Bochum. Bochumer Jungunternehmer konnten mit ihrer Idee den Gründungswettbewerb „Senkrechtstarter“ gewinnen. Für die Zukunft haben sie einige Ziele.
Die Idee für ihr Unternehmen „Sperling“ kam den Bochumern Katharina Schmidt (24) und Björn Sperling (26) im Alltag: Schmidt suchte erfolglos den perfekten Rucksack für die Uni. Ein Modell, welches gleichzeitig nachhaltig und schick ist, habe sie damals nicht gefunden. Gemeinsam mit Geschäfts- und Lebenspartner Björn Sperling machte sie sich Gedanken, wie der ideale Rucksack aussehen soll. Aus ersten Entwürfen und Modellen für Familienmitglieder und Freunde ist nun ein kleines Unternehmen entstanden. Das Duo produziert gemeinsam nachhaltige und faire Rucksäcke aus Kork und Baumwolle.
Eine Motivation für die Gründung des Unternehmens war ein Plakat des Gründerwettbewerbs „Senkrechtstarter“ der Bochum Wirtschaftsentwicklung, welches Katharina Schmidt in der U-Bahn gesehen hat. Ein Jahr später meldeten sie sich selbst an – und das mit großem Erfolg. Die Neugründer konnten sich mit ihrem Businessplan gegen rund 100 Teams durchsetzen. Neben dem ersten Platz gewannen die beiden auch den Sonderpreis für Nachhaltigkeit. Mit insgesamt 17.000 Euro sind die beiden Auszeichnungen dotiert. „Wir wissen noch nicht, was wir damit vorhaben“, sagt Sperling, „jetzt kann man überlegen, welcher Schritt Sinn macht.“
Senkrechtstarter Bochum: Gründungsteams können sich mit Mentoren austauschen
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In die Bewertung der fünf besten Teams flossen sowohl die Meinungen der Jury als auch eine digitale Abstimmung, bei der jeder mitmachen konnte, mit ein. „Wir haben echt nicht damit gerechnet, dass wir unter die besten zehn kommen“, fasst Katharina Schmidt die Eindrücke der letzten Monate zusammen. Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Preisverleihung ohne Publikum auf der Videoplattform Youtube statt.
Zuvor mussten die beiden ihr Konzept vorstellen. „Bei den Veranstaltungen ist uns erst so richtig aufgefallen, dass wir es auch schaffen können, ein Unternehmen zu gründen. Wir haben aber nicht daran geglaubt, dass wir den Senkrechtstarter gewinnen“, sagt Schmidt, die durch ihre Teilnahme möglichst viel von Experten lernen wollte. Doch auch der Kontakt mit anderen Start-ups durch den Wettbewerb sei eine Bereicherung. „Wir haben viele Freunde gefunden“, sagt Sperling.
Taschen und Rucksäcke von „Sperling“ sollen zum Nachdenken anregen
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Besonders wichtig sind ihnen die Werte, die hinter ihrer Idee stehen. „Wir arbeiten mit einer Behindertenwerkstatt aus Duisburg zusammen. Dort werden die Kleinteile genäht“, so Björn Sperling, „die größeren Sachen kommen aus Indien“. Das sei besonders effizient, da weltweit ein großer Teil der Baumwolle aus Indien kommt und diese so für die Verarbeitung nicht um die Welt geschickt werden müsste. Zudem wollen sie die nachhaltige Produktion unter fairen Arbeitsbedingungen unterstützen, so Sperling weiter.
Auch der Tierschutz sei für sie eine Herzensangelegenheit. Auf einer Reise nach Portugal sind Katharina Schmidt und Björn Sperling auf das Material Kork gestoßen. Kork kommt bei der Herstellung der Rucksäcke als tierleidfreies Lederimitat zum Einsatz. Der nächste Schritt für die Unternehmer ist schon in Planung: Ab der kommenden Woche möchten sie für jedes verkaufte Produkt einen kleinen Betrag an einen Hof für Tiere spenden.
Ein Teil der Einnahmen wird an einen Lebenshof für Tiere gespendet
Weitere Gewinner des Gründungswettbewerbs
Den zweiten Platz belegt das Unternehmen Lidrotec GmbH (ehem. Lidros). Das 4-köpfige Team entwickelt eine Laseranlage für die industrielle Fertigung, wobei der kontrollierte Einsatz von Flüssigkeiten einzigartig ist. Das Verfahren revolutioniert somit die Herstellung von High-Tech-Produkten.
Der dritte Platz geht an Xinco – der Wasserkocher für den Induktionsherd. Das Produkt soll Rohstoffe schonen und energieeffizient sein. Der Wasserkocher braucht keinen festen Platz mit Steckdose und kommt Anfang 2021 auf den Markt. Die weiteren Platzierungen gibt es auf der Website www.senkrechtstarter.de.
„Kühe, die geschlachtet werden sollen oder kurz vor dem Verhungern sind, werden dort aufgenommen. Das kostet eine Menge Geld“, erklärt Sperling. Für jeden Verkauf soll die tägliche Futterration für eine Kuh finanziert werden. „Wir wollen damit zeigen, wie gut es den Tieren auf so einem Hof gehen kann, wenn man sich dafür einsetzt“, hebt der Gründer hervor.
Das nächste kurzfristige Ziel ist der Aufbau eines kleinen Teams. Das langfristige Ziel ist die Steigerung der Bekanntheit: „Wenn irgendjemand an einen Rucksack oder eine Tasche denkt, die gut aussieht, nachhaltig ist und fair produziert wird, wünschen wir uns, dass eigentlich unser Markenname der erste Gedanke daran ist“, sagt Sperling.