Bochum. Zum Ende dieser Spielzeit ist im Schauspielhaus Bochum noch einmal “Penthesilea“ unter Corona-Bedingungen zu sehen. Es wird ein großer Abend.

Stehende Ovationen und Tränen auf der Bühne: Mit einem berührenden Schlussakkord ist die Spielzeit im Schauspielhaus Bochum zu Ende gegangen, die gewiss als eine der merkwürdigsten in die Annalen des Theaters eingehen wird. Intendant Johan Simons lässt zum Abschluss dieser nervenaufreibenden Saison noch einmal seine fulminante „Penthesilea“ in einer corona-tauglichen Neufassung mit dem Star-Duo Jens Harzer und Sandra Hüller spielen – und das Publikum im derzeit nur spärlich besetzten, aber seit Wochen ausverkauften großen Haus spendet größtmöglichen Jubel.

Dass Hüller und Harzer ihre Inszenierung seit Monaten nicht mehr spielen konnten, ist ihnen zu Beginn des Abends durchaus anzumerken. Reichlich nervös wirken beide, als sie auf zwei Stühlen in strengem Abstand voneinander Platz nehmen. Ihre Textbücher haben sie dabei und schlagen gelegentlich auch nach. Erst im Laufe der ersten halben Stunde kommen beide in Tritt und beginnen diese ungewöhnliche Situation im fast leeren Saal und vor allem auch das lebendige Spiel untereinander sichtlich zu genießen.

„Erinnere dich, Penthesilea“ unterscheidet sich von der ursprünglichen Inszenierung

„Erinnere dich, Penthesilea“, so der nostalgische Titel dieser denkwürdigen Neuauflage unter Corona-Bedingungen, unterscheidet sich von der ursprünglichen Inszenierung erheblich. Das Bühnenbild von Johannes Schütz mit dem dunklen Kasten, der die Schauspieler bisweilen fast verschluckt, kann derzeit nicht aufgebaut werden.

So wirkt das Spiel vor einer weißen Leinwand an diesem Abend eher wie eine Leseprobe: Nur gelegentlich springen die beiden Schauspieler von ihren Stühlen und werfen die Arme in die Höhe, statt sich wie eigentlich gedacht zart aneinander zu schmiegen und mit Haut und Haar gegeneinander zu schmettern. Der Liebeskampf zweier Sparringspartner wird mit gebotenem Abstand ausgefochten, was der neuen „Penthesilea“ etwas an Wucht nimmt.

Überragender Theaterabend zweier großer Schauspieler

Dass dennoch ein überragender Theaterabend draus wird, liegt natürlich an diesen beiden herausragenden Vertretern ihrer Zunft, die vor knapp zwei Jahren die Champions League zurück ins Bochumer Schauspielhaus brachten. Man könnte Jens Harzer stundenlang dabei zusehen, wie er mit leicht gebeugten Beinen auf seinem Schemeln hockt und diesen hochkomplizierten Texte eine immense Würde verleiht.

Am Ende hält es die Zuschauer nicht mehr auf den Sitzen. Bei Sandra Hüller fließen die Tränen. „Kommen Sie zurück!“, ruft sie gerührt in den Saal. Fest versprochen, im September sind wir wieder da.