, dann hat jeder gerade irgendetwas zu tun, schaut weg, schweigt. Thilo Haarmann ist da anders gestrickt. Wer führt die Kasse zu Finanzierung des Abi-Balles? Thilo Haarmann zeigt auf. Wer organisiert die Abi-Nachtreffen? Auch der Haarmann. Wer macht den Jugendwart bei der Leichtathletik-Abteilung des VfL Bochum? Thilo Haarmann. Jugendsprecher im Westfälischen-Leichtathletikverband? Genau, ist Haarmann auch. Thilo Haarmann, der Mann für alle Fälle. Ehrenamt? Ehrensache!

24 Jahre ist er jung. Die meiste Zeit verbringt er aber gerade mit dem Studium: Maschinenbau an der Ruhr-Universität. „Da schreibe ich gerade die Masterarbeit.“ Thema: Simulation von Wärmenetzen von Neubausiedlungen. Haarmann ahnt bereits jetzt, dass er, wenn er seine Studium beendet und anfängt zu arbeiten, nicht mehr so viel Zeit für das Ehrenamt haben wird.„Da werde ich vielleicht den einen oder anderen Posten abgeben müssen, zwangsläufig.“ Leicht wird es ihm nicht fallen. Das was er macht, macht er gerne. „Es macht mir richtig viel Spaß, sonst würde ich es nicht machen. Wenn ich anfange, an einer Sache zu arbeiten, dann mache ich es richtig.“

Mitglied im Leo-Club

Das ist er über die oben genannten Aufgaben auch noch: Stellvertretender Jugendwart im VfL-Gesamtverein, Mitglied im Leo-Club, der Nachwuchsorganisation des Lions-Clubs. Dazu hält er schriftlich in Monats-Chroniken fest, was in der Leichtathletik-Abteilung des VfL so passiert. Da beschreibt er dann auch seine Tätigkeiten. Er organisiert die Freizeitgestaltung der Abteilung. Ein Drachenbootrennen da. Ein Bowling-Event hier. Beachvolley spielen, Trainingslager in Haltern am See. Sommerfest, der Lauf rund um Bochum, öffentliche Auftritte der VfL-Leichtathleten. Wo Leichtathletik-Abteilung VfL drauf steht, ist fast immer Haarmann drin. Zumindest anteilig.

Thilo Haarmann (2.v.r.) mit Nachwuchssportlern des Leichtathletikvereins VfL Bochum.
Thilo Haarmann (2.v.r.) mit Nachwuchssportlern des Leichtathletikvereins VfL Bochum. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Dass das ganz schön viel sei für einen einzelnen Menschen, will er dabei gar nicht einmal in Abrede stellen. „Aber ich mache das sehr gerne. Ich treffe bei der Leichtathletik oder auch im Leo-Club viele meiner Freunde.“ Für Haarmann ist seine Freizeit quasi Vereinszeit.

Fußverletzung stoppt aktive Laufbahn

Den Weg zu Leichtathleten des VfL hat er über die Aktion „VfL for Fun“ gefunden. „Diese Aktion heißt jetzt ‚Ab anne Castroper‘“, sagt er. 15 Jahre ist das inzwischen her. Und ja, Haarmann war selber sportlich aktiv. Er fand Gefallen am Laufen. Erst die 1000 Meter, später die 10.000 Meter. Bestzeit: 39:41 Minuten. „Das würde ich jetzt nicht mehr schaffen“, sagt er. „Eine hartnäckige Fußverletzung verhindert, dass ich noch einmal so richtig angreifen kann. Der Fuß ist bei Belastung instabil.“ Er investiert stattdessen überaus stabil seine Energie in den Verein, das Ehrenamt.

Seit sechs Jahren ist er Jugendwart der Leichtathleten. Seit 2017 stellvertretender Jugendwart im Hauptverein. Und natürlich ist er längst ein sogenanntes lebenslanges Mitglied im VfL. „Ich bin in Bochum geboren und war schon als kleines Kind im Stadion. Es gibt daher auch nichts schöneres, als im Schatten des schönsten Stadions der Welt seine Freizeit gestalten zu dürfen.“

Leichtathletikplatz ist wieder schön

Die VfL-Leichtathleten haben ihren Platz direkt neben dem Stadion. Der ist jetzt wieder schön. Der Umbau, die Renovierung hat die Leichtathleten ein paar Mitglieder gekostet. „Nun aber ist der Platz mit der Laufbahn absolut top“, sagt Haarmann. Regelmäßig trainieren daher auch die Profifußballer des VfL drauf. Auch zu denen pflegt Haarmann einen engen Kontakt als Verantwortlicher Leichtathleten.

Er ist aber auch Fußball-Fan und natürlich dabei, wenn es Ende Oktober im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München geht. „Wenn wir da bis zur 60. Minute mit nur einem Tor zurückliegen, wäre das schon klasse“, sagt er und muss lächeln. „Dann bekommen wir danach nur noch fünf Gegentore.“ Bei aller Liebe zum Verein, bleibt er realistisch. Er kann Dinge richtig einordnen. „Wir bedienen mit unserer Leichtathletik-Abteilung eher den Breitensport. Das ist total wichtig. Aber wenn ein Kind oder ein Jugendlicher ambitionierter ist und vielleicht auch ein echtes Leichtathletik-Talent, dann stellen wir uns nicht quer, wenn er dann zu den Leichtathleten des TV Wattenscheid 01 wechselt.“