Bochum. Welche Rolle spielt Rassismus im Alltag? Wir haben Bochumer gefragt. Nach einer Anlaufstelle suchen die Betroffenen meist vergeblich.

Vor genau vier Wochen wurde der schwarze US-Amerikaner George Floyd von einem Polizisten getötet. Der Fall löste in den USA eine Protestwelle aus und auch in Deutschland setzen sich immer mehr Menschen mit dem Thema Rassismus auseinander oder gehen auf die Straßen.

Der 27-jährige Essener Moko Diallo erlebt Rassismus in Bochum insbesondere in der Freizeit, wenn er mit Freunden in einen Club gehen will.
Der 27-jährige Essener Moko Diallo erlebt Rassismus in Bochum insbesondere in der Freizeit, wenn er mit Freunden in einen Club gehen will. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Moko Diallo begegnet Alltagsrassismus in Bochum immer wieder, insbesondere wenn er abends feiern gehen möchte. „Wenn ich versuche mit mehreren Jungs in einen Club zu kommen, werde ich weggeschickt“, berichtet der 27-Jährige, „aber wenn Frauen in der Gruppe dabei sind, ist das kein Problem“. Freunde von ihm bemerkten Rassismus außerdem bei der Job- und Wohnungssuche.

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Spontan fallen der 17-jährigen Aylin keine Erfahrungen mit Alltagsrassismus ein, doch ihre Freundin Dalaa erinnert sie: „Weißt du das nicht mehr?“ Sie habe schon öfter Diskriminierungen erlebt. „Wir waren mit mehreren Freundinnen unterwegs und haben gelacht. Da hat jemand uns zugerufen ,Immer diese Ausländer!’“

Doch wo bekommen Menschen, die in Bochum Rassismus erleben, eigentlich Hilfe? Die Stadt Bochum verweist auf die Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Dort wird zunächst geprüft, ob der Betroffene nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz benachteiligt worden ist und ob mögliche Ansprüche entstehen. Die Beraterinnen und Berater können Betroffene nicht vor Gericht vertreten, aber als Schlichterin auftreten. Zusätzlich können sie Beratungsstellen vor Ort vermitteln. In Bochum gibt es eine solche Stelle nicht.

Forderung nach einer Anlaufstelle in Bochum läuft ins Leere

Friederike Müller, Geschäftsführerin des Vereins Ifak für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe und Migrationsarbeit, hält die Hürde, sich bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zu melden, für „unglaublich hoch“. In den Migrations-Fachbereichen würden Betroffene immer wieder über Situationen aus allen Lebensbereichen berichten, weiß die Sozialpädagogin: „Diskriminierung gibt es ganz massiv auf dem Wohnungsmarkt und auf dem Ausbildungsmarkt“.

Der Verein Ifak vermittelt Betroffene für eine Rechtsberatung an das Anti-Rassismus-Informations-Centrum in Duisburg. „Eigentlich braucht jede Kommune eine Ansprechperson“, sagt Müller. „Wir haben die Forderung, eine Diskriminierungsstelle in Bochum einzurichten, bei verschiedenen Arbeitskreisen mehrfach gestellt“. Ihrer Meinung nach sei es allerdings nicht nur wichtig, dass Betroffene vor Gericht Recht bekommen: „Es muss sich auch strukturell etwas ändern“.

So berichtet der Bochumer Krish Poopalasinghan über seine rassistischen Erfahrungen im Alltag.